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Kopenhagener Messen: gute Stimmung nach dem Umbruch

Von Jan Schroder

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Messen

Wie sich die Kopenhagener Modemessen in dieser Saison behaupten würden, war selbst bei Insidern der lokalen Bekleidungsbranche in der vergangenen Woche die große Frage. Immerhin hatte sich in der dänischen Hauptstadt einiges verändert. Von den etablierten Veranstaltungen war nur die größte und älteste, die Copenhagen International Fashion Fair (CIFF), übriggeblieben. Nach dem Ende der Traditionsmessen Vision und Gallery sollte die neu konzipierte Plattform Revolver, die gleich zwei Standorte nutzte, die entstandene Lücke schließen. Zudem debütierte mit der CIFF Raven eine hochambitionierte, ganz auf Menswear spezialisierte Plattform.

Die Ungewissheit war also beträchtlich – gerade angesichts der Tatsache, dass weit über hundert dänische Marken ihre neuen Kollektionen bereits ein paar Tage zuvor auf den Berliner Messen vorgestellt hatten. Das erste Zwischenfazit fiel dann aber vielversprechend für den Standort Kopenhagen aus: An den ersten Tagen herrschte großer Besucherandrang auf der CIFF, die ihr Profil mit einer stärkeren Ausrichtung auf Designerlabels, anspruchsvolle Freizeitmode und Denimlabels weiter modernisiert hatte. Auch andere Neuerungen, etwa die Verlegung des Haupteinganges, die eine bessere Integration der im Bella Center beheimateten Showrooms namhafter Firmen in den Messebetrieb zur Folge hatte, stießen auf ausgesprochen positive Resonanz.

Großer Andrang herrschte in der Øksnehallen, wo namhafte dänische Designer auf der neuen Messe Revolver ihre Kollektionen zeigten

Erfolgreich verlief auch der Start der neuen Plattform Revolver – zumindest teilweise. Die Messe nutzte die beiden ehemaligen Locations der Vision: Die stimmungsvolle, direkt am Hauptbahnhof gelegene Øksnehallen, und die Lokomotivværkstedet, die weniger publikumsfreundlich in einem Industriegebiet liegt und nur über einen Shuttleservice erreichbar war.

Die Veranstalter hatten sich entschieden, die reizvollsten dänischen Designerlabels – darunter Henrik Vibskov, Asger Juel Larsen, Soulland oder Stine Goya – zusammen mit anspruchsvollen internationalen Ausstellern, etwa den Denimspezialisten Denham und Edwin, in der Øksnehallen zu konzentrieren. Dort herrschte dementsprechend drangvolle Enge. Die Besucher schoben sich durch die schmalen Gänge, die ausgesprochen unprätentiöse Ausstellungsarchitektur aus schmucklosen Stellwänden trug zur etwas unübersichtlichen Basaratmosphäre in der charmanten, aber nicht sonderlich großen Halle bei. Offenbar bedarf es keiner ausgefeilten Inszenierung, um einer Modemesse zum Erfolg zu verhelfen – so lange genügend begehrte Aussteller für Zugkraft sorgen.

Ganz anders fiel der erste Eindruck am zweiten Standort der Revolver aus: Sehr viel mehr Raum bot sich den Ausstellern in den großzügigen Hallen der Lokomotivværkstedet, dort präsentierten sich vor allem beliebte einheimische Labels des mittleren Marktsegments neben namhaften internationalen Marken wie Scotch & Soda. Einige nutzen den vorhandenen Platz, um eigene Pavillons aufzubauen, die in ihren Dimensionen einem kompletten Laden in nichts nachstanden. Doch obwohl die Messearchitektur dort sehr viel durchdachter wirkte als die eher improvisierte Möblierung der Øksnehallen, fiel der Publikumszuspruch an den Anfangstagen merklich geringer aus. Das könnte der schlechteren Lage geschuldet sein, aber auch der Tatsache, dass dem Ausstellerportfolio das attraktive, klare Profil des zweiten Standorts fehlte.

Mit der CIFF Raven gab es erstmals eine ambitionierte Menswear-Messe in Kopenhagen

Als äußerst ambitioniertes Experiment erwies sich die neue Menswearplattform CIFF Raven. Der Ableger der CIFF ist ein Lieblingsprojekt von Kristian W. Andersen, der als Fashion & Design Director die Hauptmesse in den vergangenen Jahren einem radikalen und sehr erfolgreichen Modernisierungskurs unterzogen hatte. Für Andersen war es an der Zeit, von der traditionell starken Bedeutung, die Menswear für den Modestandort Kopenhagen besitzt, mit einer entsprechenden Spartenmesse zu profitieren.

Zur Premiere der CIFF Raven zeigten namhafte internationale Marken wie Lagerfeld und Ben Sherman neben einheimischen Größen wie Han Kjøbenhavn ihre neuen Kollektionen im Forum, dem früheren Standort der Messe Gallery,. Zahlenmäßig am stärksten präsent waren aber kleinere, handverlesene Labels aus aller Welt – darunter Marken aus den USA, Deutschland und Schweden.

Den hohen Anspruch der Messemacher verriet das Erscheinungsbild der CIFF Raven auf den ersten Blick. Die große Halle hatten sie mit einheitlichen, schlicht weißen Wänden in großzügige Kojen unterteilt. Ausgesprochen schön anzusehen war die Veranstaltung, erinnerte sie doch eher an eine gediegene Galerie für moderne Kunst als an eine herkömmliche Modemesse mit ihrer bunten, oft chaotischen Vielfalt verschiedenster Stände.

Leicht unterkühlt war auch die Atmosphäre – zumal die CIFF Raven bei ihrer Premiere keine Besuchermassen anlocken konnte. Angesichts des neuartigen Konzepts und des sehr selektiven Markenportfolios war das aber auch nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Aussteller berichteten jedenfalls, dass sie wichtige Einkäufer getroffen hätten.

Ein Anfang auf dem Weg, Kopenhagen mit einer eigenen Messe in der internationalen Menswearbranche zu etablieren, ist also gemacht. Derzeit gibt es Überlegungen, die CIFF Raven in Zukunft zeitlich von der Copenhagen Fashion Week zu lösen und ihren Termin stattdessen gezielt am globalen Rahmenkalender der Herrenmodeveranstaltungen auszurichten. So hatten es die Macher der CIFF schließlich bereits mit ihrer Kindermodemesse CIFF Kids gehalten. Die fand in dieser Saison erstmals ein paar Tage vor der Modewoche statt, um den spezifischen Bedürfnissen der Kidswearbranche entgegenzukommen - und war mit ihrem eigenständigen Termin ein voller Erfolg.

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