Mobil Payment: EuroShop 2020 zeigt was heute schon möglich ist und in Zukunft zum Alltag gehören wird
Wird geladen...
Bezahl-Apps und digitale Geldbörsen erobern Smartphones und Smartwatches und verändern die Zahlungsvorlieben der Kunden. Schnell und bequem soll es gehen – am liebsten überall und ohne Anstehen. Mobiles Bezahlen wird so zum Wegbereiter für neue Handelsformate mit smarter Technik statt Kassenschlange. Vom 16. bis 20. Februar 2020 zeigt die EuroShop, The World´s No.1 Retail Trade Fair, in ihrer Dimension Retail Technology innovative Lösungen rund um Mobile Payment und mobilen Check-Out.
Beim Umsteigen am Hauptbahnhof im Vorbeigehen einen Snack und einen Kaffee kaufen, ohne sich an der Kasse anzustellen? Direkt am Regal oder in der Umkleidekabine bezahlen und mit der Ware ohne Alarm auszulösen einfach aus dem Laden spazieren? Als Handwerker frühmorgens auf dem Weg zur Baustelle noch ein paar Schrauben kaufen, obwohl der Fachmarkt erst in zwei Stunden öffnet?
All das ist mit dem Smartphone heute schon möglich und könnte bald alltäglich werden. So haben Unternehmen wie die niederländische Supermarktkette Albert Heijn oder der Schweizer Convenience-Spezialist Valora 2019 mit Albert Hejn to Go und der avec box in ihren Heimatländern die ersten kassenlosen Convenience-Stores eröffnet. Erfasst und bezahlt wird die Ware dort vom Kunden selbst per Smartphone. Auch bei Saturn in Hamburg konnten Kunden im Weihnachtsgeschäft 2018 Artikel mittels mobiler App direkt am Regal scannen und bezahlen. Und der Großhändler für Montage- und Befestigungsmaterial Würth ermöglicht gewerblichen Kunden neuerdings, auch außerhalb der Öffnungszeiten in den unbesetzten Niederlassungen einzukaufen. Das Smartphone dient dabei als digitaler Türöffner und virtuelle Kundenkarte.
Lösungen für den kassenlosen Store
Convenience, Digitalisierung und Urbanisierung gehören laut Andreas Starzmann von Wanzl zu den Megatrends, die den stationären Handel maßgeblich prägen werden: „Wachstum findet vor allem in neuen Formaten statt“, prognostiziert der Director Digital Office beim Weltmarktführer für Einkaufswagen. Das deutsche Traditionsunternehmen hat sich für diesen Wandel bereits gut aufgestellt. Als Anbieter technischer Komplettlösungen für den digitalisierten Einzelhandel realisiert Wanzl beispielsweise für Würth die Umstellung der bundesweit rund 520 Niederlassungen auf den Hybridbetrieb mit und ohne Personal. Über SB-Lösungen wie Zutrittsschleusen oder Scan-Tunnel können sich Besucher auf der EuroShop informieren. Auch Technologien rund um den kassenlosen Convenience-Store wie Computer Vision, Sensortechnik oder intelligente Regale werden unter anderem bei Wanzl zu sehen sein.
Apple Pay und Google Pay beflügeln Mobil Payment
Treiber und Wegbereiter des digitalen Wandels im Einzelhandel ist das Smartphone: Vom Telefon hat es sich zum multifunktionalen Alltagsbegleiter entwickelt – Bezahlfunktion inklusive. Nicht zuletzt mit dem Start von Google Pay und Apple Pay Mitte bzw. Ende 2018 hat das Thema Mobil Payment deutlich an Dynamik gewonnen. Bei einer Verbraucherbefragung stellte die Strategieberatung Oliver Wyman Anfang 2019 bereits Veränderungen im Zahlungsverhalten fest, und das, obwohl zum Zeitpunkt der Umfrage erst wenige Banken die digitalen Geldbörsen (Wallets) der Internetkonzerne unterstützten. Insbesondere die Sparkassen und Volksbanken, die zusammen die große Mehrheit der deutschen Girokonten führen, brachten stattdessen eigene Bezahl-Apps auf den Markt. Hier können Bankkunden anstelle einer Kreditkarte auch ihre girocard für mobile Zahlungen hinterlegen. Mit einem Anteil von mehr als 30 Prozent am Handelsumsatz hält die girocard in Deutschland seit vielen Jahren unangefochten die Spitzenposition im bargeldlosen Zahlungsverkehr.
Je nach mobilem Betriebssystem, Kreditkarte und Bankverbindung sind der Freiheit beim mobilen Bezahlen bislang zwar noch Grenzen gesetzt: Die weit verbreitete Girocard funktioniert beispielsweise nur in den Bezahl-Apps der Volksbanken und Sparkassen. Diese wiederum waren bis vor kurzem nur für Android-Smartphones verfügbar, denn Apple weigerte sich lange, die für Mobil Payment erforderliche NFC-Schnittstelle für fremde Bezahl-Apps freizugeben. Und auch in den digitalen Wallets von Apple und Google kann noch längst nicht jede Kreditkarte hinterlegt werden.
Doch die Barrieren fallen und immer mehr Kunden können künftig mit dem Smartphone an der Ladenkasse zahlen: Bis Ende 2019 wollen die Volksbanken und Sparkassen nun doch Apple Pay einführen. Im Gegenzug sollen dafür in der iOS-Wallet ab 2020 auch girocards hinterlegt werden können. Deutsche Nutzer von Google Pay haben zudem schon heute die Möglichkeit, einen Paypal-Account zu hinterlegen, um damit mobil am POS zu zahlen. Eigenen Angaben zufolge hat Paypal in Deutschland rund 23 Millionen Nutzer und damit jeweils mehr als Visa (16 Mio.) oder Mastercard (18 Mio.) in Deutschland ausgegebene Karten.
In fünf Jahren zahlt jeder vierte mobil
Mit der Verfügbarkeit unkomplizierter mobiler Zahlungsmöglichkeiten wird die Nutzung des Smartphones am POS schnell weiter steigen. Laut der Studie „Mobile in Retail 2019“ von GS1 Germany erwarten die befragten Händler, dass in Deutschland in fünf Jahren bereits fast jede vierte Zahlung am POS mobil erfolgt. „Das Smartphone wird nach unserer Erwartung mittelfristig die Karte verdrängen, ähnlich wie es schon bei anderen Technologien wie Navigation oder Fotografie der Fall war“, sagt auch Volkmar Bloch vom Zahlungsdienstleister Ingenico. Die erforderliche Hardware sei im Handel mittlerweile flächendeckend vorhanden, die meisten Kartenterminals unterstützen NFC für kontaktlose Kartenzahlungen und mobiles Bezahlen mit dem Smartphone schon seit vielen Jahren.
Neben NFC-fähigen Karten und Smartphones können Kunden an NFC-Terminals auch sogenannte Wearables zum Bezahlen nutzen, beispielsweise NFC-fähige Smartwatches oder Fitnesstracker. Das ist besonders bequem, denn solange das Wearable getragen wird, sind damit Zahlungen in der Regel ohne zusätzliche Authentifizierung, quasi „aus dem Handgelenk“ möglich. Künftig könnten beispielsweise sogar Kleidungs- oder Schmuckstücke mit NFC-Bezahlfunktion ausgerüstet werden.
Smartphone als mobile Kasse
Auf der EuroShop zeigen Zahlungsdienstleister wie Adyen, CCV, Ingenico oder Wirecard sowie die bankeigenen Dienstleister S-Payment (Sparkassen) und VR Payment (Volks- und Raiffeisenbanken) neben der aktuellen Generation NFC-fähiger Terminals für den stationären Einsatz auch Lösungen, um Smartphone-Zahlungen mobil entgegenzunehmen. Erforderlich ist dazu entweder ein tragbares Bezahlterminal mit WLAN oder Mobilfunk-Schnittstelle oder eine mobile Kassen-App (mPOS). Diese installiert der Zahlungsempfänger (z.B. Einzelhändler, Friseur, Taxifahrer) auf seinem Smartphone oder Tablet, das per Bluetooth mit einem NFC- Kartenleser verbunden wird. Geeignet sind mobile Lösungen beispielsweise als schlanke Kassenalternative für kleine oder mobile Handels- oder Dienstleistungsunternehmen, für den mobilen Verkauf auf Messen, Märkten, Großevents, privaten Shopping-Partys oder Pop-up-Stores, aber auch als schnell verfügbare zusätzliche Kasse bei großem Kundenandrang.
Chinesen zahlen mit QR-Code
Auch die Akzeptanz QR-Code basierter mobiler Zahlungsverfahren ist per App und Tablet oder Smartphone möglich. Mittels mPOS-App bietet beispielsweise Wirecard deutschen Einzelhändlern eine einfache, technisch unkomplizierte Variante, um chinesischen Kunden ihre bevorzugten Zahlverfahren Alipay und Wechat Pay anzubieten. „Nahezu jeder chinesische Reisende hat beide Apps auf seinem Smartphone installiert und nutzt beide sehr aktiv“, sagt Anna Kostense, Teamleiterin für das China Payment Geschäft bei Wirecard. Zum Bezahlen generieren die chinesischen Kunden auf ihrem Smartphone einen QR-Code, der vom Händler abgescannt wird. Als Scanner fungiert bei der mobilen Wirecard-Lösung die Kamera am Mobilgerät des Händlers, die Zahlung wird anschließend in der App verarbeitet.
Vom Mobil Payment zum Self-Checkout
Mit zunehmender Verbreitung und Akzeptanz mobiler Bezahlverfahren wird der mobile Self-Checkout an Bedeutung gewinnen, wie ihn beispielsweise Valora oder Albert Heijn schon heute an ausgewählten Standorten anbieten. Auf der EuroShop können sich Besucher beispielsweise bei Snabble oder Roqqio Commerce Solutions über deren händlerübergreifende Lösungen informieren. Die Snabble-App ist beispielsweise bei Knauber, bei IKEA in Frankfurt oder Edeka Paschmann in Mühlheim an der Ruhr im Einsatz. Bezahlt wird allerdings nicht auf der Fläche sondern an SB-Kassen im Ausgangsbereich. Auch für die BuyBye-App von Roqqio gibt es erste Pilotkunden in Deutschland und der Schweiz. „Ähnlich wie in einem Web-Shop können unterschiedlichste Zahlungsmethoden in der App hinterlegt werden“, erklärt Johannes Schick, Geschäftsführer bei ROQQIO (ehemals höltl). Auch die Optionen Rechnungskauf oder Bezahlen an der Kasse sind dabei möglich.
Sicherheitsbedenken (Diebstahl), Altersfreigaben (beispielsweise bei Alkohol, Tabak oder DVDs) sowie das Entschärfen gesicherte Ware nach dem Bezahlen gehören zu den zentralen Fragen, vor denen Handelsunternehmen beim Thema Self-Checkout stehen. Auch hier liefert die EuroShop Antworten: Neben Start-ups wie Rapitaq stellen etablierte Unternehmen wie Nedap oder SES Imagotag vernetzte, digitale Smart Labels vor, die Preisauszeichnung, Marketing und automatische Artikelsicherung kombinieren können.
Die EuroShop 2020 umfasst insgesamt rund 127.000 m² netto in 16 Messehallen und ist für Fachbesucher von Sonntag 16. bis Donnerstag 20. Februar 2020, täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Die Tageskarte kostet 80,- Euro (60,-- Euro im Online-Vorverkauf/ E-Ticket), die 2-Tageskarte 120,-- Euro (100,-- Euro im OVV) und die Dauerkarte 180,-- Euro (150,-- Euro im OVV). Die Eintrittskarten beinhalten die kostenlose Hin- und Rückfahrt zur EuroShop mit VRR-Verkehrsmitteln (Verkehrsverbund-Rhein-Ruhr).