Archibald London will den Luxusmarkt 'disrupten'
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London - Die meisten Luxuskonsumenten sind bereit, für Premium-Produkte einen angemessenen Preis zu zahlen. Sie verstehen dass sie, um Qualität zu erhalten, einen höheren Preis zahlen müssen. Aber Rohan Dhir, CEO von Archibald London, einer online-basierten Luxusmarke, ist bereit, dieses Konzept zu verändern. Er will dem Verbraucher das bestmögliche Qualitätsprodukt zum bestmöglichen Preis bieten. „Es ist eine ziemlich schöne Idee - Sie können das Beste zu einem besseren Preis haben“, erklärt er FashionUnited. Nach dem erfolgreichen Start von Archibald London als Premium-Brillenmarke, die in Japan handgefertigte Brillen anbietet, erweitert er die Produktpalette der Marke um Pullover, Schals, Lederwaren, Denim, Haushaltswaren, Messer und sogar Schuhe, von denen alles laut eigener Aussage von den besten Produzenten der Welt stammt.
FashionUnited sprach mit Rohan Dhir über sein einzigartiges Geschäftsmodell, welche Herausforderungen er bei der Etablierung von Archibald London sieht und welche Pläne er für die Zukunft schmiedet.
„Wir haben mit Brillen angefangen und sind dann in alle Arten von Produktkategorien eingestiegen. Wir haben erkannt, dass wir eine brillante Idee gehabt hatten“, erklärt der 29-jährige Unternehmer. „Wir wollten nicht nur als eine Brillenfirma, sondern als ein Unternehmen gesehen werden, das die besten Qualitätsprodukte zum bestmöglichen Preis bietet.“ Dhir wollte ein effektiveres Geschäftsmodell entwickeln, indem er direkt zu den Produzenten ging, um seine Produkte dann direkt an die Verbraucher zu verkaufen. Er wollte eine Lifestyle-Marke ins Leben rufen, die den Verbrauchern hochwertige Waren zu einem fairen Preis anbieten kann. Die meisten Luxusgüter werden zu einem bis zu zwölfmal höheren Preis angeboten, als der eigentliche Fertigungspreis - weil so viele Mittelsmänner ihre Marge aufschlagen.
Archibald London möchte die besten Qualitätsprodukte zum besten Preis anbieten
Aber warum hat er sich entschieden, mit Brillen zu beginnen und nicht mit einem anderen Modeprodukt, wie Schals oder Handtaschen? „Brillen waren das naheliegendste Einstiegsprodukt für uns. Wir verfolgten den Erfolg von Warby Parker in den Vereinigten Staaten und leiteten daraus ein Modell für Europa ab. Das Produkt, das wir anbieten, ist aber ein völlig anderes", erklärt er. Er hörte von Warby Parker während einer Präsentation als Columbia Absolvent im Jahr 2010 und beschloss, ein eigenes Geschäft gründen, aber noch einen Schritt weiter zu gehen. Anstatt nur die Brillenrahmen direkt an die Verbraucher verkaufen, würde er die bestmögliche Brille verkaufen. Er erhielt ein Forschungsstipendium, um die Idee auszuarbeiten. Entmutigt von der niedrigen Qualität der meisten Brillenhersteller aus China war sein Glauben an das Businessmodell jedoch nach seinem ersten Forschungstrip stark angeknackst.
Doch bei einem zufälligen Treffen mit einem Schotten namens Archibald, wurde ihm der Name eines der besten Brillen-Handwerker in einem kleinen Dorf in Sabae, Japan offenbart. Dhir konnte das Familienunternehmen nach drei Monaten überzeugen, mit ihm zusammenzuarbeiten. Als sie Dhirs Modell verstanden hatten, waren sie offen für die Zusammenarbeit mit ihm und er schaffte e auch, einen Linsenhersteller in der Nähe zu finden. Dhir ist sich sicher, dass es richtig war, sein Geschäft mit Brillen zu beginnen, denn sie sind sowohl ein medizinisches Gerät als auch ein Modeartikel, was sie zu einem Produkt macht, das Menschen brauchen. „Wenn eine Brillenkollektion einmal einen Fan gefunden hat, bleibt er meist sein Leben lang ein treuer Fan. Aber die Vision war immer, eine Marke zu gründen. Und wenn ich Marke sage, meine ich nicht nur eine Modemarke, denn das ist nicht alles, was wir vorhaben. "
"Wir wollen eine Marke aufbauen, von der man weiß, dass sie in jeder nur denkbaren Produktkategorie den besten Artikel bietet. Diese Artikel wollen wir dann über das Modell vertreiben, das wir bereits etabliert haben "
Archibald London Brillen kosten im Einzelhandel 199 Pfund —mehr als High Street Eyewear-Einzelhändler wie Warby Parker, aber die Rahmen sind aus feinstem Acetat oder Titan und in Japan hergestellt. Für die Linsen wird ebenfalls das beste Glas aus Japan verwendet und das Produkt ist daher im Luxussegment des Marktes angesiedelt, aber der Preis ist das nicht. Dhir merkt an, dass Brillen ein gutes Einstiegsprodukt für die Marke waren, obwohl es schwieriger ist, Brillen online zu verkaufen.
„Dadurch, dass wir im mittleren Preissegment angesiedelt sind, verstehen die Kunden nicht sofort, dass unsere Brillen die beste Qualität und das beste Handwerk vereinen, die sie zu diesem Preis bekommen können. Es gibt einen Lücke zwischen dem wahrgenommenem Wert des Produkts und seinem wahren Wert, wegen unserer disruptiven Preisgestaltung", fügt er hinzu. Auch deshalb begann Archibald London seine Produktkategorien zu erweitern, wie Dhir erklärt. Um einen größeren Markt anzusprechen, realisierte er, dass er eine breitere Palette von Waren anbieten musste, anstatt Kunden langsam zu erziehen. Er bereiste die Welt, auf der Suche nach den besten Handwerkern und Produkten für die Marke, beginnend mit Kaschmirschals und -stolen. Kaschmir ist ein weiteres Produkt, an dem Luxuskunden schnell den Unterschied erkennen können. „Wenn sie jemals einen Burberry Schal besessen haben, dann wissen sie, was ein gutes Kaschmirprodukt ist.“ Während ein Burberry-Kaschmirschal aber 375 Pfund kostet, geht ein Archibald London Kaschmirschal, der in den gleichen Webereien in Schottland hergestellt wird, für 75 Pfund über die Ladentheke.
Archibald London will die Qualitätswahrnehmung der Millennials verändern
Danach brachte Archibald London kleine in Spanien hergestellte Lederwaren auf den Markt, außerdem Handtaschen und Brillenetuis, Selvage-Denim für Männer, hergestellt in Kojima, Japan. Die Marke soll auch Herrenschuhe aus Mirandola, Italien, sowie Haushaltswaren wie Messer, Laken und Leinen führen. Dhir versichert, dass alle Produkte nach höchster Qualität ausgewählt werden und er arbeitet hart daran,sicherzustellen, dass die Qualität es auf ganzer Linie konstant bleibt, was manchmal schwierig sein kann. „Im Nachhinein war es ein sehr ehrgeiziger Schritt - insbesondere wenn Sie mit dieser Generation [Millennials] sprechen, die wahrscheinlich die erste Generation ist, die Qualitätsprodukte lange Zeit gemieden hat“, so bemerkt Dhir.
"Für frühere Generationen war Qualität ein Konzept, das sie mit 24 oder 25 verstanden hatten. Bei den Millennials ist es im Alter von 35 oder 36 erst so weit. Bis jemand dieses Alter erreicht, denke ich, versteht er nicht wirklich, was ein Qualitätsprodukt ausmacht. Kaschmir ist zum Beispiel nicht gleich Kaschmir. Zara macht es für 50 Pfund und Burberry für 350 Pfund, aber es ist ein ganz anderes Produkt. Ich denke, das ist ein großer Kampf und eine sehr anspruchsvolle Aufgabe für uns, die Konsumenten zu einem neuen Bewusstsein zu erziehen.“
Archibald London möchte eine Luxus-Lifestyle-Marke werden
Jetzt liegt seine nächste große Herausforderung darin, sein Geschäft so aufzubauen, dass die Kunden die Produkte und die Preisstruktur verstehen. „Wir möchten unseren Kunden das Gefühl vermitteln, dass sie gewinnen, wenn sie bei uns kaufen.“ Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, ist es, den Kunden einen stationären Anlaufpunkt zu bieten, bei dem sie sich persönlich mit dem vollen Angebot der Marke vertraut machen und in seine Geschichte eintauchen können. „Wir würden gerne irgendwann bald unseren eigenen Showroom in London haben, an dem Kunden die Produkte berühren und ein Einkaufserlebnis haben können. Wenn möglich möchte Dhir ein Café darin unterbringen, die den besten verfügbaren Kaffee und einen Top-Kundenservice anbietet, um die DNA der Marke vollständig zu repräsentieren.
„Wir müssen Kunden auf eine ganz neue Art und Weise ansprechen, da einfach nur Verkaufsfläche nicht mehr reicht.“ Wir müssen die Kunden in den Showroom locken und sie dort zum Kauf anregen. „Sobald jemand unser Produkt in der Hand hatte, geht er oder sie nie mehr irgendwo anders hin. Das ist unser grundlegender Schlüssel zum Erfolg. Archibald kann Design nicht neu erfinden, aber können die Luxusindustrie disrupten. "
Fotos: Mit freundlicher Genehmigung von Archibald London