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Wear It Festival in Berlin: Cyborgs, Nerds und die Zukunft der Mode

Von Barbara Russ

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Vor wenigen Jahren, als die Idee von sogenannten ‚Wearables’ aufkam, stellte man sich vor, diese würden nun ganz schnell in den Alltag Einzug halten. Seither hat sich, bis auf Smartwatches, nicht viel getan. Beim Wear It Festival in der Berliner Kulturbrauerei trafen sich vergangene Woche Cyborgs, Nerds und Weltverbesserer, oft in Personalunion, die dies ändern wollen. Was sie dort vorstellten, war nichts Geringeres als die Zukunft der Technologie, wie sie in den Alltag integriert werden wird.

Das zweitägige Festival versammelte verschiedenste Player aus dem Wearable Tech Segment in Berlin, um die brennendsten Fragen der Branche zu klären: „What will the Nerds be Wearing Tomorrow?“ (so hieß ein Talk von Paul Lukowicz vom DFKI), „How do you Internationalise your Wearable Startup?“ (so eine Gespräch zwischen Julia Kruger von Berlin Partner und Ana Arinio, von der New York City Economic Development Corporation) und zu guter Letzt: Wie finde ich einen Investor für meine Idee? (eine Veranstaltung, die von der Kreativwirtschaftsberatung Berlin gefördert wurde). Wie man ein Wearable macht, das die Menschen wirklich wollen? „Man muss sich überlegen, warum Menschen Kleidung kaufen und diesen Grund verstärken“, sagt Ben Coopervon IOclothes, einer Community, die Tech und Textilien zusammenführen will. Suchen die Menschen Selbstverwirklichung in ihrer Kleidung, so müsse ein Wearable ihnen dazu über die Möglichkeiten eines normalen Kleidungsstücks hinaus verhelfen. Gehe es primär um Schutz, solle die Schutzwirkung der Kleidung verbessert werden, so der Tipp des Branchenkenners.

Eine Entwicklung, die schnell finanzielle Mittel gefunden und es schon zur Marktreife gebracht hat, ist die PowerWatch von Matrix Industries. In ihrem Vortrag „Imagining a Battery and Charger Free Future“ stellte Nicole Cifani, Vizepräsidentin im Business Development beim kalifornischen Start-Up Matrix Industries, das Gerät vor, das nie geladen werden muss. Es bedient sich einem Abfallprodukt, das in unserer heutigen Welt überall vorkommt: Wärme. In diesem Fall erzeugt die Uhr Energie aus dem Temperaturunterschied zwischen Handgelenk und Außentemperatur, denkbar wäre aber auch, verschwendete Energie von Kraftwerken, Kühlschränken oder Klimaanlagen zu nutzen, um andere Geräte zu betreiben.

Babymoon kann Leben retten. Die Idee von Erfinderin Geta Rasiuc ist so einfach wie genial. Die Vitalfunktionen eines Babys werden mittels Sensoren in seinem Babytragetuch gesammelt, ausgewertet und an die App der Eltern gesendet. So wissen Eltern sofort, wenn dem Kind etwas fehlt. Auch Ärzte profitieren von den gesammelten Daten, sie können viel präzisere Diagnosen stellen. Insbesondere für zu früh zur Welt gekommene soll das Tuch sich eignen, sie könnten dank der Technologie zwei Wochen früher aus dem Krankenhaus entlassen werden.

Das Bekleidungsunternehmen Strellson, das zur Holy Fashion Group gehört und in Kreuzlingen am Bodensee sitzt, hat einen Mantel entworfen, wie ihn sich zahlreiche Menschen wünschen dürften: Er ist beheizt. Dank einem eingenähten Heizsystem aus Carbon, das in der Form eines Kreuzes daher kommt, kann der Parka etwa zweieinhalb bis fünf Stunden lang auf einer Temperatur von 37 bis 40 Grad geheizt werden. Er bleibt dennoch waschbar, kann gereinigt werden und soll im September 2018 in Rot und Olivgrün in die Läden kommen.

Auch an der Verschmelzung von Mensch und Maschine wird kräftig gearbeitet. So stellte Moon Ribas aus Spanien ihre Idee des ‚Earthbeat‘ vor, bei dem sie die Bewegungen der Erde über implantierte Sensoren in ihren Füßen spürt und diese in Tanz verwandelt. Weitere zusätzliche Sinne für den Menschen, die in der Natur ohnehin vorkommen, kreiert sie in ihrem Labor in Barcelona, wo sie mit Gleichgesinnten daran bastelt, dass Menschen das kommende Wetter erfühlen, ultraviolettes Licht sehen, und am Ende gar unsterblich werden könnten. Eine schöne neue Welt.

Fotos: Strellson, Babymoon, Matrix Industries.

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