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Positive Stimmung bei Düsseldorfer Ordertagen: Internationale Buyer trotz eisiger Temperaturen

Von Ole Spötter

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Messen

Die erste Neonyt in Düsseldorf. Foto: FashionUnited

Bei den Düsseldorf Fashion Days werden seit Mittwoch Kollektionen gezeigt und Ordern geschrieben. Mit Temperaturen, die zum Teil unter Null Grad gingen, war das Wetter nach dem recht warmen Dezember wie für die Herbst/Winter-Kollektionen gemacht.

Insgesamt wirkte die Stimmung in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt trotz der Sorgen um die Konsumlaune in der aktuellen gesamtwirtschaftlichen Situation positiv. Die Modebranche hat die Pandemie endgültig hinter sich gelassen und scheint gelernt zu haben, auch mit schwierigen Umständen besser umzugehen. Julius Brinkmann beschreibt die Lage als “Aufbruch”, bei dem Marken und Händler “trotz der schwierigen Rahmenbedingungen alles raus holen wollen”. Daher ist es für den Bugatti-Geschäftsführer wichtig, dass sich beide Parteien nun gegenseitig motivieren und aufbauen.

Gute Stimmung und internationales Flair in Düsseldorf

Nach Düsseldorf sind auch viele internationale Buyer aufgebrochen. Auf den Gängen der Order-Messe Fashn Rooms ist neben Deutsch ebenfalls viel Niederländisch und Italienisch zu hören. Bei der Supreme Women&Men wurden auch Gäste mit einer weiteren Anreise gesichtet, darunter aus Südkorea und den USA, berichtet Aline Müller-Schade, Geschäftsführerin des Messeveranstalters Munichfashion Company. Auch die einzelnen Showrooms freuten sich über das internationale Publikum. „Wir freuen uns, dass auch sehr viele internationale Kund:innen zur Order kommen”, sagte Gerry-Weber-Chefin Angelika Schindler-Obenhaus, die im Showroom des Bekleidungsanbieters aus Halle in Westfalen.

In Deutschland waren im Januar die Umsätze im Mode-Einzelhandel zwar besser als erwartet, dennoch gebe es weiterhin “Unsicherheiten bezüglich der weiteren Entwicklung der Konsumneigung der Verbraucher:innen”, so Schindler-Obenhaus. Im höheren Preissegment ist die Lage wesentlich entspannter als im Mainstream, findet auch Hiltl-CEO Gerhard Kränzle. Der Hosenspezialist hat die zweite Jahreshälfte 2022 mit guten Zahlen abgeschlossen und nimmt die positive Stimmung mit in die neue Saison. Auch in Anbetracht der ersten Termine, die er bisher hatte, scheint Kränzle zuversichtlich. „Wir sind positiv, auch wenn die Umstände ‘da draußen’ etwas anderes sagen”, so der Hiltl-Chef im Düsseldorfer Showroom.

Auch Joop! ist mit Zuversicht in die neue Saison gestartet. In der vergangenen Woche habe die Marke des Textilkonzerns Holy Fashion Group bereits die größeren Modehändler getroffen, aber auch bei den kleineren, die erst ab dem Wochenende zur Order kamen, sei die Marke aus Kreuzlingen “recht optimistisch” gestimmt, erzählt Thorsten Stiebing. „Es ist so erstaunlich, dass sie auch während der Covid-Situation zugeschlagen haben. Jetzt ist die Situation etwas normaler. Es sind viele Bälle in der Luft – Belieferungen und wie es konjunkturell ist. Aber ich spüre schon Optimismus”, fasst der Brand Managing Director bei Joop! die Stimmung der Einkäufer:innen zusammen.

Outerwear wächst

Von Bugatti bis Gerry Weber waren sich die Bekleidungsanbieter einig, dass die Outerwear gut performt. Nach einem milden Winter 2022 fallen die Temperaturen zu Beginn des neuen Jahres und stärken damit die Hoffnungen in diesem Bereich. Die jüngere Gerry-Weber-Marke Taifun setzt dabei in dieser Saison mehr auf Wolle und reduziert ein wenig die Steppjacken, die aber dennoch in allen Kollektionen der Gruppe zu finden sind.

Moodboards im Bugatti-Showroom. Foto: FashionUnited

Auch der Trend zum “angezogenen Look” setzt sich weiter fort. Dabei spielt allerdings auch eine gewisse Lässigkeit eine Rolle. Stücke, die formell als Zweiteiler funktionieren, aber auch durch andere Stücke und Styling aufgebrochen werden. Bugatti versucht sich dabei unter anderem mit einem rost-farbenen Cord-Anzug, den Brinkmann selbst während des Gesprächs trägt und mit sportlichen Sneakers kombiniert.

Gerade in der Menswear gibt es auch eine Tendenz zur Cord-Hose. Dabei sind sich die Marken über die Performance allerdings noch nicht ganz einig. Der Bugatti-Chef ist zwar optimistisch gestimmt, kann aber noch keine Prognose geben. Ganz anders sieht es da bei Hiltl aus. „Auch wenn wir wissen, dass der Cord insgesamt nicht ganz so gut performt hat, haben wir ihn extrem gut verkauft und verkaufen ihn auch jetzt in der Order gut”, so CEO Kränzle.

Marken reagieren auf Kostenanstieg

Trotz der heiteren Stimmung in Düsseldorf beschäftigen die steigenden Kosten weiterhin die Branche. Im mittelpreisigen Segment versuchen die Marken, die Preise zu halten und nicht die Kosten darauf abzuwälzen. Gerry Weber sei bedacht darauf, die Einstiegspreislagen pro Artikelgruppe zu halten. Der Bekleidungsanbieter aus Halle in Westfalen habe aber bei einzelnen Artikeln, bei denen “die Qualitäten angehoben” wurden, “moderate Preisanpassungen” vorgenommen, so Gerry-Weber-Chefin Schindler-Obenhaus. Auch Joop! hat versucht, die “wichtigen Eckpreislagen” zu halten, musste aber teilweise den Preis um zehn bis zwölf Prozent anpassen.

Hiltl bemerkte besonders die “extremen Entwicklungen” im Rohstoffmarkt beim Thema Wolle, wo je nach Artikel die Preise um etwa zehn bis 15 Prozent angepasst wurden. Allerdings wurde bei der Hosenmarke in der vergangenen Saison deutlich mehr angehoben. Für Herbst/Winter 23 konnten bei etwa 80 bis 90 Prozent der Kollektionen die Preise gehalten werden, so der Hiltl-Chef.

Leere Gänge am Samstagnachmittag bei den Fashn Rooms. Foto: FashionUnited

Fachkräftemangel

Nachdem während der Pandemie bei einigen Modeanbietern als Reaktion auf die Verluste Kündigungswellen losgetreten und Einstellungsstopps verhängt wurden, scheint nun die Gegenbewegung einzusetzen. An vielen Ecken fehlen den Unternehmen die Fachkräfte. Bei der Joop!-Mutter Holy Fashion Group sind aktuell mehr als 70 Stellen unbesetzt, sagte Thorsten Stiebing. Auch Gerry Weber bemerkt den Fachkräftemangel in einigen Bereichen wie IT sehr deutlich, sagte Schindler-Obenhaus. An anderen Stellen hat sich der Womenswear-Spezialist aber auch erst kürzlich neu aufgestellt – unter anderem ist seit Mitte November Brigitte Danielmeyer als Brand Director für die Hauptmarke der Gruppe verantwortlich.

Die Marke Bugatti stellt diese Problematik zwar auch fest, sieht sich allerdings mit der übergeordneten Bugatti Holding Brinkmann, zu der auch andere Marken wie Wilvorst Herrenmoden und Dressler Bekleidungswerke gehören, gut aufgestellt. Bei der Besetzung von neuen Positionen bekommt die Marke “immer noch ein gutes, qualifiziertes Personal”, so Brinkmann. Dies wird für ihn “ein wesentlicher Schlüssel für die kommenden Jahre sein, gute, qualifizierte Mitarbeiter:innen zu finden”, um so gestärkt die Zukunft des Unternehmens aufzubauen.

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Lieferkette beruhigt sich

Insgesamt scheint sich die Lieferketten-Situation für die Bekleidungsanbieter etwas beruhigt zu haben und sie bekommen ihre Ware zum größten Teil rechtzeitig. Seit dem vierten Quartal 2022 steigt die Verlässlichkeit bei der Seefracht wieder. Wir rechnen insgesamt damit, dass sich die Situation etwas entspannt”, sagte Schindler-Obenhaus. Bugatti habe derweilen frühzeitig Waren disponiert und ist damit “ins Risiko gegangen”, um rechtzeitig zu liefern, so Brinkmann.

Dennoch gibt es an manchen Stellen noch deutliches Potenzial nach oben. Joop! bräuchte besonders im Menswear-Bereich noch mehr Kapazitäten bei den Näherei-Betrieben. „Wir könnten viel mehr verkaufen, wenn wir die Ware ordern könnten und sie da wäre. Das Thema Never-Out-of-Stock zieht unglaublich an”, so Stiebing. Lange Wartezeiten bekam Hiltl besonders im Bereich Wolle zu spüren. Dort arbeite das Unternehmen teilweise mit Webereien zusammen, bei denen die Wartezeiten bis zu zehn Monaten betragen, so Kränzle.

Neulinge der Ordertage

Die Zukunft der Modeindustrie zeigte sich auch mit einigen Neulingen, die das erste Mal bei den Ordertagen dabei waren und deren Wholesale-Geschäft noch in den Kinderschuhen steckt.

Stand von Fevre Vinet. Foto: FashionUnited

Die junge Marke Fevre Vinet aus Remshalden bei Stuttgart ist ganz frisch auf dem Markt. Nach drei Jahren Vorbereitungszeit startete die Marke vor etwas mehr als einer Woche bei der Berliner Messe Premium sowie parallel mit dem eigenen Onlineshop. Für ihre Streetwear-orientierten Basics bekamen sie in Berlin und auch nun in Düsseldorf bei den Fashn Rooms schon positives Feedback, Ordern wurden bisher aber noch nicht geschrieben.

Auch Prinz Berlin ist zum ersten Mal bei den Ordertagen in Düsseldorf dabei. Mitgründerin Zaza Börm, die die Münchner Marke für Accessoires aus Seide und Kaschmir mit ihrer Mutter während der Pandemie gegründet hat, zieht eine positive Bilanz. Neben „guten Gesprächen“ wurden auch bereits die ersten Ordern geschrieben, freut sich Börm an ihrem Stand bei der Supreme Women&Men.

Julius Bach und seine erste Kollektion bei den Fashn Rooms. Foto: FashionUnited

Etwas fehl am Platz fühlte sich dagegen der Düsseldorfer Designer Julius Bach mit einer Auswahl aus seiner zwanzigteiligen Debut-Kollektion. Seine "exzentrischen Kreationen” schienen auf das Publikum der Fashn Rooms etwas “zu speziell” zu wirken, erklärt der junge Designer. Daher werde seine erste Teilnahme an der Ordermesse wohl auch eine Ausnahme bleiben. Aber auch insgesamt schien zumindest am Samstag, dem ersten Messetag, nicht besonders viel auf dem Gelände des Areal Böhlers los zu sein – auch nicht bei der Premiere der Neonyt.

Düsseldorfer Ordertage
FW23