Einkäufer:innen zur Preview Kids: ansprechend, gut organisiert und gute Auswahl an Marken
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Die Modemessen des niederländischen Messeveranstalters und der Handelsplattform Cast sind erst wenige Jahre alt, aber sie wachsen schnell. So bekamen die Damen- und Herrenmode bald eigene Messen, und die Ausstellungsfläche der Preview Men wurde zuletzt stark erweitert. Das Wachstum bedeutet auch, dass das Kindersegment nicht unbedient bleiben kann. So kündigte Marijn Verschure, Generaldirektor des Messeveranstalters Cast, an, dass es im Juli 2023 die Preview Kids geben werde. Die erste Ausgabe fand am Montag zum ersten Mal im Cast-Gebäude in Nieuwegein in der Nähe von Utrecht statt und setzt die Messlatte für die kommenden Ausgaben hoch.
Wer noch nicht in der Stimmung war, sich auf der Messe mit Winterkleidung einzudecken, wurde am Montagmorgen in ein „Winterwunderland“ eingetaucht: Schneeflocken wirbelten umher und Nieuwegein erreichte den Gefrierpunkt. Im Cast-Gebäude warten im ersten und zweiten Stock über 150 Marken auf Besucher:innen. Es ist das erste Mal, dass eine Preview-Messe zwei Etagen hat.
Wenn man erst einmal drinnen war, brauchte man eine Weile, um den Weg zu finden, aber wer aufmerksam war, fand bald weiße Schilder, die den Weg durch das Labyrinth wiesen: eine Rolltreppe hinauf, zehn Schritte vorwärts, dann nach rechts und der Eingang zu Preview Kids lag auf der linken Seite.
Die Ausstellungsfläche wurde nicht nach Altersgruppen oder Größen unterteilt; das wäre eine unmögliche Aufgabe - schließlich bedienen einige Marken mehrere Altersgruppen. So ist die Babybekleidungsmarke Bess gleich zu Beginn mit mehreren Babyanzügen in Olivgrün, Beige und Erdtönen vertreten. Weiter hinten präsentiert Ai&Ko seine typische Mädchenkollektion und im zweiten Stock sind Marken wie Jack & Jones Junior, Scotch & Soda und Levi's zu finden. Sicher ist auf jeden Fall, dass man auf der Messe für Kinder von Null bis 14 Jahren fündig werden kann.
Preview Kids: „Ein guter Reset für die Messelandschaft in der Kindermode“
Im Bereich der Kindermode wackelte es in den vergangenen Messesaisonen an allen Ecken und Enden. Sie zeigte zum Beispiel die Modefabriek im vergangenen Jahr zum ersten Mal nach der Schließung von Market by Kleine Fabriek im Jahr 2017 wieder Kindermode in Zusammenarbeit mit Drive Inn, aber verwarf diese Idee für die kommende Winterausgabe - der Schwerpunkt wird auf Damenbekleidung liegen. Drive Inn steigt als Partner in die Preview Kids ein. Auch auf der Kindermode-Messe SundaySchool wurden mehrere Änderungen vorgenommen. Letztes Jahr testete die Messe ein neues Ausstellungskonzept, das es Einkäufer:innen ermöglichte, mehr Informationen durch Gespräche zu sammeln. Auch die SundaySchool erhielt einen zusätzlichen Messetag. In diesem Jahr sollte die Kindermodemesse an einem neuen Ort und mit einem überarbeiteten Format stattfinden, aber auch sie wurde abgesagt.
Kindermode gibt es also nirgendwo anders als bei Preview Kids. Nicht umsonst ist die Stimmung schon früh am Morgen gut. Aussteller:innen suchen sich gegenseitig auf eine Tasse Kaffee auf und plaudern, was bald den Ton des Tages angibt: Die Messe ist gut organisiert, die Leute sind in Stimmung und alles ist unter einem Dach.
„Die Kindermode-Landschaft ist sehr stark im Wandel begriffen. Es ist gut, dass es jetzt eine Messe gibt, die alles bieten kann, was wir, aber auch die Einkäufer:innen brauchen. Es ist ein guter Reset“, sagte Peter Bellekom von PB Agenturen, der an seinem Stand unter anderem Marken wie Evers und Stab1Poot vertritt, gegenüber FashionUnited. Die Agentur ist auf der Messe, um Kontakte zu knüpfen, ebenso wie die Mädchenmodemarke Topitm, die ein neues Label mitgebracht hat: On Top Of The Cake. „Wir haben bereits ein schönes Kund:innenportfolio aufgebaut, aber jetzt, wo wir ein neues Label vorstellen, suchen wir auch nach neuen Kund:innen“, heißt es am Stand.
Auch für die belgische Modemarke Lily Balou ist die Tatsache, dass nicht nur bestehende Kund:innen die Messe besuchen, von Vorteil. Die Modemarke will sich in den Niederlanden stärker etablieren. Die nachhaltige Marke gibt es nun schon seit mehr als 12 Jahren, aber der Durchbruch im Nachbarland fehle noch, so Designerin Anne de Smedt. „Wir hoffen jetzt vor allem darauf, die Marke bekannt zu machen, aber wir stellen fest, dass das manchmal schwierig ist, wenn die Leute die Marke nicht kennen. Es liegt nun an uns, zu verkaufen, und ich denke, das wird uns heute gelingen. Die Stimmung auf der Messe ist gut.“
Auch bei der Mädchenmodemarke Geisha fehlt es nicht an Atmosphäre: „Die Messe ist bis ins kleinste Detail organisiert, man kann hier kostenlos parken, Frühstück und Mittagessen werden vorbeigebracht, so dass wir uns ganz auf unsere Kundschaft konzentrieren können, und ganz wichtig: jede Marke ist hier gleichberechtigt“, schwärmt Ethel Nieuwenstein, Verkaufsleiterin von Geisha. Ähnliches ist an den Ständen von 4President, Kiezeltje und Hop Agenturen (die Marken wie Ballin, Diesel, Guess und Sofie Schnoor ausstellen) zu hören. „Es geht um Kleidung und nicht um das Brimborium drum herum. Preview gibt einen ‘Vorgeschmack’ auf die Kollektionen“, denn egal wie groß oder klein eine Marke ist, jeder Stand hat den gleichen Aufbau mit schwarzen Kleiderständern.
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Hinter den Kulissen der Preview Kids übernehmen Mitarbeiter:innen die Lauferei
Dass alle Marken gleichberechtigt sind, ist genau das Bild, das Messeveranstalter Cast vermitteln möchte. „Wir wollen zeigen, dass wir verstehen, wie es ist, als Verkäufer:in auf einer Messe zu sein. Das ist die Zeit, um den Kontakt mit den Kund:innen zu pflegen und neue Kund:innen für sich zu gewinnen“, erklärt Verschure gegenüber FashionUnited in einem Interview auf der Messe. „Den Teilnehmenden werden Bedingungen gestellt, an die sie sich halten müssen. Einige Marken auf anderen Messen holen alles heraus, von Plakaten über Rasenmatten bis hin zu Prosecco. Das ist hier nicht erlaubt. So stellen wir sicher, dass wir ein gleichwertiges Image schaffen und die Einkäufer nicht von dem ganzen Trubel überwältigt werden.“
Um den Aussteller:innen und Einkäufer:innen die Rennerei zu ersparen, bringen Mitarbeiter:innen Kaffee und Tee mit. Gegen Mittag tauchen sogar schwarze Wagen mit belegten Brötchen in den Gängen auf. „Die Mitarbeiter:innen der Preview laufen sich hinter den Kulissen die Füße ab. Wir wollen, dass alle die Möglichkeit haben, sich mit anderen auszutauschen, ohne dass sie nur deshalb nicht kommen, weil eine lange Schlange am Kaffeeautomaten steht.“ Übrigens gibt es nach wie vor Kaffeeecken auf der Ausstellungsfläche, in denen man auch mal sitzen und sich unterhalten kann.
Die Messlatte der ersten Ausgabe liegt also hoch - für die Mitarbeitenden, Aussteller:innen und Besucher:innen. Das merkt der Generaldirektor selbst. „Wir leiden unter Wachstumsschmerzen. Wir haben zu wenig Personal, das heißt, wir müssen alle schneller laufen als sonst. Ursprünglich war das Ziel, etwa 100 Marken auf die Messe zu bringen, aber es sind viel mehr geworden. Außerdem gehen die Besucher:innenzahlen in die Höhe.”
Erste Preview Kids legt die Messlatte für kommende Ausgaben hoch
In der Tat sind die Gänge den ganzen Tag über mit eifrigen Einkäufer:innen gefüllt, die mit einem Ziel zur Preview Kids kommen: neue Marken zu entdecken und zu sehen, was ihre vertrauten Marken für die nächste Wintersaison auf Lager haben.
Die Inhaberin des Kinderbekleidungsgeschäfts Rebel & Olive, Marcella Bruin, ist daher sehr froh, dass es „endlich“ wieder eine Kindermodemesse gibt, die alles unter einem Dach bietet. „Hier hole ich mir zuerst meine Inspiration. Das ist eine gute Vorbereitung für meine Einkäufe, die nächste Woche beginnen. Eine gut organisierte Messe ist also alles, was man braucht, und das findet man hier, auf der Preview Kids“, sagt sie. „Andere Messen sind eher bombastisch, hier sind alle gleich. Das reizt mich.“ Die Einkäuferinnen für Kindermode bei Wehkamp und Kleertjes.com , Maxime Duijn und Tesir Yasmine Loukili, sind der gleichen Meinung: „Auf dieser Messe wird man nicht von einem Stand angezogen. Man geht daran vorbei und wenn es einen anspricht, kommt man ins Gespräch. Das funktioniert für uns sehr gut. Außerdem gibt es eine schöne Mischung von Marken.“
Die No-nonsense-Ausstrahlung der Preview Kids ist im Allgemeinen sehr gut, könnte aber hier und da ein bisschen weniger vertragen, meinen Karin Kuipers und Cyrille Hesselink, Allround-Verkäuferin und Inhaberin des Kindermodegeschäfts Pien & Mats. „Es ist manchmal nicht ganz klar, bei welcher Marke man zwischen den Kleiderständern stöbert. Die Beschilderung könnte für uns ein bisschen größer sein. Außerdem haben wir auf anderen Messen Fotos von den Ständen gemacht, um uns für meine Schaufenster inspirieren zu lassen. Das ist hier nicht möglich, aber ich verstehe auch, dass das hier nicht die Absicht ist“.
Preview Kids macht Lust auf mehr
Alles in allem kann man sagen, dass die erste Ausgabe der Preview Kids erfolgreich war. Obwohl es hinter den Kulissen etwas chaotisch zuging, war dies auf der Ausstellungsfläche nicht zu spüren. Aussteller:innen und Einkäufer:innen beschrieben die Messe als zugänglich, gut organisiert und übersichtlich. Was die Ausstellenden betrifft, so konnten hier und da neue Kund:innen gewonnen werden, wie zum Beispiel bei Hop Agenturen und Geisha, und die Einkäufer:innen bekamen wieder einmal das, wofür sie gekommen waren: Kleidung auf Ständern, ohne viel Aufhebens und alles unter einem Dach.
Die nächste Ausgabe für Kinder ist für den 24. Juni 2024 geplant. Verschure will in der kommenden Zeit vor allem die Organisation professionalisieren. „Wir werden das Backend besser verschlanken. Das ist besser für Lieferant:innen, Besucher:innen und meine eigenen Mitarbeiter:innen. Wir konzentrieren uns jetzt nicht auf Wachstum, sondern auf Qualität, Durchsetzung und Verbesserung.“
Dieser Artikel erschien ursprünglich auf FashionUnited.nl. Übersetzt und bearbeitet von Simone Preuss.