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Wie sich türkische Bekleidungshersteller auf ein nachhaltigeres Lieferketten-Modell anpassen

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Die türkische Bekleidungsindustrie wird weltweit aufgrund ihrer Herstellungsfertigkeit und Wettbewerbsfähigkeit geschätzt. Es handelt sich um den sechstgrößten Bekleidungsexporteur der Welt und den drittgrößten Lieferanten der EU, der 2019 Waren in einem Wert von nahezu 18 Milliarden USD exportierte und über 10. 000 Herstellungsunternehmen umfasst, die einige der größten internationalen Marken und Käufer beliefern.

Die ägäische Region des Landes ist eines der wichtigsten Herstellungszentren für Textilien und Bekleidung und nimmt in der türkischen Kleidungsindustrie eine führende Rolle ein. Die Aegean Apparel Exporters’ Association ist eine Nichtregierungsorganisation, die eng mit dem Handelsministerium der türkischen Republik zusammenarbeitet. Die Organisation vertritt über 1.000 Mitgliedsunternehmen, die sich in oder im Umkreis der ägäischen Region befinden, und ein breites Spektrum qualitativ hochwertiger Kleidung exportieren. Frauenkleidung macht davon den größten Teil aus. Die Exporte durch Mitglieder der Organisation belaufen sich auf bis zu 1,3 Milliarden USD pro Jahr, und die Mitglieder exportieren in 154 Länder, wobei 85 % aller Exporte in europäische Länder gehen. Die Rolle der Aegean Apparel Exporters’ Association besteht darin, die Herstellungs- und Exportkapazitäten der Mitglieder zu fördern, die Auswahl der exportierten Produkte zu erweitern und zu diversifizieren sowie neue Märkte zu erschließen. Seray Seyfeli, Vice Chairperson von der Aegean Apparel Exporters’ Association, erzählt FashionUnited, warum die Mitglieder der Organisation ideal aufgestellt sind, um die Anforderungen internationaler Marken zu erfüllen, insbesondere in Zeiten von Covid-19, die neue Herausforderungen in puncto Nachhaltigkeit, Lieferketten und Digitalisierung aufwerfen.

Welche Vorteile haben europäische Modeunternehmen bei der Beschaffung und Herstellung von Waren in der ägäischen Region?

Im Vergleich zu vielen anderen Herstellungsländern bieten ägäische Bekleidungshersteller dank zahlreicher talentierter Designer, einer hochqualifizierten Arbeiterschaft und guten Transportverbindungen wie auch der gemeinhin robusten Infrastruktur in der Region und der geographischen Nähe zum europäischen Markt viele Wettbewerbsvorteile, was die Design- und Produktionskapazitäten angeht. Modeunternehmen profitieren von dem hohen Maß an Flexibilität, das unsere Unternehmen bieten, was bedeutet, dass sie große und kleine Mengen in einer Vielzahl von Produktkategorien produzieren können. Unsere Region ist ein verlässlicher Produktionspartner für viele weltweit führende Marken und Einzelhandelsketten, die verstärkt Waren aus der Türkei beziehen, insbesondere von Bekleidungsherstellern in der ägäischen Region.

Die Region ist auf organische Textilien und Bekleidung spezialisiert. Ist dies zunehmend gefragt?

In der Tat, unsere Region ist auf die Herstellung organischer Textilien und Bekleidung spezialisiert, und viele unsere Mitglieder haben eine GOT-Zertifizierung (Global Organic Textile Standard) und sind Teil des „The Better Cotton“-Programms. In dieser Hinsicht hat unsere Region enorme Vorteile, da hier organische Baumwolle gezüchtet wird, was bedeutet, dass wir direkten Zugang und kurze Lieferwege haben, und es gibt viele Unternehmen, die sich auf die Züchtung organischer Baumwolle und die Kleidungsproduktion mit organischer Baumwolle spezialisieren. Dies trägt auch zu unserem allgemeinen Bekenntnis zu Nachhaltigkeit und zur Reduzierung der Umweltauswirkungen durch die Textilproduktion bei. Das Recycling von Baumwolle und anderer Materialien steht zusehends im Fokus von ägäischen Textilherstellern, vor allem was Baumwolle, aber auch beispielsweise Polyester angeht. Außerdem werden immense Anstrengungen für nachhaltigere Produktionsprozesse wie die Senkung des Wasser- und Energieverbrauchs während der

Herstellung und für die Verwendung von weniger Farbstoffen und Chemikalien und für die Reduktion von Industrieabfall unternommen. Dies sind allesamt wichtige Entwicklungen, die unsere Mitglieder begrüßen, und die in Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen.

Sie sprechen von Nachhaltigkeit. Was wird in dieser Hinsicht getan?

Die Nachhaltigkeit ist definitiv das wichtigste Thema auf der Agenda unserer Organisation, und die meisten unserer Aktivitäten und Projekte werden unter Berücksichtigung der Nachhaltigkeit implementiert. Wir erklärten das Jahr 2020 zum „Jahr der Nachhaltigkeit“ für unsere Organisation und richteten einen Nachhaltigkeitsausschuss und einen Nachhaltigkeits-Cluster mit etwa 30 Unternehmen ein, um unsere Aktivitäten in diesem Bereich durchzuführen und eine nachhaltige Vision zu implementieren. Mit der finanziellen Unterstützung durch das Handelsministerium werden wir zwei Jahre lang fachliche Beratungsdienstleistungen für ausgewählte Bekleidungsexporteure erbringen, um ihre Nachhaltigkeitsleistung zu verbessern. Wir bereiten uns ebenfalls auf ein Projekt vor, das Unterstützung durch Mittel von der Europäischen Union erhalten soll und auf die Stärkung der Unternehmerschaftskultur in unserer Region abzielt. Wir werden die Übertragung von nachhaltigkeitsbasierten Geschäftsideen im Modesektor in erfolgreiche Startups ermöglichen. Außerdem werden wir weiterhin mit relevanten Unternehmen und Institutionen an der Entwicklung neuer Projekte zusammenarbeiten. Darüber hinaus organisieren wir eine Reihe von Aktivitäten zur Informationsverbreitung wie Schulungsprogramme und Webinare, um das Bewusstsein von unseren Mitgliedern im Bereich der Nachhaltigkeit zu schärfen, um sie über die neuesten Entwicklungen zu informieren und um ihr Kompetenzniveau zu erhöhen.

Schließlich wurden wir Mitglied des United Nations Global Compact Network, um unsere Arbeit auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit zu unterstützen, um mit unseren Aktivitäten durch die Beteiligung an nationalen und internationalen Netzwerken in neue Dimensionen vorzustoßen und um unser Bekenntnis zu Nachhaltigkeit effektiver zu kommunizieren.

Schon vor dem Ausbruch von Covid-19 gab es einen auffälligen Trend zum „Nearshoring“ in der Bekleidungsherstellung. Meinen Sie, dass sich die Lieferketten nach der Pandemie verändern werden und wie ist die ägäische Region aufgestellt, um auf diese Entwicklung zu reagieren?

Vor der Krise hatte die Modeindustrie bereits damit begonnen, ihre Beschaffungsmodelle zu ändern, die sich bis dahin durch lange Lieferzeiten, riesige Auftragsvolumen und relativ wenig Flexibilität auszeichneten. Es war sehr klar, dass eine erhebliche Umstellung erforderlich wäre, um das Beschaffungswesen nachfrageorientierter und nachhaltiger zu gestalten, sowohl was die gesellschaftlichen als auch die ökologischen Auswirkungen angeht.

Die Covid-19-Pandemie stellt eine Gelegenheit zur Neugestaltung unserer Geschäftsmodelle, unserer Leben und unserer Gewohnheiten dar. Eine nachfrageorientierte, flexible Lieferkette wird wichtiger denn je sein. Unsere Analyse hat gezeigt, dass sich die Einkaufsgewohnheiten von Konsumenten verändern – wir sehen dies zum Beispiel am Anstieg des E-Commerce. Auch die Logistik verändert sich infolge all dieser Entwicklungen, was bedeutet, dass eine komplette Neukartierung des Beschaffungsmixes unausweichlich ist, um ein besseres Modell zu erreichen. Unternehmen werden Faktoren wie das Risikomanagement, die Kosten, den Cashflow und die Flexibilität weitaus genauer berücksichtigen. Integrierte Wertschöpfungsketten mit einem Schwerpunkt auf geographische Nähe und Flexibilität werden wichtiger sein. Das Beschaffungsvolumen von europäischen Modeunternehmen wird sich also wahrscheinlich von traditionellen Offshore-Produktionszentren mehr auf Nearshore-Länder verlagern, vor allem auf das Mittelmeerbecken, in dem die Türkei wie bereits erwähnt spezifische Vorteile bietet. Engere, kooperative Beziehungen und strategische Partnerschaften werden ebenso wie eine stärkere Betonung innovativer Produkte und digitaler Plattformen von entscheidender Bedeutung sein.

Steht die Digitalisierung in diesem Kontext verstärkt im Fokus Ihrer Organisation?

Absolut. Die Digitalisierung ist von herausragender Bedeutung, da sie unausweichlich unsere Geschäfte in einer Zeit nach Covid-19 prägt. Wir erkennen die Wichtigkeit der Digitalisierung und zielen auf die Unterstützung des digitalen Wandels unserer Mitglieder ab. Vor der Pandemie hätten wir normalerweise pro Jahr die Teilnahme an mindestens drei internationalen Handelsmessen und zwei Handelsdelegationen organisiert. Aufgrund des Ausbruchs des Coronavirus war es offenkundig unmöglich, physische Events durchzuführen, sodass wir uns auf die Organisation virtueller Messen, digitaler Handelsdelegationen und Expertenrunden fokussiert haben. Zwischen dem 15. Juli und 14. August unterstützten wir z. B. 30 unserer Mitglieder bei der Teilnahme an der digitalen Ausgabe der Global Apparel Sourcing Expo, und wir beabsichtigen auch vom 27. bis 28. Oktober 2020 die Organisation einer digitalen Handelsmission mit 25 Mitgliedern in die Niederlande und Nachbarländer. Wir verbessern weiterhin den Management- und Betriebsprozess unserer Mitglieder in Richtung Digitalisierung und unterstützen diese aktiv bei der Anpassung an diese neue Weltordnung.

Können Sie weitere Details zu der digitalen Handelsmission nennen? Wie wird dieses Format aussehen?

Ja, wir organisieren als Aegean Apparel Exporters’ Association vom 27. bis 28. Oktober 2020 ein digitales Matchmaking-Event. Ziel ist die Einrichtung einer virtuellen Plattform, die ägäische Bekleidungsunternehmen und vor allem Marken aus den Niederlanden sowie aus Nachbarländern wie Deutschland, Großbritannien, Belgien und Frankreich zusammenführt. 25 exklusive Bekleidungshersteller aus unserer ägäischen Region werden an der Veranstaltung teilnehmen und wir rechnen mit etwa 30 ausgewählten, hochkarätigen Käufern.

Wie hat sich Covid-19 allgemein auf die Industrie in Ihrer Region ausgewirkt?

Ich denke, es lässt sich sicherlich sagen, dass dieses Jahr auf so vielen verschiedenen Ebenen außergewöhnlich und historisch gewesen ist. Am Jahresanfang war die Exportleistung der Türkei und unserer Region gut, und wir verzeichneten in den ersten beiden Monaten ein Wachstum von 6,7 % für türkische Bekleidungsexporte und 11 % für ägäische Bekleidungsexporte. Ausgehend von diesen Zahlen rechneten wir mit einer anhaltend positiven Leistung für den Rest des Jahres. Leider begann sich ab Mitte März Covid-19 auf die Türkei auszubreiten, sodass wir, wie so viele andere Länder, mit einem völlig anderen Szenario konfrontiert waren. Wir spürten die Auswirkungen von Covid-19 intensiv bei unseren Exportzahlen für März, April und Mai 2020. Doch aufgrund der Entspannung der weltweiten Ausgangsbeschränkungen, und insbesondere Europa, nahm die Entwicklung von Juni an wieder an Fahrt auf. Die gesamten Kleidungsexporte der Türkei stiegen um etwa 10 %, und die unserer Region um 29 %. Diese Erholung setzte sich auch im Juli fort, da die generellen Kleidungsexporte der Türkei um weitere 8,5 % und die unserer Region um 17 % anstiegen, was sogar einen neuen Rekord darstellt. Einer der wichtigsten Faktoren, auf den dies zurückzuführen ist, ist die Tatsache, dass viele unserer Hersteller ihre Produktion umstellten und mit dem Export medizinischer Textilien begannen, um die weltweite Nachfrage zu decken, dies hat das Wachstum des Sektors beflügelt und ist ein weiterer Beweis für die unvergleichliche Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und Kompetenz unserer Mitgliedsunternehmen.

Wie ist Ihre Prognose für die nahe bis mittelfristige Zukunft?

Insgesamt sehe ich, dass stärkere Partnerschaften zwischen Lieferanten und Einkäufern wichtiger denn je sein werden. Einkäufer werden auf die Entwicklung strategischer Partnerschaften mit flexiblen, fortschrittlichen Lieferanten abzielen, um innovative neue Produkte zu kreieren, und Innovationen werden jeden Aspekt der Mode-Wertschöpfungskette beherrschen, vom Design über die Vermarktung und Planung bis hin zum Beschaffungswesen und Lieferkettenmanagement. Unternehmen müssen sich daher auf ein agileres und intelligenteres Beschaffungsmodell umstellen. Für uns, als Aegean Apparel Exporters’ Association, habe ich das Gefühl, dass unsere Mitglieder ideal aufgestellt sind, um alle diese Anforderungen zu erfüllen, und wir freuen uns darauf, noch stärkere Beziehungen zu unseren Kunden aufzubauen.

AHA in Europe

    Das Matchmaking-Event AHA in Europe, das dieses Jahr online stattfindet, ist der perfekte Ort, um die Möglichkeiten kennenzulernen, die türkische Bekleidungsmarken und -hersteller niederländischen Modeunternehmen bieten können. Modeeinkäufer, Produktmanager, Markeninhaber, Groß- und Einzelhändler sind willkommen, das Potenzial der Türkei zu entdecken.

    Die Matchmaking-Veranstaltung findet vom 27. bis 28. Oktober statt. Halten Sie sich den Termin frei!

    HIER EINSCHREIBEN

    Für weitere Informationen und Anmeldung: AHAevent@fashionunited.com.

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