Abseits der großen Bühne: Die SS25-Highlights aus Paris
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Mit der Pariser Fashion Week schloss der große Modezirkus für SS25 die Manege. Die französische Hauptstadt verpulverte nochmal alles, was sich Zuschauer:innen von einer Modewoche erwarten. Zu den Highlights gehörten Alessandro Micheles erste Valentino-Show, JW Andersons zehnjähriges Jubiläum bei Loewe und das buchstäbliche Feuerwerk bei der Coperni-Präsentation im Freizeitpark Disneyland.
Aber auch abseits der großen Bühnen hatte die Fashion Week einiges zu bieten. Gerade die noch recht jungen Brands – einige bereits bekannter, andere komplette Newcomer:innen – wollen aus dem Schatten der großen Namen heraustreten.
Physische Digitalisierung
Während die Welt sich immer schneller dreht und vor allem digitaler wird, integrierten einige der Designer:innen in Paris diese Komponente in ihre Kollektionen. Statt 3D-Design setzten sie die Hardware selbst in den Fokus.
Duran Lantink, der im vergangenen Monat den Karl-Lagerfeld-Preis des französischen Luxusgüterkonzerns LVMH verliehen bekommen hat, schickte ein recht schlicht geschnittenes, weißes Kleid ohne Ärmel auf den Laufsteg. Besonderheit dabei war aber der runde Bildschirm auf Bauchhöhe, der den Laufsteg und die Gäste in den ersten Reihen zeigte. Dabei kamen Erinnerungen an die britische Kinderserie Teletubbies hoch, deren gleichnamige Hauptcharaktere ebenfalls einen Bildschirm an dieser Stelle hatten.
Aber nicht nur der niederländische Designer setzte seine Zuschauer:innen vor die Flimmerkiste. Der Designer Alphonse Maitrepierr, der für seine Gaming-orientierten Kollektionen und Upcycling-Ansatz bekannt ist, präsentierte gleich ein ganzes Oberteil in Form eines Computer-Bildschirms der frühen 2000er. Aber auch am Videospiel-Controller bediente er sich, der in Form von einem Armreif beziehungsweise durch Knopf-Details auf einem Oberteil und Schuhen integriert wurde.
Badespaß
Von den Stubenhocker:innen ging es weiter zu den aktiven Beachgirls und -boys, die sich in ihr bestes Schwimmkostüm gezwängt haben.
Ganz vorne weg schwamm dabei Abra. Die als spanisches Accessoire-Label gestartete Marke hat sich für SS25 Hawaii verschrieben. Der auf dem US-Inselstaat beliebte Surfsport wurde durch Prints und Looks umgesetzt, die an Neoprenanzüge angelehnt sind. Natürlich durfte auch die klassische Hawaii-Blume nicht fehlen. Swimwear war derweil nur vereinzelt zu sehen, darunter auch als Prints.
Duran Lantink scheint sich derweil mit historischer Swimwear beschäftigt zu haben. Er ließ sich vom geringelten Schwimmkostüm der 1920er inspirieren und so floß das rot-weiße beziehungsweise schwarz-weiße Stück in verschiedene Pieces ein – vom Komplett-Look bis zum Bikini. Außerdem trugen einige Models Schwimmbrillen.
Maitrepierre machte in seiner Kollektion nur einen kleinen Ausflug ins nahe gelegene Schwimmbad und präsentierte einen Look, der aus einer weiten Badehose und einem T-Shirt mit Delfin-Druck bestand.
Einblick!
Während die Schwimmer:innen sich eher bedeckt hielten, gaben andere Marken einen tieferen Einblick. Das Spiel mit transparenten Stoffen in Form von Tüll und Spitze war bei mehreren der jungen Marken zu sehen.
Während Brands wie Kiko Kostadinov und Luis De Javier besonders auf weiße Looks setzten, brachte Florentina Leitner Farbe ins Spiel. Die Österreicherin zeigte in ihrer mystisch angehauchten Kollektion ein türkises Kleid mit weitem Rock und Schleifen-Details. Beim Styling setzten einige Designer:innen wie Leitner und Lantink auf Kontraste und kombinierten die transparenten Stücke mit dunklen Hosen.
Nutzlos!
Wie schon bei der Seoul Fashion Week Anfang September setzten auch einige der experimentierfreudigeren Marken auf Stücke, die mit der Dimensionalität spielen und Kleidung in einen neuen Kontext versetzen.
Besonders die Umgestaltung von Hosen war beliebt. Lantink machte eine Jeanshose zum Rock und die schwedische Designerin Ellen Hodakova Larsson, die im September den LVMH-Nachwuchspreis verliehen bekommen hat, eine Anzughose zum Kleid. Die Stücke beider Marken wirkten zweidimensional.
Bei Ottolinger ging es derweil um Kopf und Kragen. Das Berliner Label spielte an verschiedenen Stücken mit dem Kragen und platzierte ihn neu. Dadurch bekamen die Silhouetten eine gewisse Asymmetrie.
Mehr ist mehr!
Einen neuen Kontext gaben Marken Stücken auch dadurch, dass sie sie vervielfältigten und daraus neue Stücke kreierten. So spielte das in Tokio ansässige Label Noir Kei Ninomiya mit verschiedenen Objekten und Accessoires wie Gürtel und Hosenträger, die in eine Jacke und Geschirr umgewandelt oder als Teil eines Blazers eingesetzt wurden.
Lùchen nutzte die Vervielfältigung mehr als Applikation. Das 2021 von Lu Chen gegründete New Yorker Label brachte einen Mix aus Büroklammern und Federn auf ein weites Oberteil. Hodakova setzte diesen Trend auf eine neue Ebene und nutzte verschiedenste Stücke wie Lederstiefel, Hosen, Gürtel, Fellmützen und Knöpfe, um daraus unterschiedliche Kleider zu kreieren.
Aufgeblasen
Die Kollektionen der jüngeren Marken bewiesen, dass nicht nur die traditionellen Modehäuser eine große Show abliefern können. Dass sie aber auch beim Laufsteg ordentlich was “aufpusten” können, zeigten unter anderem Ester Manas und Ottolinger.
Das inklusive Label, das 2019 von Ester Manas und Balthazar Delepierre wurde, stellte passend zum Kollektionstitel “The Elephant In The Room” (Eng. Der Elefant im Raum) einen riesigen aufblasbaren Elefanten an den Anfang des Laufstegs. Ottolinger (siehe Titelbild) ließ die Models für ihre “Shark”-Kollektion durch das Maul eines riesigen aufblasbaren Haies einlaufen.
Anrealage-Designer Kunihiko Morinaga sparte sich die Luft derweil für seine Kollektion “Wind”, denn die Stücke wurden mit Luft aufgeplustert. Durch die verschiedenen Formen und die Befüllung entstanden so verschiedenste, große Silhouetten.