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Modestandort Düsseldorf – Was bringt die Zukunft?

Von Barbara Russ

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Messen

Heute Abend geht die Januar 2017-Ausgabe der Düsseldorfer CPD zu Ende, die weiterhin ihren Schirm über die Ordertage, Messeveranstaltungen und Schauen in Düsseldorf spannt. Die Stimmung auf der Gallery, in den Showrooms und auch bei den Modenschauen der Platform Fashion sowie bei der B2C-Messe Streetstylecon war optimistisch, doch die Nachricht vom Ende der Schuhmesse gds in ihrer jetzigen Form schlägt in der Branche Wellen. Wie es um die Zukunft des Modestandorts Düsseldorf bestellt ist, dieser Frage gehen wir in diesem Artikel nach.

Gallery

Die Gallery zeigte sich am letzten Messetag zwar eher von ihrer ruhigen Seite, doch die Aussteller scheinen noch zu tun zu haben. Bei geschätzt der Hälfte der Aussteller ist das Personal im Gespräch, es werden auch noch Ordern geschrieben. Dietrich Weigel, Inhaber des nachhaltigen Jeanslabels Good Society, bestätigt, dass diese Ausgabe der Gallery für sein Label als Erfolg zu verbuchen war. Er hätte sich in dieser Saison verstärkt selbst um die Messevorbereitung gekümmert, Termine ausgemacht, Einladungen verschickt und habe so eine gute Frequenz an Besuchern, neue wie alte, am Stand begrüßen können. „Man muss sich schon vor einer Messe darum kümmern, dass die Kunden ihren Weg zu einem finden. Aber in dieser Saison, und mit dem neuen Positionierung innerhalb der Gallery, war ich sehr zufrieden. Es lohnt sich weiterhin, herzukommen. Wünschenswert wäre aus meiner Sicht aber eine Plattform für nachhaltige Labels, mit einer eigens ausgezeichneten Fläche.“

Die Besucher kamen zumeist aus der Region, auch aus dem übrigen Westen Deutschlands und den Niederlanden komme das Gros der Kunden, erzählen die Aussteller relativ einstimmig. „Das hier ist im großen und ganzen eine Messe für NRW“, sagte ein Aussteller, der aber dennoch zufrieden mit der Messe und der Kontaktanzahl war.

Insgesamt 6000 Besucher kamen zu der auf drei Tage komprimierten Messeplattform Gallery und ihren 750 Ausstellern, darunter 50 neue Brands. Damit seien das so viele Besucher wie im vergangenen Winter, wie Ulrike Kähler, Prokuristin & Project Director Igedo Company resümiert. „Wir sind hoch zufrieden mit dieser Ausgabe. Das komprimierte Programm der Gallery an drei Tagen hat für unsere Aussteller zu einem intensivierten Arbeiten geführt. Die Qualität der Besucher hat weiter zugenommen. Das große Segment Evening und Occasion ist jetzt nach drei, vier Saisons angekommen und findet zeitgleich zur Gallery statt. So konnten die Aussteller von diesem Timing profitieren.“ Auch die Kollektionen an sich bewertet Kähler als positiv: „Allgemein finde ich, es tut sich was. Wertigkeit und Nachhaltigkeit werden gezielt nachgefragt und die Kollektionen sind inspirierter.“

Kaiserswerther Straße

Auf der Kaiserswerther Straße sind trotz Nieselregen einige Damen und Herren Einkäufer unterwegs. „Wir sind hauptsächlich auf der Kaiserswerther Straße unterwegs, hier in den Showrooms finden wir unsere bewährten Marken“, erzählt Gabriele Schmitt, Inhaberin des Damenmodehauses von Fritz Schmitz Modehäuser in Viersen, das Marken wie Missoni, Bogner oder Steffen Schraut führt.

Die Showrooms, die sie Straße säumen, scheinen betriebsam. „Wir sind mit der gesamten Mannschaft zehn Tage lang hier und treffen Kunden von Sylt bis Salzburg“, gibt Ricardo Meyer, Head of Sales bei Ben and GmbH, der unter anderem die Marken Ben Shermann, Fortezza und Sand Copenhagen vertritt Auskunft. „Düsseldorf ist für uns wichtig. Auf den Messen in Berlin und Mailand haben wir nicht die gesamte Kollektion dabei, dort wollen wir die Händler auf uns aufmerksam machen. Hier werden dann die Zahlen in Ruhe konkretisiert.“ Auch er stellt einen gewissen neuen Mut der Labels in den aktuellen Kollektionen fest: „Die Marken müssen den Handel etwas mehr inspirieren. Das war höchste Zeit. Klar. wir brauchen Kommerzialität und Verkäufe. Aber das schaffen wir nur, wenn wir den Endverbraucher auch überraschen. Bei Ben Sherman beispielsweise stellen wir fest, dass sich die Ordern von ‚Basic mit ein paar Highlights’ verschieben hin zu ‚Highlights mit ein paar Basics’. Das war unser Wunschgedanke und darauf haben wir hingearbeitet.“

Streetstylecon

In der vergangenen Saison noch Teil der CPD, zog die Streetstylecon in diesem Winter um. Hinter dem Hauptbahnhof fand das nun auf B2C ausgerichtete Event statt, das neben Mode auch Hip-Hip-Musik und vor allem Sneaker bot. Das Publikum war dementsprechend jung, viele der hauptsächlich männlichen Besucher waren Teenager. Allerdings war auffällig, wie viele der Besucher mit Tüten voller Sneaker und Streetwearkleidung herumliefen. „Wir waren überrascht über die Kaufkraft dieser doch sehr jungen Zielgruppe“, verriet eine Ausstellerin im ‚Sneakerness’-Segment.

Auch Pascal Gerstenlauer, der mit seiner Roadmap1 GmbH für Defshop vor Ort war und die Labels Ecko Unltd., Just Rhyse, Dangerous DNGRS, Thug Life, Cyprime und Who Shot Ya mit im Gepäck hatte, kann dies bestätigen. „Der Favorit dieser der urbanen Zielgruppe sind Dangerous DNGRS und Ecko. Die Jungs, ich sage Jungs, denn es sind hier etwa 90% männliche Besucher, würde ich sagen, kennen uns und freuen sich, uns mal persönlich kennen zu lernen.“ Auf die Frage, ob sich solche Events für sie als Marke lohnten, gibt Gerstenlauer eine eindeutige Antwort: „Ja. Diese Art von Fashion Festival ist für uns super, weil sie uns den Kunden nahe bringt und ein Feeling erzeugt.“

Die Zukunft der Mode in Düsseldorf

Auch wenn es also klingt, wie ein einstudiertes Mantra: Düsseldorf bleibt für die nationalen Ordern ein wichtiger Standpunkt. Die Sichtung in Berlin ist den Händlern und Marken ebenso wichtig, wie das erneute Treffen in den Düsseldorfer Showrooms und auf den Messen.

Spannend bleibt nun die weitere Entwicklung von als B2B gestarteten Mode-Festivals wie der Streetstylecon und der Bread & Butter by Zalando. Im Rahmen der ‚See Now, Buy Now’-Entwicklung verwischen Trennlinien zwischen B2B- und B2C-Modeevents. Dennoch scheinen beide Veranstaltungsarten ihre Berechtigung zu behalten, allerdings findet zeitgleich ein Verdrängungsprozess statt, der einstige Institutionen ausdünnt.

Kommende Woche wird sich dies auf der Schuhmesse gds erneut Herauskristallisieren, die zum letzten Mal auf dem Messegelände Düsseldorf stattfinden soll und ab dem Sommer von der Igedo auf dem Areal Böhler abgehalten werden wird. Obwohl die Messe noch nicht ins Detail gehen wollte, und auf den Pressetermin am 7. Februar verwies, kann wohl schon gesagt werden, dass sich die Igedo etwas einfallen lassen muss, um die Überbleibsel der Messe zu retten. Wie Kirstin Deutelmoser, Leitung der gds, es in einem Statement auf den Punkt brachte, muss die Schuhmesse wohl „von Grund auf anders gedacht werden, ohne bestehende Strukturen und Traditionen“ zu beachten. Ob und wie dies der Igedo gelingen wird, wird sich spätestens im Sommer zeigen. Ulrike Kähler wollte sich vor dem Termin im Februar nicht dazu äußern.

Foto 1-3: Gallery
Foto 4-5: Barbara Russ für FashionUnited
Videos: Barbara Russ

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