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Solide Show in schwierigen Zeiten: Stoffmesse Munich Fabric Start beweist Stabilität

Von Regina Henkel

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Messen

Munich Fabric Start im Januar 2023. Foto: Munich Fabric Start

Unsichere Zeiten brauchen Verlässlichkeit, und die hatte die Stoffmesse Munich Fabric Start, die am 24. Januar startete und heute zu Ende geht, zu bieten. Im Fokus der Veranstaltung standen neben den Stofftrends für die Saison SS24 die Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit, die mit einem umfangreichen Rahmenprogramm diskutiert und präsentiert wurden.

Während in den letzten Monaten auf vielen internationalen Messen sichtbar wurde, dass sich die Mode- und Sportbranche noch im Krisenmodus befindet, weil Messen kleiner wurden, große Zugpferde fehlten und die Besucherzahl geschrumpft ist, zeigt die Munich Fabric Start ein vergleichsweise stabiles Bild. Rund 900 kuratierte Aussteller präsentierten ihre Stoffkollektionen und Innovationen für die Saison SS24 auf der heute zu Ende gehenden Messe in den Hallen des Münchner MOC, im Keyhouse und auf der Bluezone. „Die Messe ist gut gebucht, Bluezone und Keyhouse sind sogar ausgebucht, trotz schwierigen Zeiten“, erklärt Sebastian Klinder, Managing Director Munich Fabric Start zu Beginn der Veranstaltung. „Unsere Größe ist etwa so wie vor Corona.“ Nur die Ausstellerzahlen aus Asien – insbesondere aus China – haben noch nicht ihre alte Stärke zurückgewonnen.

Stilisierte Pflanzendrucke mit ethnischen Anleihen auf der Munich Fabric Start im Januar 2023. Foto: FashionUnited

Auf einer Gesamtausstellungsfläche von etwa 42.500 Quadratmetern, unterteilt in acht Areas sowie aufwändig inszenierten Trendforen und Sample Areas, wurden die neuen Farb- und Materialtrends, Innovationen und Inspirationen gezeigt. Nicht bespielt wurde hingegen die neue Fläche in der gegenüberliegenden Motorworld. Die im August dort erstmals gezeigte The Source für Manufacturing und All-in-One Anbieter wird erst im Sommer wieder dort stattfinden.

Digitalisierung: Weiterentwicklung von 3D-Technologien

Besonderen Fokus legte die Messe auf die Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung, was im Motto der Messe „Dare and Care” zum Ausdruck gebracht wurde. Hierbei ging es vor allem um das Sourcing nachhaltiger Materialien und die Digitalisierung der Produktentwicklung sowie der gesamten Supply Chain. Sichtbar wurde das beispielsweise im neu arrangierten Areal für Nachhaltigkeit und Digitalisierung mitten im MOC. In einem der meist frequentierten Messebereiche – der Halle 2 im MOC – präsentierte sich auf einer Fläche von rund 300 Quadratmetern erstmals die Assyst Experience. Der Fashion Tech-Spezialist, der seit Januar 2023 zum chinesischen 3D-Software-Konzern Style 3D gehört, zeigte dort gemeinsam mit weiteren Technologie-Partnern und in Vorträgen und Paneldiskussionen die Möglichkeiten der Digitalisierung für die Fashionbranche auf. So wird beispielsweise die Produktentwicklung durch die neue Zusammenarbeit mit Style 3D künftig auch auf dem Mobiltelefon möglich sein, die Übertragung von 3D-generierten Designs in 2D-Schnitte verbessert und die Darstellung und Animation von Designs in virtuellen Welten möglich.

Nachhaltigkeit im Zentrum der Messe

Direkt daneben und damit zentraler gelegen als bisher, präsentierte die Messe nachhaltige Stoffinnovationen, die beispielsweise bio-zertifiziert, biobasiert, recycelt, kreislauffähig oder aus regenerativen Quellen sind, im ReSource Areal. „Mit rund 700 Samples ist dieser Bereich spürbar gewachsen und auch die Qualität der Einsendungen hat nochmal zugelegt. Das zeigt, wie wichtig dieser Bereich für Aussteller und Besucher gleichermaßen geworden ist“, erklärt Frank Junker, Partner & Creative Director der Munich Fabric Start.

Ein Hut aus Haaren im Keyhouse der MFS, Januar 2023. Foto: FashionUnited
Echte Innovationen im Bereich Nachhaltigkeit hatte wie immer das Keyhouse zu bieten, wo beispielsweise Savine Schoorl Produkte aus Haaren, das Wint Design Lab Stoffe aus 100 Prozent Collagen und Verena Brom biologisch abbaubare Folien aus Resten der Fruchtsaftherstellung zeigte.

Modetrends SS24: Die Zeit der Lohas geht zu Ende

Bei den Modetrends schwächen sich die Gegensätze langsam wieder etwas ab, changieren aber weiterhin zwischen den Einflüssen aus den neuen digitalen Welten und ihrer Technizität, Nostalgie, Natürlichkeit und verschiedenen Kulturen. Für Carl Tillessen, Trend Analyst des DMI, geht dennoch eine Ära zu Ende, nämlich die der „Lohas“. Dieser Konsumententypus steht für einen besonders gesundheitsbewussten, nachhaltigen Lebensstil, der eher in die Zukunft schaut, als in die Gegenwart. Die Pandemie hat uns aber gelehrt, den Augenblick zu leben. „Wir sehnen uns nach Zügellosigkeit und wollen ausbrechen, über die Stränge schlagen und leben“, so Tillessen in seinem Vortrag.

Volumen und metallische Looks in starken Farben, gesehen im Trendvortrag von Peclers Paris. Foto: FashionUnited

Stofftrends: Lebendige Farben, Metallics und Kontraste

Zu den neuen Trendfarben gehören daher fruchtige, lebendige Farben, die Optimismus ausstrahlen, wie Gelb, Fuchsia, Purple und Mauve. Auch Metallics werden stärker, mal in Silber und Gold, aber auch in farbigen Tönen und in Pastellen. „Vor allem bei den Accessoires spielen Metallics eine wichtige Rolle“, sagt Karin Schmitz, Business Development Director DACH bei Peclers Paris in ihrem Trendvortrag zur Womenswear SS24. Dazu passen auffällige Looks, die mit großen Volumen, Raffungen, 3-D-Effekten und ungewöhnlichen Ausschnitten spielen. Denim gewinnt weiter an Bedeutung als Gegenspieler zu femininen Details und Farben. Kulturelle Einflüsse zeigen sich aus Afrika und den slawischen Ländern. Diese beiden Einflüsse haben stilisierte, großflächige Pflanzenmuster in starken, kontrastreichen Farbgebungen gemein und passen wunderbar zu dunklen Unis. Auch das Glamouröse bleibt wichtig, so Schmitz, wird aber immer wieder mit genderneutralen Elementen wie Denim, T-Shirts, Oversize-Hosen, Athleisure-Teilen und Workwear-Anleihen gebrochen.

Auch bei den Denims zeigt sich die Lust auf Mehr. Bewegte Oberflächen, die entweder durch neue Strukturen, durch Strass oder durch Muster – beispielsweise Karos - hervorgebracht werden, geben den Ton an. Auch Prints spielen eine Rolle, was der Druckerhersteller Brother auf einer Fläche in der Bluezone demonstrierte. Dort wurde in einer Live-Vorführung gezeigt, wie ein Direct-to-Garment Drucker Jacken und Hosen veredelt.

Brother kann direkt auf die Jacke drucken. Bluezone im Januar 2023. Foto: FashionUnited
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