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So will die Sportbranche nachhaltiger werden

Von Regina Henkel

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Messen

Zum 50. Jubiläum der Ispo Munich präsentiert die Sportartikelmesse eine neue Botschaft für die kommenden Saisons: Mehr Nachhaltigkeit und Ausbau des Plattformgedankens.

Ein 50. Jubiläum wäre für viele ein Grund, langatmig in die Vergangenheit zu schauen - mit nostalgischen Bildern und allem was dazu gehört. Nicht so bei der Ispo Munich, die am 29. Januar nach vier Tagen zu Ende gegangen ist. Angesichts der großen Herausforderungen unserer Zeit gab es statt eines Blicks zurück den Blick nach vorne: Die Themen Nachhaltigkeit und unternehmerische Verantwortung sollen noch fester an die Ispo gekoppelt werden, die Zusammenarbeit innerhalb der Branche selbst und darüber hinaus soll gefördert werden und die Aktivität, also der Sport selbst, soll in Zukunft eine noch größere Rolle einnehmen. Weg von der reinen Produkt-Show und hin zur Bewegung – im doppelten Sinne.

Kooperation mit dem Konferenzprogramm der Neonyt

Wie so eine Zusammenarbeit aussehen könnte, davon bekam man schon am ersten Messetag einen Vorgeschmack. Überraschung: Im Konferenzprogramm der Ispo taucht die Neonyt auf. Im Ispo Sustainability Hub diskutierten Nachhaltigkeitsexperten aus der Mode gemeinsam mit Thimo Schwenzfeier, Show Director der Neonyt und Leiter der Marketingkommunikation Textiles & Textile Technologies bei der Messe Frankfurt. Schwenzfeier: „Die Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit haben in den letzten Jahren zahlreiche neue Kooperationen zwischen Brands hervorgebracht, zwischen Messen ist das allerdings noch eine Seltenheit.“

Neue Veranstaltung 2020: Ispo SDG Summit

Mehr Kooperation zwischen allen Stakeholdern und den Ausbau der Ispo als Ideenschmiede und Denkfabrik will die Messe München in den nächsten Jahren voranbringen. „Die Welt befindet sich in einem großen gesellschaftlichen Umbruch. Entwicklungen wie der Klimawandel, Globalisierung und die Spaltung der Gesellschaften haben eine Tragweite gewonnen, die weltweit Diskussionen auslösen“, sagt Klaus Dittrich, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe München. „Lösungen müssen gefunden werden, bevor es zu spät ist.“ Deshalb wird die Messe am 29. Juni 2020, parallel zur OutDoor by Ispo, den ersten Ispo SDG Summit veranstalten. Die Abkürzung SDG steht für die 17 Social Development Goals der der Vereinten Nationen, welche weltweit der Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene dienen sollen. Ziel ist es, Lösungen und gemeinsame Projekte zu erarbeiten, die auf die unterschiedlichen Nachhaltigkeitsziele einzahlen.

Nachhaltigkeit ist das übergeordnete Thema der Messe

Der Wandel in der Branche ist schon jetzt nicht zu übersehen: Das Thema Nachhaltigkeit wird von immer mehr Marken aufgegriffen. Bezog sich der Wettstreit zwischen den Brands früher auf die klassischen Funktionsthemen wie Wasserdichtigkeit oder Leichtigkeit, so liegen heute die nachhaltigen Innovationen klar vorne. Zahlreiche neue Ideen waren zu sehen, von neuen Fasern über Membranen und Verarbeitungstechnologien bis hin zu neuen Businesslösungen.

Letztere stellte die Outdoormarke Bergans of Norway mit einem neuen Rucksackprojekt vor. Bei dem Pilotprojekt „Collection of tomorrow“ geht es um Kreislaufwirtschaft. Mit dem Ansatz des Co-Eigentümers integriert Bergans den Verbraucher und gibt ihm das Recht, den Rucksack nach der Nutzungsphase recyceln zu lassen und ein neues Produkt aus dem Material zu erhalten. Das Produkt besteht aus der Faser Spinnova und ist komplett recyclingfähig. Eine technische Innovation präsentierte die französische Action Sports Brand Picture Organic Clothing. So entwickelte Picture eine dreilagige, wasserdichte Jacke mit der neuartigen Membran Xpore von BenQ, die nur aus Kohlenstoff und Wasserstoff besteht. Auch der Oberstoff einer weiteren Jacke besteht aus einem biobasierten Polyester und kann auch wieder recycelt werden.

Investition in mehr Langlebigkeit

Die einen verwenden neuartige, nachhaltige Materialien, andere wollen mehr Nachhaltigkeit durch mehr Qualität oder eine längere Haltbarkeit der Produkte erreichen. „Wir wollen, dass unsere Produkte länger benutzt werden“, sagt zum Beispiel Nikolai Rabaek Christensen von Schuhhersteller Ecco Outdoor, „auch wenn das bedeutet, dass die Konsumenten dann weniger Schuhe kaufen.“ Nichtdestotrotz arbeitet Ecco an neuen Gerbeverfahren wie DriTan, das wesentlich weniger Wasser verbraucht. „Im nächsten Jahr wollen wir die gesamte Kollektion auf DriTan umgestellt haben.“ Mit der Haltbarkeit rückt auch die richtige Pflege der Produkte stärker in den Vordergrund. Bei Fjällräven konnte man am Messestand lernen, wie man das robuste G1000 Material – für das die Marke bekannt ist – neu wachst und damit lange haltbar macht. Auch Vielseitigkeit manifestiert sich als neuer nachhaltiger Trend und stellt die Entwicklung der letzten Jahre, dass alles immer spezialisierter werden muss, infrage.

Fazit: Nachhaltigkeit ist ein Prozess

100-prozentige Nachhaltigkeit gibt es nicht, es geht immer darum, nachhaltiger zu werden im Vergleich zu bestehenden Prozessen oder Modellen. Darum ist auch die Unterstützung von Baumpflanzprojekten schon besser als gar kein nachhaltiges Engagement, selbst wenn die Verbesserung der Produkte noch zu wünschen übriglässt. Greenwashing ist allgegenwärtig, aber nur, wenn man Nachhaltigkeit als einen finalen Zustand versteht und nicht als Prozess. Die Zukunft wird zeigen, wer bereit ist, sich kontinuierlich zu verbessern. Klar ist, dass der Designer in Zukunft immer stärker in der Verantwortung stehen wird. Er stellt schon bei der Entwicklung die Weichen für die Haltbarkeit, Vielseitigkeit und Entsorgung der Produkte.

Fotos: FashionUnited / Regina Henkel

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