Two Days: Warum ein neues Messekonzept, Frau Kähler?
29. Jan. 2025
Der Düsseldorfer Messeveranstalter Igedo will mit dem neuen Messekonzept Two Days die Segmente Mode und Schuhe weiter zusammenbringen. Geschäftsführerin Ulrike Kähler erklärt die Beweggründe im Interview und zieht ein Resümee zu den Messen Fashn Rooms und Neonyt am vergangenen Wochenende.
Frau Kähler, die Fashn Rooms sind noch nicht vorbei und Sie verkünden bereits ein neues Messekonzept. Warum?
Wir entwickeln uns jede Saison weiter. Dieses Konzept, was wir jetzt herausgebracht haben, hat sich aus vielen Gesprächen in den Jahren 2023 und 2024 ergeben. Die Branche wünscht sich eigentlich eine Zusammenführung mit einem neuen Namen, die aber in den nächsten Saisons sicherlich so noch nicht realisierbar ist.
Wie sieht das Konzept von Two Days aus?
Wir möchten einen großen Überblick geben. Durch die Namensänderung fühlt sich die Branche vielleicht besser angesprochen und sieht, dass sie alle zusammenstehen können, ohne einen bestimmten Schwerpunkt hervorzuheben. Das bedeutet: Fashion, Schuhe, Accessoires und Bags, gemeinsam und gleichwertig.
Was macht die Zusammenführung schwierig, wenn im Prinzip alle wollen?
Diese Branchen sind so heterogen, dass man es noch nicht schafft, alles an einem Termin hinzubekommen. Das liegt an so vielen Faktoren. Alle haben da ihre Befindlichkeiten – Produktion, Lieferketten, Materialien, Kollektionsfertigung, Design – das schafft die Branche insgesamt einfach nicht an einem Termin. Die Schuhbranche hat ihren Termincluster, die Fashion hat ihr eigenes Termincluster.
Ich arbeite schon seit Jahren an diesem Ziel der Zusammenführung. Die Branche braucht da immer noch ein bisschen Annäherung.
Deswegen kommen Sie der Branche mit zwei Terminen entgegen?
Der frühe Termin ist vom 20. bis 21. Juli 2025. Das ist der Termin der Düsseldorf Fashion Days. Dieser Termin wird von uns im Fashion Net für den Standort Düsseldorf gemeinschaftlich immer festgelegt und wir als Igedo Exhibitions sind da maßgeblicher Kommunikator. Mit dem späteren Termin vom 24. bis 25. August geben wir noch denjenigen eine Möglichkeit, die ihre Kollektion noch nicht früher fertig haben. Der Fokus liegt in der Akquise auf dem Sommertermin, also dem früheren Termin. Aber ich biete allen Kund:innen, die mit uns gehen wollen, auch einen weiteren, zweiten, etwas späteren Termin an.
Werden die meisten Brands zum frühen Termin erwartet?
Das werden wir sehen. Der August-Termin, der spätere Termin, ist vielleicht auch mehr schuhlastig, aber das wird sich im Laufe der kommenden Wochen herauskristallisieren.
Warum gibt es nur noch zwei statt wie bisher drei Messetage?
Auch das hat sich herauskristallisiert. Am dritten, also letzten Tag – das erlebe ich auch gerade wieder – sind alle in Aufbruchsstimmung. Die Marken spüren auch, dass die Frequenz des Handels am dritten Laufzeit-Tag nicht so groß ist wie an den ersten beiden Tagen. Also haben wir in vielen Gesprächen erwähnt, an zwei komprimierten Tagen von 9.30 bis 18 Uhr durchzuarbeiten. Das ergibt auf jeden Fall mehr Sinn, als sich den dritten Tag noch hinzusetzen, keine Order mehr zu schreiben und frühzeitig die Fläche zu verlassen. Der dritte Tag kann auch kaufmännisch eingespart werden, zum Beispiel durch eine Übernachtung weniger für die Aussteller:innen et cetera.
Bedeutet das weniger Standmiete für Sie?
Bei einer Reduzierung auf zwei Tage spare ich nichts daran. Aber ich kann gegenüber den Ausstellenden argumentieren, dass sie weniger Übernachtungszeit haben und ihr Personal anders einsetzen können. Ich setze die Standmiete bei zwei Tagen nicht herab, aber ich brauche sie auch nicht zu erhöhen. Sehen wir es mal umgekehrt. Viele Veranstalter:innen erhöhen ihre Standmieten, was wir seit Jahren nicht in dieser Form gemacht haben.
Wie werden die Segmente Mode und Schuhe auf der Two Days aufgestellt? Gibt es verschiedene Bereiche oder wird es gemischt sein?
Indem ich sage, dass diese Messe im Prinzip eines Konzeptstore aufgestellt wird, ist schon im Wort enthalten, dass wir dem Handel alles bieten möchten, was dazu gehört: Fashion, Textilien, Schuhe, Accessoires, Taschen. Ob ich das jetzt mische oder in Hallen unterteile – da muss ich sehen, wie die Anmeldungen sind und wo das Interesse bei den Aussteller:innen ist. Dazu kann ich heute noch nicht viel sagen.
Wird die Neonyt dann auch Teil der Two Days?
Ja, sie wird auch integriert. Bei der Shoes Düsseldorf zum Beispiel haben wir ja bereits einen Teil Neonyt in der Form integriert, dass wir Neonyt-kuratierte Brands untermischen. Der Bereich Nachhaltigkeit wird ein Teilbereich von Two Days sein. Wir haben die Lizenz für diese Veranstaltung und die Anbieter:innen werden wir entsprechend mitnehmen.
Warum ist die Neonyt wieder auf das Areal Böhler zurückgekehrt?
Die Neonyt war beim letzten Mal im Bilker Bunker, einer sehr nachhaltigen Location, sehr jung und zukunftsorientiert. Auf der Neonyt sind die meisten Start-ups, kleine Brands, Newcomer – denn die großen nachhaltigen Brands, die sortieren sich mittlerweile immer stärker im Luxus- oder kommerziellen Bereich. Die wollen gar nicht in dieser Nachhaltigkeits-Bubble gezeigt werden. Das ist verrückt, aber es ist so.
Wir haben gemerkt, dass die Neonyt mit einem Ansatz Business-to-Consumer allein nicht so die verdiente Aufmerksamkeit im Handel bekommt, und deswegen haben wir sie wieder zurück auf die Messe genommen. Diese Labels werden wahrgenommen, aber sie haben noch einen harten Weg vor sich. Denn wir wissen alle, dass das Wort Nachhaltigkeit und alles, was dahinter steht, nicht gerade im Ranking auf Platz eins steht. Wir als Veranstalter der Neonyt Düsseldorf wollen da auch die nachhaltige Zukunft mitgestalten, wie es in unseren Möglichkeiten steht.
Wie merken Sie das auf der Messe?
Viele laufen an solchen Brands vorbei, obwohl sie sehr innovativ sind. Wir haben für diese auch sehr viel in den drei Tagen gemacht, aber der Handel beschäftigt sich mit dem Thema noch viel zu wenig und kann mit diesen Brands nicht so richtig umgehen. Die Inhalte sind im Handel noch nicht angekommen. Also wir begleiten sie und das Thema mit hoher Priorität, aber es ist noch ein längerer Weg.
Wie liefen die vergangenen Tage insgesamt auf dem Areal Böhler?
Wir haben das Gefühl, dass es ein bisschen aufwärts geht. Wir hatten eine gute Frequenz gehabt, aber man wünscht sich als Veranstalter immer mehr – einmal auf Seite der Besuchenden, einmal auch auf Seiten der Ausstellenden. Ich bin da auch immer sehr ehrgeizig und hoffe, von Saison zu Saison, dass der Handel es schafft, sich mehr zu motivieren, mehr zu trauen, wieder neue Kollektionen zu kaufen und zu sichten. Aber wie wir alle wissen, können wir solche Veranstaltungen nicht mehr an Zahlen festmachen, mehr an Qualität und Präsenz.
Ich habe gehört, dass viele Einkäufer:innen zwischen der Kaiserswerther, den Hallen und dem Mediahafen pendeln. Wie wirkt sich das auf die Fashn Rooms aus?
Wir haben einen Shuttle-Service in Düsseldorf, trotzdem bleiben einige auf der Kaiserswerther Straße. Anderen erscheint der Weg über die Brücke wie eine Fernreise. Wiederum andere fahren aber umgekehrt nicht in den Hafen.
Es gab eine Terminüberschneidung zwischen den Düsseldorfer Ordertagen und den Messen in Amsterdam am vergangenen Wochenende. Haben Sie das gespürt?
Natürlich spürt man das. Leider ist der Wettbewerb in Europa hart und die Absprachen entsprechend schlecht. Ich bin jemand, der immer wieder offen auf alle zugeht und sagt, dass wir uns alle absprechen sollten. Das ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Wenn man sich mal die Historie des Modestandorts Düsseldorf anschaut, dann ist es seit mehr als 40 Jahren immer das gleiche Wochenende, und seit mehr als zehn Jahren, an dem Düsseldorf Fashion Days stattfinden. Da verstehe ich nicht, warum ein Veranstalter, der ja seine Berechtigung hat, sich auf ein Wochenende setzt, wenn in Düsseldorf 600 Showrooms und zwei Messen ihre Türen öffnen.
Hatten Sie dann versucht, im Vorfeld mit den anderen Messen zu kommunizieren?
Wir kommunizieren unsere Termine ein Jahr im Voraus und der Modestandort Düsseldorf hat immer das bekannte Wochenende im Januar sowie entsprechend Ende Juli. Das ist gesetzt.
Am vergangenen Wochenende kam auch die deutsche Modebranche in Düsseldorf zusammen. Wie empfinden Sie die Stimmung in der Branche?
Sie ist sehr heterogen. Ausstellende, die fleißig arbeiten und die ein gutes Produkt haben, die haben auch ihre Kundschaft. Die, die sich hinstellen und warten, dass einer vorbeikommt, werden damit einfach kein Glück haben und schon gar nicht mehr heutzutage. Es gibt einige Agenturen, die nach wie vor hervorragend arbeiten, die den Showroom voll haben und andere, die vielleicht nicht mehr so gesucht werden, und die Händler:innen zurückhaltender sind. Alle versuchen nur das Beste zu geben, aber im Endeffekt entscheiden die Menschen da draußen, wie viel Geld ausgegeben wird und ob sie überhaupt noch in den Läden einkaufen.
War auch wieder eine gewisse Zurückhaltung zu spüren?
Wenn die Läden noch voll sind, wenn eigentlich neue Kollektionen gekauft werden müssen, ist natürlich eine Zurückhaltung bei der Order zu erleben. Hinzu kommen noch sehr viele kleine Regionalveranstaltungen, die diese großen Standorte schon sehr zerreißen. So viel Reisetätigkeit und immer wieder irgendwo hinzufahren, das ist einfach vorbei. Düsseldorf hat im Winter jetzt gut gearbeitet, aber wir können das nicht mehr mit früheren Zeiten vergleichen. Wenn wir sagen, wir haben heute gut gearbeitet, dann bezieht sich das auf die Kundschaft; den Handel, der sich interessiert und auf die Suche nach neuen Trends und Looks macht. Wichtig ist auch, die neuen Gründer:innen mit entsprechend neuen Konzepten anzusprechen.
Sind die Ordertage in Düsseldorf der Ort für Marken, die auf dem deutschen Markt gesehen werden wollen?
Ja, davon bin ich absolut überzeugt. Ich vertrete Düsseldorf in dreierlei Hinsicht: ich bin in der Politik sehr engagiert, ich bin im Vorstand von Fashion Net und Geschäftsführerin der Igedo Exhibitions hier am Modestandort. Düsseldorf hat mehr denn je die Chance, sich auch weiterhin als Modestandort Nummer eins zu behaupten.