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Modefabriek SS24: deutsche Stimmen und verwirrende Positionierung der Herrenmode

Von Sylvana Lijbaart

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Die Sommerausgabe der Modefabriek. Bild: Sylvana Lijbaart/FashionUnited

Eine halbe Stunde vor dem Startschuss zur Sommerausgabe der Modefabriek in Amsterdam bildeten eifrige Einkäufer:innen eine Schlange vor dem Eingang. Draußen warten zu müssen, war jedoch kein Problem, denn die Sonne schien und es gab Foodtrucks und Strandkörbe. Das Mini-Food-Festival diente als Treffpunkt, und es wurde schnell klar, dass die Leute unbedingt hinein wollten.

Während bei der Herbst/Winter-Ausgabe 2023 meterlange farbige Bänder einen Vorhang vor dem Eingang zur Ausstellungsfläche bildeten und die verschiedenen Bereiche der Messe hervorhoben, schmückten die Bänder, die nun die Silhouette eines Kronleuchters hatten, nur noch die Decke. Sie spiegelten den Wandel der Messe wider: Es gab nicht mehr drei, sondern nur zwei mit Ständen gefüllte Hallen und keinen Bereich für Männermode; der Schwerpunkt lag auf Damenmode und Internationalisierung.

Natürlich gab es auf der Messe auch Kindermode, eine Plattform für junge Unternehmen, The Fashion Gallery und wer Wert auf Nachhaltigkeit legte, konnte The Sustainable Stop besuchen. Auch in diesem Jahr fanden mehrere Vorträge und Masterclasses statt, und im Trendforum wurden Trends ganz groß herausgestellt. Eines ist sicher: Mit (wieder) über 400 Marken und einem vollen Programm gab es viel zu tun.

Männermode ja oder nein? Verwirrung auf der Messe

Pünktlich um zehn Uhr bewegte sich die Schlange vom Eingang zur Ausstellungsfläche. Während einige Einkäufer:innen zielstrebig direkt zu den Ständen gingen, stöberten andere herum und gaben sich allen Eindrücken hin, die die Messe zu bieten hatte. Was die Stände betrifft, so waren etliche Marken da, um aufzufallen. Das war zum Beispiel bei der niederländischen Marke Barts der Fall. Wer sich hier umschaute, kam garantiert mit dem ultimativen Urlaubsgefühl zurück. Auch Beaumont hatte sich mächtig ins Zeug gelegt und seinen Schaufensterpuppen eine Drehbühne spendiert, die die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zog.

Andere Aussteller:innen gaben ihren Ständen noch schnell den letzten Schliff. Am Herrenmode-Stand von Guess wurde sogar noch das Plastik vom Standboden entfernt. „Eigentlich standen wir hier nur mit Damenmode“, hieß es. „Aber dann haben wir festgestellt, dass Herrenmode auf der Messe doch ‘separat’ willkommen ist, also wollten wir trotzdem etwas ausstellen.“ Heraus gekommen ist ein weißer Stand mit vier Regalen, die mit Kleidung gefüllt waren. „So, wir sind da. Mal sehen, was uns ins Netz geht.“

Selbst bei der belgischen Alain Broekaert Gruppe, die mit mehreren Marken auf der Modefabriek vertreten war, schien es Verwirrung darüber zu geben, ob Herrenmode willkommen war oder nicht. „Das hätte anders kommuniziert werden müssen, denn Herrenmode ist gern gesehen“, hieß es. Der Konzern hatte auch gehört, dass Einkäufer:innen, die speziell auf Männermode aus seien, die Modefabriek in dieser Sommersaison auslassen und zur Preview gehen wollten.

In den Gängen war die Preview mehrmals Thema. Eine Gruppe von Männern sprach über die relativ neue Messe. „Es ist eine wirklich gute Messe und alle sind da“, hieß es.

Die deutsche Menswear-Marke Indicode nutzte das knappe Angebot an Herrenbekleidung. „So kann man sich auch abheben“, erklärte Verkaufsleiter Merwin Gilliad. Ihm fiel gar nicht ein, auf die Preview zu wechseln und verwies auf Halle B, in der Hunderte von Damenmodemarken ausgestellt sind. „Dann versuche ich, dort aufzufallen. Ich würde lieber hier als eine der wenigen Männermodemarken stehen. Modefabriek funktioniert nach fünf Jahren immer noch für uns. Wir konnten bereits eine Reihe neuer Kund:innen verzeichnen, die Atmosphäre ist gut, wir können uns also nicht beklagen.“

Deutsche Stimmen in den Gängen

Der Andrang am ersten Tag der Modefabriek wurde von allen etwas anders erlebt. Bei der Damenmodemarke Aaiko nahm man den Ansturm wahr, und alles in allem ist die Modefabriek immer eine gute Messe für sie. Es kamen auch nicht nur bestehende Kund:innen, sondern auch neue. Das gleiche Bild zeigte sich bei Soaked (früher Soaked in Luxury). Manchmal war es etwas ruhiger, aber es kamen viele Kund:innen vorbei und es wurden Bestellungen aufgegeben. Laut der farbenfrohen Marke Fluresk hätte die Messe etwas belebter sein können.

Eine weitere Marke, die sich über den ersten Tag der Sommerausgabe freute, war Freedom Moses. „Es ist ein Spitzentag“, sagten Bart und Leen, die die Marke in den BeNeLux-Ländern vertreten. „Es ist viel los. Wir haben bereits neue Kund:innen gewinnen können und anderen, konnten wir unseren digitalen Katalog schicken.“ Der Großteil der Interessierten am Stand von Freedom Moses sprach Deutsch. „Das Interesse der Deutschen ist sehr groß. Wir hatten gerade jemanden zu Besuch, der über 100 Geschäfte in seinem Portfolio hat. Wir hoffen natürlich, dass wir diesen Namen bald wiedersehen!“

Die Geschäftsführerin der Messe Caroline Krouwels hatte zuvor bestätigt, dass Einkäufer:innen aus Deutschland und Belgien die Messe immer häufiger besuchen. Das hat sich auch bei dieser Ausgabe bewahrheitet. So war beispielsweise eine Einkäuferin des deutschen Modehändlers Kress Modezentrums, einem Modeunternehmen mit rund 30 Geschäften im Portfolio, anwesend. Es vertreibt Damen-, Herren- und Kindermode und ist auf der Suche nach Damenmode-Labels, die im mittleren Preissegment angesiedelt sind. „Es ist gut, die Kollektionen in natura zu sehen. So bekommt man ein Gefühl dafür und man kann die Stoffe anfassen. Wir haben genügend Marken wie Desigual, Guess und Esprit in unserem Portfolio, aber wenn wir heute auf eine neue, schöne Marke stoßen, sind wir auf jeden Fall offen dafür“, erklärte die Einkäuferin, die mit ihrer Tante da war. „Meine Tante war vor 15 Jahren zum ersten Mal auf der Modefabriek und hat mich jetzt auf die Messe gebracht. Ich finde das Angebot auf jeden Fall interessant, und sie ist nicht zu überfüllt, so dass man sich an den Ständen wirklich Zeit nehmen kann.“

Halle B der Modefabriek. Bild: Sylvana Lijbaart/FashionUnited

Inspiration, Orientierung und Trends

Neben deutschen Einkäufer:innen gab es natürlich auch niederländische Besucher:innen. Sie waren auf der Messe, um sich zu orientieren. Zwei Einkäuferinnen des Damenmodegeschäfts Bebob aus Rhenen zum Beispiel erzählten, dass sie am Stand von Summum vorbeigeschaut und auch Gustav und Pom Amsterdam besucht hätten. „Bemerkenswert ist, dass diese Ausgabe sehr bunt ist.“

Sander van Buiten, Manager und Einkäufer der niederländischen Modekette Arthur & Willemijn, wollte die Trends und Geschichten hinter den Kollektionen der Modemarken kennenlernen. „Wenn man einkaufen geht, hat man seine Wahl bereits getroffen“, sagt van Buiten, „das ist der Moment, in dem man sich die Marken und ihre Kollektionen ansieht, den Stoff fühlt, die Philosophie hinter der Kollektion kennenlernt und beginnt, die Trends der kommenden Saison zu verstehen.“ Er besucht die Modefabriek nicht umsonst. „Hier hat man alles unter einem Dach. Wir kommen zum Beispiel gerade von einem Vortrag und finden das Trendforum sehr interessant.“

„An den Ständen versuchen wir, die Geschichte der Kollektionen herauszufinden. Das ist letztlich etwas, das wir den Verbraucher:innen vermitteln wollen. Die stationäre Einzelhandelslandschaft hat sich in den letzten Jahren enorm verändert. Eine Kundin kommt herein, hat bereits eine Vorstellung von einem Kleid und sagt dann: ‘Das will ich haben.’ Wenn sie das Kleid dann anzieht und es nicht ihren Vorstellungen entspricht, ist sie schnell enttäuscht. Es liegt dann an den Verkäufer:innen im Geschäft, eine passende Alternative zu finden. „Wir finden es sehr wichtig, dass eine Kundin ein Kleidungsstück mindestens 30 Mal trägt und sich darin wohlfühlt. Es ist also sehr wichtig, die Philosophie der Marke oder der Kollektion zu kennen und sie der Kundin vermitteln zu können.“

The Sustainable Stop bekommt neuen Anstrich und Plattform für Vintage-Reseller

Auffallend war auch bei dieser Ausgabe wieder der neu interpretierte The Sustainable Stop. Die grüne, rechteckige Plattform führte Besucher:innen an nachhaltigen Ständen vorbei. Mit dabei waren unter anderem die Marken Kings of Indigo, Komrads, Love Sophia und Oska. Die Plattform verfügte über ein blaues Zentrum, den Klamotten- oder “Kloffie”-Markt: ein Ort, an dem innovative und up-and-coming Vintage-Resellers ihre Kollektionen vorstellen und sie direkt verkaufen können. Letzteres schien noch nicht allen klar zu sein, sagte die Inhaberin von Nyn Vintage. „Wenn ich sehe, dass die Leute nur schauen, erzähle ich ihnen davon, weil ich merke, dass sie es noch nicht wirklich wissen“.

„Ich bin hauptsächlich hier, um Besucher:innen meine Marke und meine Arbeitsweise vorzustellen. Außerdem fände ich es supercool, mit Einzelhändler:innen zusammenzuarbeiten, die dieselbe Vision haben, wenn es um Nachhaltigkeit in der Zukunft geht.“ Bisher sei noch nicht viel los gewesen, erklärte die Inhaberin. „Vielleicht spielen der Beginn der Ferienzeit und der bevorstehende Sturm eine Rolle. Auf jeden Fall hoffe ich, dass der Bereich am Montag etwas mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird.“ Zu weiteren Marken im blauen Herzen des nachhaltigen Zentrums gehörten Re-Nou, Céno Classics, Rennelier und Fitolojio Workshop.

Der „Kloffie Markt“ der Modefabriek. Bild: Sylvana Lijbaart/FashionUnited
Der „Kloffie Markt“ der Modefabriek. Bild: Sylvana Lijbaart/FashionUnited

Auch die ‘Young Entrepreneur Platform’ war wieder dabei und befand sich in Halle A. Achtzehn Jungunternehmer:innen wurde hier eine Bühne geboten. Zu sehen waren unter anderem die Arbeiten von Lotte van Stijn, Melissa Oosterwolde und Zoë Detrez.

Alles in allem war der Sonntag ein „angenehm geschäftiger“ erster Tag. Für einige Marken mag es etwas zu hektisch gewesen sein, während andere sich über alle Besucher:innen am Stand freuten. Was die Einkäufer:innen betrifft, so ging es bei der Sommerausgabe um Inspiration, Orientierung und das Erkennen von Trends. Das Thema Internationalisierung scheint immer mehr Gestalt anzunehmen, denn es wurden zahlreiche deutsche Besucher:innen auf der Messe gesichtet, und der Schwerpunkt auf Damenbekleidung war nicht zu übersehen. Während es einigen Marken an Klarheit in Bezug auf die Präsentation von Männermode mangelte, nutzten andere die Gelegenheit, indem sie neugierige Einkäufer:innen an ihre Stände lockten und Bestellungen aufnahmen.

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf FashionUnited.nl. Übersetzt und bearbeitet von Simone Preuss.

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