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IFCO bringt über 600 Ausstellende nach Istanbul, viele Einkäufer:innen aus Russland und Nahost

Von Isabella Naef

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Messen
Kleidungsstücke der türkischen Marke Viola&Vesper Bild: FashionUnited

Die Türkei ist seit Jahrzehnten Zulieferland für eine Vielzahl internationaler Modeunternehmen und ist auch im Messebereich so strukturiert, dass sich Herstellende, die nicht nur Bekleidung produzieren, sondern auch ihre eigenen Marken haben, dem Publikum präsentieren können - gerade Einkäufer:innen aus dem Nahen Osten und Osteuropa.

Die fünfte Ausgabe der Istanbul Fashion Connection (IFCO), organisiert von Itkib, dem Verband der Istanbuler Textil- und Bekleidungsexporteure, endete am Samstag, dem 10. Februar in Istanbul. Die nächste Ausgabe wird vom 7. bis 9. August 2024 stattfinden.

FashionUnited wurde zur Messe eingeladen und hatte die Gelegenheit, sich diesem Markt zu nähern und mit Produzent:innen und Designer:innen zu sprechen, die Gäste der Veranstaltung waren. Auf 100.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche versammelten sich über 600 Ausstellende und Marken mit ihren Kollektionen für Damen, Herren, Babys und Kinder sowie Denim- und Aktivbekleidung, Unterwäsche und Strumpfwaren, Anlassmode sowie Brautmode, Leder und Schuhe.

Türkei ist drittgrößter Lieferant von Bekleidung und Textilien der EU

Die Organisator:innen erwarteten mehr als 30.000 Besucher:innen, darunter Einkäufer:innen und Branchenexpert:innen; die endgültigen Zahlen wurden jedoch bislang noch nicht bekannt gegeben. Sicher ist, dass die Türkei einen wichtigen Bezugspunkt für die Modebranche und den Handel in Europa darstellt.

Eindruck von der IFCO. Bild: FashionUnited

Als drittgrößter Lieferant von Bekleidung und Stoffen für die EU biete die Türkei klare Wettbewerbsvorteile, betonte Fatih Zengin, stellvertretender Generalsekretär von Itkib, des Istanbuler Verbandes der Bekleidungsexporteur:innen. „Ich spreche von kurzen Vorlaufzeiten, Fertigungsqualität und Individualisierung“, so Zengin.

Im Bereich „The Core“ stellten sich 25 türkische Designer:innen vor, die mit ihren kleinen Produktionen in die USA, nach Europa und in den Nahen Osten exportieren. Dazu gehörte auch die Marke Nej, gegründet von Nej Nejla Güvenç. Als Pionierin der Vision „Nachhaltigkeit in der Mode“ in der Türkei war die Designerin viele Jahre lang Teil der Designteams verschiedener türkischer Marken und gründete später im Jahr 2002 die nachhaltig-inspirierte Marke Nej. Die von Itkib unterstützte Designerin ist auch als Beraterin für Turquality tätig, einem staatlichen Programm, das darauf abzielt, die Eigenmarken von Unternehmen zu fördern und nicht nur die Exporte zu steigern.

Gots-zertifizierte Stoffe (Global Organic Textile Standard) und EcoBamboo gehören zu den Materialien, die für die auf der IFCO präsentierte Nej-Kollektion verwendet wurden. Die Kleidungsstücke kosten zwischen 160 Euro für ein Sweatshirt und 400 Euro für einen Mantel.

Designerin und Gründerin der Marke Nej, Nej Nejla Güvenç auf der IFCO. Bild: FashionUnited

Zu den anderen Marken, die im Bereich „The Core“ vertreten waren, gehören auch Armine, Gizia, Kayra und Viola&Vesper. Das von Ece und Ozge gegründete Label Viola&Vesper, das sich durch Abendkleider und glamouröse Stücke auszeichnet, die durch die Kombination mit Jeans und sportlicheren Kleidungsstücken alltäglicher gestaltet werden können, exportiert hauptsächlich in den Nahen Osten. Ece, die kreative Seele des Labels, erzählte gegenüber FashionUnited, dass sie die Parsons School of Design absolvierte und ihre Karriere bei Vera Wang, Zac Posen und Yazbukey fortsetzte.

„Pailletten, Strasssteine, Federn und extravagante Details sind die Grundelemente unserer zeitlosen Kollektionen. Viola&Vesper repräsentiert zwei gegensätzliche Persönlichkeiten, die in jeder Frau leben. Manchmal können sie sich wie Viola fühlen, inspiriert von Shakespeares Zwölfter Nacht, mystisch, natürlich, leidenschaftlich und entschlossen. Ein anderes Mal können sie sich wie Vesper fühlen, inspiriert von James Bonds einzig wahrer Liebe, Vesper Lynd, mutig, extravagant, spontan und furchtlos“, erklärten die Gründerinnen.

Trendbereich widmet sich der Introspektion

IFCO hat Trends einen Ad-hoc-Bereich gewidmet, der von der türkischen Modeschule IMA (Istanbul Moda Academy) gestaltet wurde, einem Mitglied der International Foundation of Fashion Technology Institutes. Das Thema für Herbst/Winter 25-26, „Introspect“, dominierte den Raum. Das individuelle Engagement für die Schaffung einer besseren Version von uns selbst, kombiniert mit unterstützenden Technologien und künstlicher Intelligenz, sollte als Beschleuniger für Ideen und Kreativität dienen. Der Schwerpunkt lag auf Designpsychologie.

Neben einem Bereich für Designer:innen beherbergte IFCO einen Pavillon, der den etabliertesten Marken und Herstellenden gewidmet war. Darunter Cebir Giyim mit der Marke Maraton Sportswear. Das 1992 von vier Brüdern unter der Leitung von Celal Kaya gegründete Unternehmen startete in einer kleinen Schneiderei in Laleli und begann mit der Produktion von Trainingsanzügen.

Baby-Strampler von Ozmoz Bild: FashionUnited

Anschließend übernahm Cebir Giyim im Jahr 2000 die Marke Maraton Sportswear und im Jahr 2001 wurde das Designteam der Herrengruppe gegründet. Heute hat Maraton Sportswear über 100 Mitarbeitende, 5 Geschäfte in Laleli und Merter und einen wachsenden Marktanteil. „Wir erschließen neue Märkte“, bestätigt Neze Hat Aksoy, Export-, Import- und Rechtsmanager, und unterstreicht die Arbeit des Unternehmens, die für den Sport bestimmten Kleidungsstücke immer komfortabler zu machen, und zwar durch die Verwendung hochwertiger Materialien, viele davon italienische wie Fulgar.

„Wir arbeiten auch mit vielen Zulieferbetrieben von Nike zusammen und haben vor einiger Zeit beschlossen, die Etiketten im Flachrelief direkt auf den Stoff zu drucken, um zu verhindern, dass die Fersenlaschen bei Hautkontakt stören.“ Der Manager fügte hinzu, dass das Unternehmen an der Einführung des digitalen Passes arbeite: „Er wird sich auch bei der Bekämpfung von Fälschungen als sehr nützlich erweisen.“

In Italien hat die Marke Camomilla das türkische Unternehmen Yüksel Textile als Kunden, das auch die Marken Aj 81 und Yxl Collection herstellt. Nury Yüksel von der Yüksel Textile-Gruppe erklärt: „Der erste Markt für unser Unternehmen ist Deutschland, gefolgt von den USA, Belgien und Irland.“

Kindermodemarken setzen zunehmend auf Nachhaltigkeit

Kollektion von Ozmoz Bild: FashionUnited

Das türkische Unternehmen Ozmoz Clothing bietet Kinderkleidung an und zählte bis letztes Jahr mehrere italienische Kindermodemarken zu seinen Kunden. „Mit dieser neuen Kollektion haben wir unser Engagement für die Nachhaltigkeit von Kleidungsstücken erweitert“, sagte Mahir Ozden, Vizepräsident von Ozmoz, zu dessen Lebenslauf auch ein Doktortitel in Textilien gehört. „Um Wasser zu sparen, verwenden wir ein Verfahren, das uns nicht dazu zwingt, die Kleidungsstücke nach dem Drucken zu waschen, sondern sie werden mit Hitze fixiert.“ Darüber hinaus wird Biobaumwolle häufig für Kindermodelinien verwendet. „Der Preis ist etwas höher: Er reicht von 30 bis 39 Euro für einen traditionellen Baumwoll-Strampler bis zu 40 bis 45 Euro für einen aus Biobaumwolle“, fügt Ozden hinzu und weist darauf hin, dass die nachhaltige Linie bei nordeuropäischen Kund:innen sehr gefragt sei.

Darüber hinaus werden die Kleidungsstücke auf den Markt gebracht, nachdem sie einem Verfahren unterzogen wurden, das ihre Sicherheit für Neugeborene gewährleistet, sie desinfiziert und Vorwaschungen überflüssig macht. „Wir verkaufen sie in Verpackungen, die dem Standard „Lebensmittelqualität“ entsprechen“, so Ozden.

Die Gelisim Group ist ein Zulieferbetrieb des US-amerikanischen Unternehmens Vf Corporation. „Wir produzieren unter anderem für The North Face, Timberland, Hally Hanson, Vans“, erklärt Gülen Yavuz, Vertriebs- und Marketingleiterin von Gelisim Tekstil. Das Unternehmen, das 725 Mitarbeiter beschäftigt und einen Umsatz von 87 Millionen US-Dollar erzielt, verfügt über durchschnittliche Lieferzeiten von etwa 4 bis 7 Wochen und eine jährliche Produktionskapazität von etwa 7 Millionen Stück.

Der Trend-Bereich Bild: FashionUnited

Importe aus der Türkei in Zahlen

Laut Daten vonSmi stammen 47,1 Prozent der nach Italien eingeführten Textilien und Bekleidung aus der EU. Nicht-EU-Länder machen 52,9 Prozent aus. Während der Zeitraum von Januar bis August 2023 mit einem Wachstum von 12,1 Prozent abschloss, verzeichnete ein späterer einen Rückgang von 11,4 Prozent.

In diesem Zeitraum blieb China trotz eines Rückgangs von 22,1 Prozent mit einem Einfluss von 16,5 Prozent auf die Gesamtimporte an erster Stelle. Zweites Lieferland ist Frankreich mit einer zweistelligen positiven Veränderung von 15 Prozent, gefolgt von Spanien mit einem Plus von 8,8 Prozent. Bangladesch verzeichnete dagegen einen Rückgang von 15,3 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Auch die Türkei, Indien und Pakistan verzeichneten Rückgänge, im Gegensatz zu den anderen Hauptlieferanten, die eine positive Dynamik zeigten.

In den ersten neun Monaten des Jahres 2023 bestätigt sich China im Bereich Herrenmode bezogen auf die Zuliefermärkte mit einer Inzidenz von 12,9 Prozent trotz Vergleich zum Vorjahreszeitraum als Top-Anbieter der Branche. Bangladesch, an zweiter Stelle, verzeichnete ebenfalls einen zweistelligen Rückgang (-16,5 Prozent). An dritter Stelle stand Frankreich mit einem Wachstum von 21,1 Prozent; gefolgt von den Niederlanden, dem traditionellen Einstiegspunkt für Waren aus Asien, die eine Performance von plus 20,1 Prozent verzeichneten.

Unter den verbleibenden Lieferanten der Top 15 verzeichneten die Türkei, Pakistan und Vietnam Rückgänge von 4,2 Prozent, 7,9 Prozent beziehungsweise 15,8 Prozent, während alle anderen wichtigen Liefertrends eine positive Dynamik aufweisen, zwischen 2,4 Prozent für Albanien auf dem dreizehnten Platz und 77 Prozent für die Schweiz auf dem zwölften.

„The Core“ präsentiert türkische Designer:innen. Bild: FashionUnited

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf FashionUnited.it. Übersetzt und bearbeitet von Simone Preuss.

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