• Home
  • Nachrichten
  • Messen
  • Lebhafte Sourcing-Messe Texhibition Istanbul will weiter wachsen

Lebhafte Sourcing-Messe Texhibition Istanbul will weiter wachsen

Von Simone Preuss

Wird geladen...

Scroll down to read more
Messen
Texhibition Istanbul. Bild: FashionUnited

Die vierte Ausgabe der Sourcing-Messe Texhibition in Istanbul fand vom 13. bis 15. September auf dem Messegelände der Stadt in der Nähe des Atatürk-Flughafens statt. Alle drei Tage gestalteten sich lebhaft und die Messe war gut besucht - am ersten Tag wurden offiziellen Zahlen zufolge 7.000 Besucher:innen verzeichnet, davon 5.000 aus der Türkei und 2.000 aus dem Ausland. Insgesamt wird von 20.000 Besucher:innen gesprochen, was etwas mehr wäre als die 18.525 Besucher:innen im März.

Seit der ersten Ausgabe im März 2022 ist die Teilnahme an der Messe stetig gestiegen - trotz der Auswirkungen des verheerenden Erdbeben in der Türkei und Syrien Anfang Februar verzeichnete die März-Ausgabe 50 Prozent mehr Besucher:innen als bei der Premiere ein Jahr zuvor, jedoch etwas weniger als bei der zweiten Ausgabe im September 2022, die mehr als 20.600 Besucher:innen anzog.

Lange Schlangen vor dem Eingang zur Texhibition. Bild: FashionUnited

Die Türkei ist der zweitgrößte Anbieter von Textilien für die EU und der fünftgrößte weltweit und steht bei der weltweiten Baumwollproduktion an siebter Stelle. Die Textilexporte erreichten im letzten Jahre einen Wert von 6 Milliarden US-Dollar (rund 5,64 Milliarden Euro).

Erweiterung der Texhibition geplant

In drei gut besuchte Hallen stellten auch bei der aktuellen Ausgabe mehr als 440 herstellende Betriebe auf rund 13.000 Quadratmetern Strick, Webwaren, Denim, Garne, Druck und Accessoires aus. Hierbei überwogen die Strickwaren, gefolgt von Webwaren, Denim, Druck und Accessoires.

Halle 6 der Texhibition. Bild: FashionUnited

Garnhersteller kamen leider etwas zu kurz, was sich mit der nächsten Ausgabe im März 2024 laut Fatih Bilici, Präsident des Texhibition-Komitees und Vizepräsident des Istanbuler Textilexportverbands İTHİB ändern soll: „Wir erwarten 500 bis 600 Ausstellende und werden zwei weitere Hallen bereitstellen.”

Damit legt die Texhibition auch im Bezug auf die Ausstellungsfläche stetig zu: fing sie bei ihrer Premiere noch mit einer Halle an, konnte sie bei ihrer nächsten Ausgabe schon zwei Hallen beziehungsweise im Jahr 2023 drei Hallen füllen. Gerade Garnhersteller sollen von der Erweiterung profitieren.

Zeitpunkt bleibt

Der Zeitpunkt am Ende des internationalen Messekalenders bleibt jedoch bestehen. Auch wenn die meisten Einkäufer:innen und Aussteller:innen zuvor bereits die großen internationalen Messen wie die Premier Vision in Paris oder Munich Fabric Start besucht haben, bleibt Istanbul der letzte Stopp für diejenigen, die noch etwas für ihre Kollektionen suchen.

Der Vorsitzende von İTHİB-und der Kipaş Holding, Ahmet Öksüz, auf der Eröffnungsfeier. Bild: FashionUnited

„Juli ist zu früh, da die Kollektionen noch nicht fertig sind. Zudem sind viele im Urlaub”, erklärt Bilici die Wahl des Zeitpunkts. Und wer weiß, sollte sich die Texhibition tatsächlich zur wichtigsten Textilmesse der Welt entwickeln, wie die Veranstalter:innen planen, dann könnte dies durchaus das Orderverhalten auf den früheren Textilmessen beeinflussen.

Die Aussteller:innen scheinen mit dem Zeitpunkt und dem stetigen Besucher:innenstrom zufrieden, der ihnen Aufträge beschert. „Man trifft Leute, die wirklich Geschäfte machen wollen“, resümiert Elif Beğen, Exportmanagerin bei Migiboy, dem größten Stoffhersteller der Türkei. „Man kann Kund:innen sehr schnell erreichen und trifft interessante Kund:innen“, fügt Beğen hinzu. Migiboy produziert zu 90 Prozent für den Export und selbst die lokal verkaufte Ware landet früher oder später außer Landes.

Neue Trend Area fasst Stoffe thematisch zusammen

Texhibition Trend Area. Bild: FashionUnited

Eine begeistert angenommene Neuerung war die Trend Area in Halle 5, deren Anliegen es war, ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit zu schaffen. Die acht verschiedenen Bereichen halfen Besucher:innen schnell zu finden, wonach sie suchten: Glitzerstoffe etwa im Bereich „Lumino Noctis“, digitale Drucke bei „Digital Uprise“, natürliche Stoffe und beruhigende Strukturen bei „Serenity“, recycelbare Stoffe bei „Eco Revolution“, ethische, vegane und umweltfreundliche Stoffe bei „Vangard Movement“ und „Environmental Activism“, traditionelle bis innovative Stoffe bei „Reconceptual Beauty“ und Stoffe die Heilung, Meditation und Self Care ansprechen bei „Mindful Escapes“.

Jede Stoffprobe war mit einem Hinweis auf seine Zusammensetzung versehen sowie den Hersteller, zusammen mit dessen Standnummer. Accessoires wie Knöpfe, Reißverschlüsse und Ähnliches, die zu jedem Bereich passten, wurden ebenfalls herausgestellt, darunter auch vegane Bekleidungsetiketten.

Vegane Bekleidungsetiketten. Bild: FashionUnited

Nachhaltigkeit noch nicht ganz ausgereift

Von Nachhaltigkeit war - außer einem großen Poster am Eingang mit dem Thema der Messe „United for Climate in Textiles’’ - wenig zu merken. Keine Veranstaltungen, Aktionen oder Informationen vertieften das Thema. Die oben vorgestellte Trend Area enthüllte auf den zweiten Blick selbst unter den als nachhaltig oder gar vegan angepriesenen Stoffen viele Mischgewebe, viele davon mit erdöl- oder plastikbasierten Stoffen. Produziert wird, was gefragt ist, was sich verkauft.

Natürliches Mischgewebe von Mert Ipek. Bild: FashionUnited

Dies bestätigten auch die Aussteller:innen. Auch wenn die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten hoch ist, wie Beğen von Stoffproduzent Migiboy bestätigt, bleibt es bei der Verkäuflichkeit vor Nachhaltigkeit. „Wir haben vor zwei Jahren einen Versuch mit einer Hanf-Kollektion gemacht, aber die Faserlänge war kürzer und weniger zufriedenstellend“, erinnert sich Besim Özek, Leiter für Strategie und Geschäftsentwicklung bei Bossa, einem der größten integrierten Textilunternehmen der Türkei.

Zudem war die Faser relativ hart und recycelte Fasern haben Einschränkungen beim Färben. Reines Weiß zum Beispiel, ist nicht möglich. Hier sollte man laut Özek die Verbraucher:innen aufklären, damit sie verstehen, was nachhaltige Fasern, Stoffe und Textilien leisten können und was nicht.

Nachhaltigere Monogewebe oder nachhaltige Alternativen wie Hanf oder Nesseln halten den hohen Anforderungen - etwa beim Denim - nicht stand und werden daher nach einigen Probekollektionen wieder verworfen. Für Özek, der außer İTHİB-Vorstandsmitglied auch Landwirt ist, ist es wichtig, gleich von Grund auf anzusetzen: bei der regenerativen Landwirtschaft etwa. „Das ist die Zukunft, mehr als Biobaumwolle“, erklärt Özek. „Sie ist gut für den Boden und den Ertrag.“

Raw Dreams-Linie von Kipas. Bild: FashionUnited

Oguzhan Kuz vom Denimproduzenten und -händler Haseller stimmt dem zu. Für ihn ist die „Raw Dreams“-Linie des Unternehmens, die mit weniger Chemikalien und Wasser auskommt, nachhaltiger als die „Less is more“-Linie des Unternehmens, die Hanf, Leinen, Tencel, recycelten Polyester und Biobaumwolle verwendet.

Wie geht es weiter?

Auch wenn es nach außen hin so aussieht, als seien die Auswirkungen der Erdbeben gemildert worden, haben die Textil- und Baumwollzentren rund um das stark betroffene Gebiet von Marash weiterhin zu kämpfen. Selbst wenn die Produktionsanlagen vielleicht nicht physisch betroffen sind, so sind doch ihre Arbeiter:innen - von denen einige noch immer obdachlos sind, vertrieben wurden oder in Zelten leben - mit Sicherheit betroffen. Das Gleiche gilt für die Lieferkette und die Zuteilung von Rohstoffen. Doch die Geschäfte laufen weiter und Aufträge müssen erfüllt werden.

Der Kipas-Stand. Bild: FashionUnited

„Manche Leute vergessen sehr schnell und drängen einen sehr“, sagt Seyda Zümrütoğlu. Die Vertriebs- und Marketingmanagerin für Europa bei der Kipas Holding, einer der größten voll integrierten Produktionsstätten in Europa, fügt jedoch schnell hinzu, dass die guten Partnerschaften mit wichtigen Kund:innen, die während der gesamten Zeit beliefert wurden, erhalten geblieben sind. „Wir haben uns zu etwa 90 Prozent erholt und sind stabiler als im letzten Jahr.“ Sie berichtet auch, dass neuere Gebäude mit der neuesten Technologie nicht betroffen waren und dass eine neue Färberei eine alte ersetzen wird, die in etwa zwei Jahren fertiggestellt sein wird.

Die nächste Ausgabe der Texhibition wird vom 6. bis 8. März 2024 stattfinden.

FashionUnited wurde eingeladen, die Texhibition in Istanbul zu besuchen.

Nachhaltigkeit
Sourcing
Texhibition
Textil
Turkei