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Auf der Suche nach mehr Frauen: Bundeswehr testet „Umstandsuniformen“

Von Reinhold Koehler

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Die Bundeswehr hat ein Imageproblem, und das nicht erst seit ihr teils etwas zu enges Verhältnis zur Wehrmacht öffentlichkeitswirksam untersucht wird. Seitdem die Wehrpflicht abgeschafft wurde, hat Deutschlands Armee ein ernsthaftes Nachwuchsproblem. Gerade bei Frauen, die in der Organisation noch immer eine eher untergeordnete Rolle spielen, hat die Bundeswehr ein schlechtes Standing. Immer neue Medienberichte über sexuelle Nötigungen, Beleidigungen und Erniedrigungen weiblicher Armeeangehöriger tragen ihren Teil dazu bei, dass das Militär bei Frauen als einer der am wenigsten attraktiven Arbeitgeber der Republik gilt.

Dabei käme die Organisationsstruktur der Bundeswehr gerade den Ansprüchen von Frauen besonders gelegen: Schwangerschaft, Elternzeit und andere familiär bedingte Ausfälle könnten in diesem System so gut kompensiert werden wie kaum irgendwo in der Privatwirtschaft. Gerade für Schwangere hielt der Dienst beim Militär bislang jedoch eine ganz andere Herausforderung bereit: Die Uniformen.

Viel zu eng geschnittene Kampfanzüge und Ausgehuniformen machten es schwangeren Frauen bislang fast unmöglich, weiterhin an Übungen und offiziellen Terminen teilzunehmen. Zumindest mussten sie sich entscheiden: Entweder in die Standard-Kluft zwängen und leiden oder bequem in Zivilkleidung auf dem Abstellgleis stehen. Dies soll nun ein Ende haben.

Flächendeckende Einführung 2018

Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte vor wenigen Tagen, es sei „höchste Zeit, dass entsprechende Kleidung eingeführt werde“. Entsprechende Umstandsmodelle würden derzeit getestet. Rund 500 Uniformsätze im Wert von 650.000 Euro seien aktuell in der Bewertungsphase, so das Ministerium. In einem Jahr soll die fertig entwickelte Umstandsuniform dann flächendeckend eingeführt werden.

Bereits im Dezember 2015 hatte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) entschieden, dass schwangere Soldatinnen spezielle Kleidung erhalten sollen. Rund 400 der insgesamt 20.000 deutschen Soldatinnen sind nach Angaben der Bundeswehr aktuell schwanger. An dem „Trageversuch" genannten Test nehmen 60 Soldatinnen teil. Sie sollen Passform und Tragekomfort der Umstandsvariante von Dienstanzügen und Feldbekleidung beurteilen.

Der Unterschied zur bisherigen Uniform bestehe in einem weiteren Schnitt und einem elastischen Bund, sagte der Sprecher. Zusätzlich sei eine Strickjacke als Alternative zu einem Pullover angedacht, die „am oberen und unteren Ende dem Wohlempfinden entsprechend geöffnet werden“ könne, so das Verteidigungsministerium.

Kaum wurde das Projekt vorgestellt, wurde es in den Sozialen Netzwerken auch schon ausführlich diskutiert. Beim Kurznachrichtendienst Twitter fragten Nutzer etwa, ob es sich bei dem Trageversuch um einen Aprilscherz oder Realsatire handele. Auch der Sprecher der Polizeigewerkschaft GdP, Rüdiger Holecek, gab sich überrascht. Zwar habe es auch bei der Bundespolizei Überlegungen zu einer entsprechenden Uniform gegeben, ernsthaft eingefordert habe das bisher jedoch noch niemand. Wer nicht in Mutterschutz gehe, wenn Hemd und Hose zu eng werden, greife zu Zivil. Das sei möglich, weil Schwangere nicht im Streifendienst eingesetzt würden.

In anderen Ländern ist eine spezielle Uniform für schwangere Soldatinnen hingegen längst Alltag, wie etwa in den Streitkräften der USA oder der Niederlande. Entsprechend stehe die Bundeswehr etwa in Kontakt mit Streitkräften aus den USA, so das Verteidigungsministerium.

Foto: Bundeswehr/Kurtze

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