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500kg CO2: Die Verschmelzung von Upcycling und Virtual Reality

Von Barbara Russ

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Mode

Bild: 500KG C02

Eine Welt, in der neue Mode den Planeten nicht mehr belasten müsste. Ist das möglich? Ja, sagen Katrina Ryback vom Berliner Studio183 und ihr Team aus Techies und Kreativen. Als eines der prämierten BFW Multiplikatorformate zeigen sie zur Berlin Fashion Week, dass sie keine hoffnungslosen Optimisten sind, sondern auch einen überzeugenden Vorschlag haben, wie man so eine Welt gestalten könnte. Ein Besuch.

Direkt am Berliner Kurfürstendamm stehen ein paar silbern glänzende, futuristisch wirkende Container, darauf zu lesen ‚POP‘. Wer sich hineintraut, bekommt immer wieder etwas Neues zu sehen, denn das Konzept POPKDM ist für wechselnde Events in „Spannungsfeld zwischen Kunst, Forschung, Wirtschaft, Intellekt und Marke“ konzipiert. Besucher:innen, die während der Berlin Fashion Week einen Blick hinter die neonbeleuchteten Glastüren warfen, konnten live miterleben, wie aus alter Kleidung neue wird, und zwar nicht nur im echten Leben, sondern auch in der Virtual und Augmented Reality.

Bild: 500KG CO2

Im Eingangsbereich des Hauptcontainers grüßen einige Schaufensterpuppen, sie tragen Upgecyceltes aus den Kleiderschränken von fünf teilnehmenden Influencer:innen, die abgelegte Kleidung gespendet haben. Daraus designte Upcycling-Expertin Manon Beretti Prenant neue Kleidung. „Die Ausstellung heißt 500kg CO2, weil die Wiederverwendung von einem einzigen Kilogramm Kleidung 25 Kilogramm CO2 einspart“, erklärt sie. „Deshalb sollten wir alle Upcycling mehr nutzen und weniger Kleidung wegwerfen. Dieses Ineinandergreifen von Upcycling und Technologie macht es möglich und bringt außerdem Spaß.“

Upcycling trifft App

Ihre Entwürfe sind gleichzeitig als digitale Vorlagen verfügbar, die eine Station weiter, am AR-Spiegel über ein iPad angesteuert und anprobiert werden können. Dort hängen auch weitere Preloved-Kleidungsstücke mit verschiedenen Mustern und Materialien. Besucher:innen fotografieren diese nach eigenem Ermessen ab und die App kreiert aus den Templates und den fotografierten Stoffproben ein neues Design, das bis zum Ende des Events angefertigt wird und von Gästen gewonnen werden kann.

Bild: 500KG CO2, Virtueller Laufsteg

Im oberen Stock sind die Designs, die die Influencer:innen selbst aus ihren Klamotten zusammengestellt haben, bereits an ihren Avataren auf dem Laufsteg zu sehen. Ein Virtual Reality Catwalk zeigt sie auf dem Bildschirm und über eine VR-Brille, die dort aufgesetzt und ausprobiert werden kann. Die VR-Experience beamt Gäste direkt ins Publikum dieser Modenschau, und anschließend in einen Showroom, in dem die Kleidung von allen Seiten begutachtet, in die Hand genommen und auf Puppen gezogen werden kann.

Dort zu sehen sind auch die Schuhe von Designer Felipe Fiallo, dessen Kreationen von Vogue Italy als einer der Top Fünf Sneaker Trends in der nachhaltigen Mode genannt wurden. Seine aufwendigen Designs, die aussehen, wie aus einem Spinnennetz, aus Kristallen oder aus Zement gegossen, in dem virtuellen Showroom zu sehen, begeistert ihn sichtlich: „Meine Konzept-Schuhe herzustellen, ist extrem zeitintensiv“, sagt er. „Der erste Prototyp dauert etwa sechs Wochen von der Skizze zum Modell. Das kann bis zu 60.000 Euro kosten.“ Das rechne sich nicht, insbesondere nicht als junges Start-Up, das keine hohe Stückzahl produziere. „Die VR-Technologie erlaubt es uns, unsere komplexen Modelle potenziellen Kund:innen in allen Farbvarianten zu zeigen und neue Schuhe zu entwickeln, die dann geordert werden können.“

500KG CO₂, The Future of Upcycling in a Digital Age, Bild: FashionUnited

Sowohl eine aufregende, als auch nachhaltige Zukunft kreieren

Für Katrina Ryback sind die Vorzüge einer Welt, in der alle Menschen alle Upcycling-Angebote nutzen, nicht nur logisch, sondern auch emotional sinnvoll: „Wir haben alle Kleidung im Schrank, die wir nicht mehr tragen, aber an der wir hängen.“ In Zukunft, stellt sie sich vor, bringen wir diese Reste zum Upcycling-Laden um die Ecke, oder lassen sie an der eigenen Haustüre abholen, und kreieren daraus etwas Neues. Designer:innen, App und Virtual Reality helfen beim Design, und Augmented Reality dient der Anprobe, bevor das neue Kleidungsstück zugeschnitten und genäht wird. „So kann die Modebranche weiterhin Neues produzieren, ohne neue Rohstoffe zu benötigen oder CO2 freizusetzen. Gleichzeitig kann das Bedürfnis der Menschen, etwas Neues zu haben, befriedigt werden.“

Sie träumt in Zukunft von einem weltweit ausgerollten ‚Glocalisation-Konzept‘, in dem es jeder großen Stadt eine solche Upcycling-Designstation geben könnte, denkt den Gedanken aber auch von der digitalen Seite zu Ende: „Wenn wir in Zukunft unsere Exzesse mehr in der digitalen Welt ausleben und so Druck von der physischen Welt nehmen, können wir sowohl eine aufregende, als auch nachhaltige Zukunft kreieren.“

Der Prozess und die App (in der Beta-Version) und können im Studio183 im Bikini Berlin ausprobiert werden.

Studio183
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