Gratwanderung auf der Modemesse CIFF: Der Kampf um die Marge hat nun wirklich begonnen
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Die dänische Modemesse CIFF ist wieder voll im Gange. Nun, fast mit voller Kraft. Die Messe kehrte zum zweiten Mal seit den strengen Corona-Maßnahmen Dänemarks zurück, und dies sollte die große Wiederkehr sein, wie ein Gespräch mit der neuen Direktorin Anna Sofie Dolva ergab. Auf den ersten Blick scheinen die Gänge ruhig zu sein, dennoch sind die Besucher:innen hier, um zu ordern. Hinter den Kulissen geht jedoch viel mehr vor sich, als es den Anschein hat.
Im vergangenen Frühjahr feierte die CIFF bereits ihr Comeback, doch die dänische Regierung hatte erst kurz zuvor grünes Licht für die Messe gegeben. Das grüne Licht bedeutete für die Organisation das 'Go', aber am Ende waren sie mit der Ausgabe nicht zufrieden. Diese Sommerausgabe soll das wieder wettmachen, und die Hoffnungen sind groß, sagte Dolva. CIFF hat eigens für die Veranstaltung über 300 internationale Buyer und Pressevertreter:innen eingeflogen.
Wer das letzte Mal im Januar 2020 die Copenhagen International Fashion Fair (CIFF) besucht hat, dem wird wie so vielen das veränderte Layout auffallen. Die Veranstaltung findet nach wie vor im bekannten Bella Center statt, aber der Eingang zur Messe befindet sich an einem anderen Ort. So kommt man sofort in eine Halle mit der japanischen Delegation von Marken und anderen jungen, führenden Labels. Sie wurden von der Organisation in dem Segment zusammengestellt, das sie "Greenhouse" genannt hat. Neben diesem Segment gibt es auch den neuen Bereich "Sustain", in dem die Messe versucht, die Besucher:innen über Kreislaufwirtschaft zu informieren, und in einer kleinen Ecke gibt es sogar einige Vintage-Händler:innen. Das Segment Sport, das im Januar 2020 eingeführt wurde, ist jedoch verschwunden.
Aufmerksamen Besucher:inenn wird auch auffallen, dass in dieser Ausgabe viel weniger Platz beansprucht wurde. Die größte Halle, die traditionell von der Messe genutzt wird und in der sich jetzt der "Bungalow"-Bereich befindet, ist teilweise abgesperrt und ungenutzt. Da auch andere Teile des Bella Centers genutzt werden, ist es schwierig, genau zu sagen, wie viel kleiner die CIFF im Vergleich zur Ausgabe im Januar 2020 war, aber es braucht sicherlich weniger Zeit, um die gesamte Ausstellungsfläche zu besuchen.
CIFF: Neue Ausrichtung und Fokus auf Nachhaltigkeit
Aber die Atmosphäre ist gut. Die Menschen freuen sich wieder darauf, und die Marken sind froh, dass es auch viele internationale Besucher:innen gibt. Es mag zunächst ruhig erscheinen, aber es werden Aufträge geschrieben.
Bei The Jogg Concept sind bereits in den ersten Stunden am Mittwochmorgen mehrere Kund:innen eingetroffen, sagt die niederländische Agentin Maud van de Laar. Dieses Bild ergibt sich auch aus Gesprächen mit anderen Standbetreiber:innen, die berichten, dass Einzelhandelsketten aus Mexiko und anderen Ländern gekauft haben.
Einige Marken, die zum ersten Mal auf der CIFF sind oder die nach langer Zeit wieder auf die Messe zurückkehren, zweifeln nur manchmal daran, ob sie nicht lieber auf der Revolver gewesen wären, eine Modemesse, die gleichzeitig an drei Orten im Zentrum von Kopenhagen stattfindet. Als Marke ist es nach wie vor wichtig, von den richtigen Marken umgeben zu sein, auch von der Konkurrenz, sagt die Gründerin des Hamburger Labels Anni Carlsson, Annika Eva Schwieger. Denn wenn Sie von Konkurrenz umgeben sind, bedeutet das, dass Ihr Wunschkunde auch eher zu Ihnen kommt. Die deutsche Bademodenmarke My Marini spielt auch mit dem Gedanken, sich beim nächsten Mal für die Revolver zu entscheiden.
Die Tatsache, dass nicht nur CIFF und Revolver, sondern auch die Copenhagen Fashion Week stattfindet (die Modewoche schließt sogar im Bella Centre), bedeutet, dass Kopenhagen in den letzten Tagen eine Menge modebegeisterter Menschen empfangen hat. Die Besucher:inne müssen sich jedoch die Zeit einteilen, auch wenn sie nicht zu den Modeschauen gehen und nur die beiden Messen besuchen wollen. Es wird auf der CIFF gemunkelt, dass CIFF und Revolver in Zukunft nebeneinander oder näher beieinander stattfinden könnten. Das ist eine Aussicht, die viele Aussteller:innen gerne sehen würden.
Preisanstieg und Ungewissheit: Das beschäftigt die Marken
Als ob das nicht genug wäre, ist noch viel mehr auf der Messe los. Der Kampf um die Marge. Wenn Marken mit dem zunehmenden Druck zu mehr Nachhaltigkeit konfrontiert sind, was wiederum Kosten mit sich bringt, spielen auch Inflation, gestiegene Transport- und Rohstoffkosten eine Rolle. Es ist selten, dass man von Marken hört, die ihre Preise nicht erhöhen mussten. Dies ist zum Beispiel bei den Marken, die zu großen Modekonzernen gehören, wie DK Company, zu der unter anderem Saint Tropez und The Jogg Concept gehören, noch nicht der Fall. Auch auf die Fragen nach Inflation und Preiserhöhungen will nicht jedes Unternehmen antworten, aber ein großer Teil der Standbetreiber:innen muss sich wirklich zusammenreißen.
Bei der Marke Tif Tiffy wurden nicht alle Preise erhöht, sondern nur die Preise für eine bestimmte Stoffqualität. Das hat mit den Kosten für Rohstoffe zu tun. "Das müssen wir tun, um unsere Gewinnspanne zu erhalten, aber es gibt auch nur einen bestimmten Betrag, den wir auf den Preis aufschlagen können”, so ein Vertreter der dänischen Marke. “Die Menschen haben oft ein Maximum, das sie bereit sind, für einen Artikel zu zahlen."
Auch die niederländische Marke Juffrouw Jansen hat die Preise einiger Artikel leicht angehoben, wie Inhaber Peter van 't Veen am Stand gegenüber FashionUnited erklärt. Die Preise für die Kleider wurden angehoben, aber nicht so hoch, dass sie die gestiegenen Kosten ausgleichen, ohne dabei Kompromisse bei Qualität und Passform einzugehen. Juffrouw Jansen hat auch die Marge gesenkt, um die Artikel erschwinglich zu halten, sagt der Inhaber. Es ist das Dilemma, vor dem viele der Ausein müssten, um die gestiegenen ssteller:innen auf der CIFF und Marken im Allgemeinen stehen: Gewinnspanne versus Kundenbindung. Die Marken, die in dieser Saison noch keine höheren Preise eingeführt haben, werden dies in der nächsten Saison tun, so scheint es.
Es gibt auch Ängste vor dem, was noch kommen wird. Leider hat niemand eine Kristallkugel, also werden wir abwarten müssen. Die Marken sehen, dass die Verbraucher:innen immer noch kaufen, aber das letzte Quartal des Jahres wird spannend werden. Auch die Überlastung des weltweiten Verkehrs muss berücksichtigt werden, und die Produktion in China ist keine Selbstverständlichkeit mehr, da das Land regelmäßig verschiedene Regionen für mindestens einen Monat komplett stillgelegt hat. Es ist daher nicht ungewöhnlich, dass Marken ihre Lieferung nicht erhalten.
CIFF: Sommerausgabe fast zurück in voller Stärke
Mehr denn je braucht die Modeindustrie einander. Ein Wirtschaftszweig, der immer nach Zusammenarbeit schreit, aber in der Praxis einfach nicht kooperiert. Die Erholung von der Pandemie und die Bewältigung der Inflation sollte man nicht allein angehen. CIFF möchte für seine Marken und Besuchenden da sein, so Dolva. Vermittlung von Wissen über Nachhaltigkeit, aber auch darüber, wie man mit dem Großhandel auf dem aktuellen Markt Wachstum erzielen kann.
So bekommt die Sommerausgabe des CIFF einen herben Beigeschmack: Einerseits freuen sich die Leute, wieder da zu sein, sich zu treffen und internationale Buyer kennen zu lernen. Auf der anderen Seite blicken die Menschen ängstlich in die Zukunft. Es ist eine echte Gratwanderung, auf der sich die Branche immer noch befindet. In sechs Monaten können wir vielleicht auf der Messe sehen, wer stabil geblieben ist und wer es nicht auf die andere Seite geschafft hat.
Dieser übersetzte und bearbeitete Beitrag erschien zuvor auf FashionUnited.nl.