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Texhibition Istanbul März 2024 setzt auf Denim und höhere Qualität

Von Florence Julienne

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Messen

Texhibition Istanbul März 2024 Bild: F. Julienne

Vom 6. bis 8. März 2024 brachte die Texhibition Istanbul 25.752 Besucher:innen aus 112 Ländern und 560 Aussteller:innen von Stoffen und Zubehör für die Frühjahr-/Sommerkollektionen 2025 zusammen. Die fünfte Ausgabe der Messe bot Gelegenheit, die wichtigsten von türkischen Betrieben produzierten Materialien und einen neuen Denimbereich zu entdecken. Ebenso die Perspektiven der Akteur:innen der türkischen Textilbranche kennenzulernen und zu erkennen, dass das mittlere Preissegment, das sie bedient, in vielen Ländern leidet.

Die Tatsache, dass die Türkei eine eigene Sourcing-Messe hat, ist alles andere als unbedeutend. Vor der Covid-Pandemie fand die französische Messe Première Vision in Istanbul statt, aber seitdem haben die türkischen Akteur:innen diese Aufgabe selbst übernommen und der Verband der Istanbuler Textil- und Bekleidungsexporteur:innen (Ithib), Mitglied des türkischen Mode- und Textilverbands Itkib, organisiert die Messe. Für das Land, das über integrierte Produktionskapazitäten verfügt, mit der es im Gegensatz zu anderen Produktionsländern wie Tunesien oder Marokko alle (oder fast alle) Produktionsschritte der Textil- und Bekleidungsbranche durchführen kann, steht viel auf dem Spiel.

Texhibition Istanbul März 2024, digitale Animation von Kerim Dündar Bild: F. Julienne

Als Beweis für die Bedeutung der Messe fand bei der Eröffnung am Mittwoch, dem 6. März, eine Konferenz statt, an der Handelsminister Ömer Bolat, der Vorsitzende des türkischen Exportverbandes Mustafa Gültepe und Ithib-Vorsitzender Ahmet Öksüz teilnahmen. Eine überwiegend männliche Vertretung des Berufsstandes, wie das Foto zeigt. Die Herren gaben ihre Absicht bekannt, die Messe „zur wichtigsten der Welt“ zu machen.

Bei der Einweihung der Texhibition Istanbul Bild: F. Julienne

Alle Redner nannten Zahlen, um den Einfluss der türkischen Textil- und Bekleidungsbranche zu verdeutlichen, die 2023 einen Gesamtexportwert von 28,5 Milliarden US-Dollar erzielte. Mit jährlichen Exporten von 12 Milliarden US-Dollar steht die türkische Textilbranche an fünfter Stelle der weltweiten Exporte und ist der zweitgrößte Lieferant der Europäischen Union.

Zwar ist Europa ihr größter Markt, wo sie für Marken wie Zara, Mango oder H&M produziert, doch die grassierende Wirtschaftskrise lädt dazu ein, sich nach alternativen Zielen umzusehen: den USA, Mexiko, Russland (es gibt Möglichkeiten, die derzeitigen Beschränkungen zu umgehen) oder dem Nahen Osten.

Texhibition Istanbul März 2024 Bild: F. Julienne

Um welche Materialien geht es, wenn man von in der Türkei hergestellten Stoffen spricht?

Auf der Texhibition Istanbul waren Materialien nach Hallen geordnet: In Halle 4 befanden sich 145 Anbietende von Maschenware wie Jersey, Jacquard und Wolle; in Halle 5 126 Anbietende von Polyester, Polyviskose, Viskose und Acryl; in Halle 6 70 Anbietende von Wolle, Baumwolle und Hemdenstoffen; in Halle 8 121 Herstellende von Zubehör wie Knöpfen, Reißverschlüssen und Ähnlichem sowie Garnen. In Bezug auf Baumwollgarne kommt das oben erwähnte „fast“ ins Spiel: Die Türkei produziert 65 Prozent ihrer Baumwolle im eigenen Land und importiert den Rest hauptsächlich aus den USA, Griechenland und Ägypten.

Diesmal gehörte auch Halle 7 dazu, die der „Blue Black Denim Trend Area“ gewidmet war. Dieser Denimbereich wurde für die Frühjahr/Sommer-Saison 2025 neu eröffnet und bot originelle Präsentationen mit Streetwear-Kreationen, die in einer Baustellenästhetik vorgestellt wurden.

Blue Black Denim Trend Area, Texhibition Istanbul März 2024 Bild: F. Julienne
Kreation von Alldenims, Texhibition Istanbul März 2024 Bild: F. Julienne

In diesem Zusammenhang ist das spektakuläre Kleid aus Jeansresten (s. Bild oben) zu erwähnen, das von der Firma Alldenims entworfen wurde. Das Unternehmen, das als eines der wenigen von zwei Frauen geleitet wird, stellt Jeanskleidung für eine internationale Kundschaft her und entwickelt auch seine eigene Marke Syga.

Stand von Alldenims Bild: F. Julienne

Auf dieser Fläche (und nicht nur dort) sprachen die Ausstellenden viel über nachhaltige Mode. Besim Özek, Mitglied von Ithib und Leiter der Abteilung für Geschäftsstrategie bei Bussa, war einer von ihnen. Der in der Südtürkei ansässige Hersteller von Jeansteilen betonte, wie wichtig es für das Land sei, sich im Denimsektor zu positionieren und dabei soziale und ökologische Verantwortung zu übernehmen. Er verwendet zu 45 Prozent traditionelle Baumwolle, 35 Prozent recycelte Baumwolle (aus gesammelter Baumwollkleidung), 15 Prozent Biobaumwolle (ohne chemische Düngemittel oder Pestizide angebaut) und 5 Prozent regenerative Baumwolle (landwirtschaftliche Praktiken, die die Bodenqualität auf natürliche Weise verbessern und die Fruchtbarkeit des Bodens wiederherstellen).

Stand von Bossa. Bild: F. Julienne

Trendforen mit Schwerpunkt auf nachhaltiger Entwicklung und Erhöhung der Bandbreite der ausgestellten Materialien

Apropos Nachhaltigkeit: FashionUnited traf Pascaline Wilhelm, die ehemalige Modedirektorin von Première Vision und heutige Gründerin der Agentur P W N E W, im Innovation Hub (Halle 8), wo zahlreiche Präsentationen stattfanden. Das Ziel? Die Schlüsseltrends für Frühjahr/Sommer 2025 zu liefern, einschließlich Innovationen und Neuigkeiten in Bezug auf nachhaltige und umweltfreundliche Entwicklungen. Der Schwerpunkt lag auf biobasierten Stoffen, Bioabbaubarkeit, Naturstretch, neuen Recyclingmaterialien und anderen, wobei Begriffe wie Abfall, übermäßiger Konsum und seine Auswirkungen in den Vordergrund gerückt wurden.

Trendpräsentation Frühjahr/Sommer 2025 von Pascaline Wihelm Bild: F. Julienne
Hub Innovation Texhibition Istanbul März 2024 Bild: F. Julienne

Andere Bereiche wie der Trends Creative Hub für Strick- und Webwaren betonten ebenfalls das Konzept der Nachhaltigkeit, verbanden es aber mit einem höheren Niveau. Mit „Silent luxury“ (Strickwaren, Halle 4) näherte sich der Luxury Hub, der für Nischengeschmack steht, der Mode aus der Perspektive des „Minimalismus eines neuen Zeitalters" und legte den Schwerpunkt auf Eleganz, hochwertige Materialien (Schurwolle, Kaschmir, Baumwolle und Wolle), Exklusivität, Einzigartigkeit und Handwerkskunst.

Luxury Hub, Texhibition Istanbul März 2024 Bild: F. Julienne

Am selben Ort bezog sich „Vegan Jungle“ auf innovative Verfahren, die aus Pflanzen, Früchten und Samen gewonnen werden und eine Reihe von recycelten Materialien bieten, die biologisch abbaubar sein können.

Vegan Jungle, Texhibition Istanbul März 2024 Bild: F. Julienne

Bei den Webwaren (Halle 5), bezog sich der Bereich “The Talented Mr. Ripley“ auf den US-amerikanischen Remake des französischen Films „Plein Soleil“, eine Sommertragödie in der Welt des Luxus und des Faulenzens, die von einer stilvollen Garderobe begleitet wurde: Strickkrawatten, Kaschmirpullover, elegante Leinenhemden und Chinos (Hosen aus Baumwolltwill).

Luxury Hub, Texhibition Istanbul März 2024 Bild: F. Julienne
Luxury Hub, Texhibition Istanbul März 2024 Bild: F. Julienne

Bedeutet dies, dass die türkische Textil- und Bekleidungsindustrie sich im oberen Preissegment positionieren möchte? Fatih Zengin, stellvertretender Generalsekretär von Itkib, bestätigte im Gespräch mit FashionUnited, dass die Branche angesichts des Zusammenbruchs des mittleren Preissegments, das aus dem in der Türkei hergestellten Polyester besteht, nach oben streben wolle. Dieser Einbruch war auf die Pandemie, die Lockdowns, die Inflation und den Krieg in der Ukraine zurückzuführen.

Seiner Meinung nach ist das Land heute ein direkter Konkurrent Portugals, aber die Herausforderung bestehe darin, sich auf dem Niveau Italiens zu positionieren. „Wir wollen ein Land sein, das Mode macht, und unsere eigenen Marken schaffen“, sagte er abschließend. Bei der nächsten Veranstaltung vom 11. bis 13. September 2024 wird man sehen, wie sich das Angebot entwickelt.

FashionUnited wurde von Texhibition nach Istanbul eingeladen.

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf FashionUnited.fr. Übersetzt und bearbeitet von Simone Preuss.

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