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Tranoï: Paris gewinnt seine Dynamik als Modehauptstadt zurück

Von Florence Julienne

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Messen
Bild: Tranoi, Seoul Fashion Week

Die Messe Tranoï, die während der Fashion Week Paris stattfand, ebnet den Weg für ein neues Verständnis des High-End-Modemarktes – sowohl für Marken als auch für Einkäufer:innen.

„Um eine größere Anzahl internationaler Buyer:innen anzuziehen, haben wir uns entschieden, ein ergänzendes Angebot zu den sogenannten ‚Designer:innen‘ im engeren Sinne des Wortes anzubieten“, erklärte uns Boris Provost, beim Verlassen der Tranoï-Messe. Eine gewagte Wette – die Geschichte der Tranoï ist lang – aber eine Wette, die von der gesamten Branche begrüßt wird. Sie bietet dank dieses globaleren Ansatzes Designer:innen, die aus einem Nischenmarkt herauskommen wollen, neue wirtschaftliche Chancen.

Auf der linken Seite: Sonam Khetam. Rechts, Flora Sardalos. In der Mitte: Mossi-Kleid. Bild: Florence Julienne & Tranoi.

Kreative Marken auf dem Weg zum Eintritt in einen globaleren Markt

Die Ausstellenden, die an ihren Ständen interviewt wurden, begrüßten diese Bemühungen, die anscheinend neue Einkäufer:innen an die Stände lockten, aber auch wiederkehrende, die die Messe ein wenig vernachlässigt hatten. „Ich habe fünf Jahre in Frankreich gelebt und stelle zum ersten Mal in Paris aus“, erklärte uns Sonam Khetam. „Wir haben eine Loungewear-Kollektion aus Seide vorgestellt. Sie wurde mit ayurvedischen Pflanzen gefärbt, wie beispielsweise Rosen, die dem Körper helfen, sich zu entspannen und die die Raumtemperatur halten kann. Es waren Einkäufer:innen aus Italien, Korea, Italien, Belgien, Ägypten und auch aus den USA hier am Stand. Sie schätzten die Tatsache, dass wir Prêt-à-porter Couture herstellen, mit Stücken, die im Einkauf zwischen 200 und 1.000 Euro und etwa 160 Euro für für Luxus-Loungewear liegen.“

Den gleichen Eindruck hatte Flora Sardalos, eine Designerin mit gleichnamiger Marke, die die coole Stimmung des Sommers auf den Kykladen in ihrer Mode verkörpert: „Es ist das zweite Mal, dass ich auf der Tranoï ausstelle und es ist immer eine schöne Erfahrung. Ich habe Kundschaft aus der letzten Saison wieder getroffen und neue, wie Vakko (Türkei), By Marie (Frankreich) und Mahat (Saudi-Arabien) dazugewonnen, die mit berühmten Namen wie Isabel Marant oder Matthew Williamson arbeiten.“ In dieser Saison zeigte sie ihre Kollektion in dem neuen Bereich ‚Resort‘ (Beachwear). Mit Kleidern, die in Griechenland hergestellt werden und im Einkauf zwischen 180 und 400 Euro kosten, bezeichnet sie sich selbst als ‚Chic Resort‘.

Rechts, Marina Lyritzi & Sina Chihi. Bild: Florence Julienne and Tranoi.

Tranoï: Viel Aufwand, der sich gelohnt zu haben scheint

Wie hat die Tranoï diesen (Wieder-)Aufstieg bewerkstelligt? Neben dieser Auswahlarbeit entsandte Tranoï seine Beauftragte Marina Lyritzi (ehemals Showroom Florence Deschamps) zu den Buyer:innen: „Ich habe den Einkäufer:innen neue Marken vorgestellt, die ihren Geschmack und ihre Anforderungen erfüllen könnten. Ich bin viel gereist und habe erklärt, dass wir eine neue Art der Auswahl haben. Wir versuchen, eine Auswahl zu treffen, die möglichst viele Menschen zufrieden stellt. Aus diesem Grund haben wir verschiedene Segmentierungen geschaffen. Die Buyer:innen begrüßen diese Entwicklung. Sie sind froh zu sehen, dass wir ein neues Angebot haben.“

Sina Chihi, Leiter der Boutique ‚Un monde à part‘ aus Nizza ist ein Beispiel für den Erfolg der neuen Messe. Er ist der lebende Beweis für die Notwendigkeit, das Angebot zu erneuern, um sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen. „Früher habe ich die Tranoi besucht, aber seit einigen Jahren bin ich nicht mehr gekommen“, sagte er uns. „Ich besuchte eher die Monobrand-Showrooms, aber ich möchte diese Gewohnheit überwinden und meine Freiheit zurückgewinnen. Azzedine Alaia, Sie können ihn mir nicht wegnehmen, ich liebe ihn... Aber hier auf der Tranoi wähle ich sechs Stücke aus einer Kollektion, fünf aus einer anderen. Das gibt mir die Möglichkeit, ein breites Angebot zu einem wettbewerbsfähigen Preis zu zeigen, auch wenn es nicht wirklich der Preis ist, der mich interessiert.“ [Un Monde à part verkauft unter anderem Loewe und Balmain]. Eine Kollektion muss genug Charakter haben, um im Regal hervorzustechen. Hier habe ich Artikel von Maridruna ausgewählt, handgefertigte Knitwear aus Serbien, Cristiano Marcheli, Positano Couture und True Royal." Er demonstriert seinen neuen Elan und fügt hinzu: „Ich möchte, dass meine Kund:innen mir vertrauen, wenn ich ihnen etwas anbiete.“

Judy Sanderson. Bild: Florence Julienne.

Partnerschaften aus aller Welt

Bei 900 Euro pro Quadratmeter für einen Stand auf der Tranoï kann es für Labels, die nicht im Besitz von Konzernen oder Investmentfonds sind, schwierig sein, ihre Präsenz zu finanzieren. Daher müssen sie auf Partnerschaften zurückgreifen. „Von unseren 174 Ausstellenden sind 84 Prozent aus dem Ausland“, erklärt Boris Provost. „Mehr als dreißig Prozent werden von ausländischen Regierungen oder privaten Förderungen unterstützt.“

Die koreanischen Designer:innen, die am Samstag unter den Säulen des Palais Brongniart defilierten, werden von der Stadtverwaltung von Seoul unterstützt. „Die Menschen schätzen Korea wegen seines Kinos, seines Tanzes und seines Essens. Jetzt geht es darum, seine Mode zu fördern“, sagte Dane Kim, die Organisatorin der Show. Viele der Designer:innen haben in Paris studiert. Sie sind bereit, in das Modegeschäft einzusteigen. Auf der Tranoï trafen sie die Teams von Galeries Lafayette, La Samaritaine, Le Printemps sowie Harvey Nichols Hong Kong und Dubai.

Die italienische Region Marken finanziert ebenfalls zu 100 Prozent die anwesenden italienischen Marken. Brasilien unterstützt die Veranstaltung mit 30 Prozent. Und schließlich hätten die Afrikaner ohne die Unterstützung von Canex wahrscheinlich nicht kommen können. Es wäre schade gewesen, denn durch ihr disruptives Angebot bereicherten sie die Tranoi mit einer farbenfrohen Szenographie.

„Dies ist das erste Mal, dass ich hier ausstelle. Der Eindruck ist positiv, da ich sehr gutes Feedback zu meiner Marke erhalten habe“, sagte Judy Sanderson, eine südafrikanische Designerin mit Sitz in Portugal, zu FashionUnited. Es waren eher kleine Boutiquen, die sich für meine Kollektion interessierten. Ich habe sieben Aufträge notiert. Die meisten kauften fünf Stücke der Kollektion mit einer Mindestmenge von zehn Stück pro Farbe für einen EK-Preis um 130 Euro.

Zu diesem Zeitpunkt ist es unmöglich zu wissen, wie hoch das Umsatzvolumen sein wird, da die erteilten Aufträge noch bestätigt werden müssen. Was jedoch bestätigt ist, ist die Rückkehr einer Messe, die avantgardistische Fashion Shows und einen Marktplatz miteinander verbindet.

Dieser Artikel wurde ähnlich auf FashionUnited.fr veröffentlicht. Übersetzung und redaktionelle Bearbeitung: Barbara Russ

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