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European ShoeShow – Der Schuh passt noch nicht

Von Barbara Russ

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Messen

Die Schuhbranche wünscht sich weiterhin eine physische Messe, soviel steht fest. Der Termin ist auch der richtige. Doch irgendwie wollte der Schuh bei dieser Erstausgabe der European ShoeShow und der Design Attack in Köln einfach noch nicht passen.

Eine neue Schuhmesse in NRW, und das zu dem Zeitpunkt, da die einstige Leitmesse GDS wegen rückgängiger Zahlen eine tiefgreifende Neuaufstellung durchläuft, das schürte natürlich die Neugier. Die European ShoeShow, die von den erfahrenen Messemachern Frank Hartmann und Hendrik Schellkes ins Leben gerufen wurde, fand nun am 12. und 13. März im Kölner XPOST Gebäude statt und blieb leider hinter den Erwartungen zurück.

Messebesuch entsprach nicht den Erwartungen

Die Hallen waren am Montag ausreichend gefüllt, am Sonntag allerdings blieben die erhofften Besucherströme aus. Mehrere Aussteller gaben an, die Anreise habe sich für sie nicht gelohnt. „Ich will nicht pessimistisch klingen, aber für mich hat sich diese Messe nicht gelohnt. Ich werde bei nächsten Mal wohl nicht wieder dabei sein,“ sagte CEO Jens Bak Kristensen von dem Schuhlabel Another Project aus Dänemark. Allerdings habe er auch erst kurzfristig am Freitag seinen Stand gebucht und daher nur wenige Termine gezielt verabredet. Auch andere Aussteller bemängelten die niedrigen Besucherzahlen: „Es ist für uns nicht gut gelaufen. Wir hatten uns mehr Traffic und mehr regionale Kunden erhofft,“ erzählt ein Vertreter einer britischen Schuhmarke.

Geheimtipp Messe

Offenbar mangelte es der Tradeshow an groß aufgezogenen PR- & Marketingaktivitäten. So erzählten einige Besucher erzählten den Ausstellern, durch Zufall von der Messe erfahren zu haben und auch die Aussteller selbst bemängelten den mangelnden PR- und Werbe-Einsatz von Seiten der Veranstalter. „Man hätte bei dieser ersten Veranstaltung stärker investieren müssen und ein paar starke Namen, die Besucher anziehen – vielleicht auch auf eigene Kosten — ins Boot holen müssen. Meine Kritik richtet sich aber gleichzeitig auch an den Einzelhandel, der es sich etwas zu bequem macht und Chnacen, die ihm angeboten werden, nicht nutzt. Den Zeitpunkt für die Messe finde ich sehr gut gewählt — eine Woche vor der Essenz in München,“ fasste es Patrick Coppolecchia-Reinartz Managing Director der Agentur d-tails zusammen.

Messen weiterhin gewünscht

Prinzipiell zweifelt aber keiner der Aussteller an der Wichtigkeit einer physischen Messe und auch der Termin kam durchweg positiv an: „Es lohnt sich weiterhin, auf eine Messe zu fahren und dort zehn Kunden auf einmal zu abzuarbeiten,“ so ein Aussteller. „Wenn die European ShoeShow aus dieser Veranstaltung lernt und wächst, kann sie durchaus eine wichtige Rolle in der Schuh-Messelandschaft einnehmen.“

Dass die Messe mit einem derart leisen Einstand an den Start ging, verwundert tatsächlich. Es scheint, als hätten die Veranstalter in ihrer Planung mit angezogener Handbremse gearbeitet: „Es ist bisher weder Fisch noch Fleisch. Aber die Messelandschaft setzt sich noch und keiner weiß, wo es hingeht,“ so Andreas Neuhaus, der Wrangler Footwear ausstellt. „Die Besucherzahl war am Sonntag sehr überschaubar. Am Montag durfte ich aber schon einige große Kunden begrüßen,“ setzt er positives Feedback hinterher. Zu der niedrigen Besucherfrequenz trug vermutlich auch das frühlingshafte Wetter am Sonntag bei, aufgrund dessen sich wohl der ein oder andere regionale Händler gegen einen Messebesuch entschieden haben dürfte.

Eine Lücke, die es zu besetzen gilt

Einig sind sich die Aussteller auch darüber, dass es eine Lücke für eine große europäische Schuhmesse gibt, die zum richtigen Zeitpunkt stattfindet. „Ein GDS-Nachfolger, in der Funktion, die sie früher einmal hatte, ist aber in jedem Fall ist nötig. Diese Leitmesse und Plattform des B2B-Gesprächs zu einem späteren Termin fehlt vor allem in der Produktentwicklung. Die GDS hat damals den Termin hin zu einer Informationsmesse geändert und dadurch fehlt der Branche das Gespräch über und die damit verbundene Optimierung des Produkts,“ findet Andreas Neuhaus.

So sieht das auch der Mitinitiator der European ShoeShow, Frank Hartmann: „Dadurch, dass die GDS sich vom Order- hin zum Informationszeitpunkt bewegt hat, haben wir eine Lücke für eine Orderplattform gesehen. Diese Terminlage werden wir in jedem Fall beibehalten.“

Fazit der Veranstalter

Das Fazit des Messemachers, der 13 Jahre bei der Messe Düsseldorf war, fällt verhalten positiv aus: „Insgesamt können wir — für eine Startveranstaltung — zufrieden sein. Die Marktsituation hat sich ja nicht schlagartig verändert, nur weil wie jetzt eine Messe machen. Dennoch sind wir mit 250 Brands und Ausstellern an den Start gegangen. Schön war auch, dass wir über die regionalen Besucher hinaus auch Gäste aus Ost- und Süddeutschland begrüßen konnten. Wir hatten außerdem etwa 20 Prozent Besucher aus Benelux.“

„Die Resonanz ist sehr positiv,“ sagt auch Eddi Mackowiak, der im Erdgeschoss seine Plattform Design Attack betreibt, die früher auf der GDS beheimatet war: „Die Besucherzahl hätte besser sein können. Aber man braucht zwei bis drei Saisons, um eine solche Veranstaltung zu etablieren. Ich jedenfalls bin fürs erste Mal zufrieden.“ Auf die Frage hin, ob er die ShoeShow als Ergänzung oder Konkurrenzveranstaltung zur Gallery Shoes sehe, sagte Mackowiak: „Das hat gar nichts miteinander zu tun. Ich war 13 Jahre bei der GDS und jetzt habe ich eine neue Herausforderung gesucht.“

Rückendeckung erhalten die Messeveranstalter von Horst Purschke, der mit seiner Verbundgruppe junger, innovativer Schuhfachhändler, GMS, mit einem eigenen Stand auf der European ShoeShow vertreten ist: „Der Ansatz der Messe ist ganz hervorragend: Händler könne sich nach Abschluss der Ordern noch einmal über Kollektionsaktualisierungen informieren. Die Messelandschaft hat sich dramatisch verändert. Ich halte den Termin für richtig. Es braucht aber Informationsmessen im Vorgriff und die Händler sollten sich neu orientieren und Informationen einholen, bevor sie ihre Limits fest einplanen und diese im MOC oder SOC vergeben. Ein späterer Orderzeitpunkt ist genau der richtige Schritt. Wir müssen näher an die Saison ran und nicht weiter weg.“

Die Zukunft der European ShoeShow

Der Schuh ist geliefert, die Box geöffnet, aber er sitzt nicht auf anhieb, sondern muss noch eingetragen werden. Es bleibt den sympathischen Messemachern zu wünschen, dass die Branche nicht zu ungeduldig dafür ist und ihn gleich zurück schickt. ‚Schrei vor Glück’ sieht jedenfalls anders aus. Und damit muss die Schuhbranche — und die Messelandschaft — es langfristig aufnehmen.

UPDATE: In der abschließenden Pressemitteilung der Veranstalter heißt es: "Die mit 250 Brands und Ausstellern aus 14 Ländern gut angenommene neue Order Messe konnte noch keine Trendumkehr zu vermehrter Orderbereitschaft im Einzelhandel verzeichnen.

Es wurden zwar an den meisten Ständen Orders geschrieben, doch die allgemeine Zurückhaltung und Verunsicherung im Einzelhandel zeigte sich auch auf der European ShoeShow. Der Besuch mit 1258 Besuchern aus 8 Ländern blieb hinter den Erwartungen zurück."

„Wir haben nicht erwartet, dass sich viele Einzelhändler angesichts der schwierigen Situation im Markt diese gute Gelegenheit zur Information und Austausch in der Branche entgehen lassen würden,“ so Frank Hartmann Sprecher der European Shoeshow. Nicht erstaunlich wiederum ist es, dass insbesondere erfolgreiche Einzelhändler erschienen, Kollektionen sichteten und auch vereinzelt Orders schrieben. Von Seiten der Aussteller wurde die Organisation, die Location und das Setup der Messe durchaus gelobt und sich in Mehrheit für eine Wiederbeteiligung zum späten Termin im September ausgesprochen. Auch die positiven Reaktionen der angereisten Beobachter der Verbände aus Italien, Portugal, Spanien und Großbritannien zeigten sich beeindruckt vom ersten Auftritt und werden die European Shoeshow in Ihre Überlegungen bezüglich der nächsten Orderrunde einbeziehen. Termine für weiterführende Gespräche sind bereits vereinbart. Hartmann: „Jetzt heißt es für uns die Kommunikation mit dem Einzelhandel weiter zu intensivieren und gemeinsam mit den Ausstellern und Medien Wege zu finden diese zu überzeugen, dass in der Krise auch immer eine Chance zur Veränderung zum Guten liegt. Der Einzelhandel hat Chancen sich neu aufzustellen und Umsätze zurück zu erobern. Aber das ist auch eine Gemeinschaftsaufgabe der Branche.“

Die nächste European ShoeShow findet wieder in der XPOST in Köln statt positioniert vom 24. – 25. September zwischen der MICAM und den Münchener Orderveranstaltungen.

Fotos: FashionUnited

Eddi Mackowiak
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