White Tradeshow in Mailand: Coronavirus drückt die Stimmung
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Auf beinahe jedem Tisch, an jedem Messestand: Handdesinfektionsmittel. Dieses Bild bot sich auf der White Tradeshow Besuchern, nachdem die ersten Fälle von Coronavirus in Italien bekannt geworden waren. Vor allem der letzte Tag, üblicherweise der besucherstarke Sonntag, war von einem starken Besucherrückgang betroffen und drückte das Messeergebnis und die Stimmung bei einigen Ausstellern. Bereits zuvor war die Abwesenheit der chinesischen Teilnehmer zu spüren.
Mittelstand, Nachhaltigkeit und kurze Lieferketten
Massimiliano Bizzi, Gründer der WHITE, fand starke Worte für eine leichter überschaubare, Nearshore-Produktion: „Wir durchleben eine für die Modeindustrie und das gesamte Produktions- und Vertriebsnetz beispiellose Zeit. Es ist ein Hinweis auf einen epochalen Wandel, und der Coronavirus-Notstand unterstreicht erneut die Fragilität der Produktionskette, was zeigt, dass bestimmte Verhaltensweisen überholt sind. Von nun an ist die Konzentration auf Nachhaltigkeit unerlässlich. Trotz der Notlage (…) können wir nur zufrieden sein, da die kleinen und mittleren Unternehmen, die auf eine kurze Lieferkette setzen, wieder erblühen und die Aufmerksamkeit der Einkäufer auf sich ziehen, die sie wiederum zu den Endverbrauchern bringen.“
Und auch der Bürgermeister von Mailand, Beppe Sala, bekräftigte seinen Einsatz für den Mittelstand: „Die Mode ist ein zentraler Wirtschaftsfaktor für Mailand, und die WHITE steht zu den kleinen und mittleren Unternehmen, die der Motor dieses Systems sind. (…) Es gibt viel zu tun, aber wenn wir unsere Kräfte bündeln, um einen Sektor wie die Mode zu unterstützen, wird alles einfacher, selbst wenn höhere Gewalt uns einen Strich durch die Rechnung macht.“
Deutsche Mode in Italien braucht Zeit
Aus deutscher Sicht ist die Modemesse eine, die den italienischen Markt erschließen kann. Marken können hier gute Geschäfte machen, es braucht aber Zeit und Einsatz. Das zeigt das Beispiel von Closed, zum vierten Mal bei der White. Im Eingangsbereich nicht zu übersehen, fand die Hamburger Marke einen positiven Grundton: „Donnerstag und Freitag morgens war es sehr voll hier und wir hatten eine sehr gute Messerfahrung mit guten Bestandskunden und neuen Potentials. Die Nachmittage waren an beiden Tagen etwas ruhiger. Und ab Samstag gingen die Zahlen zurück. Vor allem war das Fehlen von asiatischen Besuchern auffällig. Uns beunruhigt das, was in Italien und der Lombardei passiert, aber auf die Messe bezogen sind wir zufrieden“, so Antonella Siliberti vom Closed Showroom in Mailand.
Weniger positives Feedback gab es zwei Stände weiter bei Antonia Zander, zum ersten Mal auf der White:„Wir haben uns um einiges mehr erwartet und sind eher enttäuscht. Der erste Tag lief ganz gut, aber Samstag und Sonntag waren zu ruhig. Damit wir nochmal kommen, müsste sich die White etwas mehr einfallen lassen. Die Kosten und der Aufwand sind dafür einfach zu hoch.“ Das Fazit: "Wir suchen eigentlich eine internationale Agentur für den italienischen Markt - Ein teures Learning“, so Antonia Zander
Nachhaltigkeit wird groß geschrieben
Das nachhaltige Berliner Taschenlabel Zamt war im Basement der Messe, im The Sustainables Showroom, vertreten. „Wir hatten an den ersten beiden Tagen ein erstes Feedback und Interesse von kleineren Stores on- und offline. Leider war der Besucherstrom danach geringer als erwartet, insbesondere wegen des Coronavirus“, so Maria Masliy, Mitbegründerin des Showrooms, der auch als Agentur und Nachhaltigkeitsberater fungiert.
Ein weiteres Berliner Unternehmen findet sich im Sustainable Hub der White, dem Give a FOK-us Bereich. Dort treffen wir Adrian Leue von Staiy, einem KI-gestützten Onlineshop für nachhaltige Mode, der seit drei Monaten live ist, und vor einem Jahr gegründet wurde. „Unser Ziel ist es, die Customer Experience innovieren und dem Kunden Nachhaltigkeit zugänglicher zu machen.“ Bisher sind es knapp 80 Brands, deren Nachhhaltigkeitsgesichtspunkte per Fragebogen überprüft werden. „Die Besucheranzahl ist an den letzten Tagen definitiv gesunken und es gab wenig Durchlauf, aber im Gespräch haben wir sehr gutes Feedback bekommen“, so sein Fazit.
Bilder: White, ZAMT