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Auf der Suche nach nachhaltiger Mode: Jugendliche nähen ihre Kleidung selbst

Von AFP

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Von bequemen Jogginganzügen bis zu Sommerkleidern – Lea Baecker hat den Großteil ihrer Garderobe in ihrer Londoner Wohnung selbst hergestellt und gehört damit zu einer Gemeinschaft junger Hobbyschneider:innen, die der als zu verheerend empfundenen Modeindustrie kritisch gegenüberstehen.

„Ich wollte unabhängig von der Konfektionsware werden“, erklärte die 29-jährige Baecker, Doktorandin der Neurowissenschaften. Baecker begann 2018 mit dem Nähen – angetrieben von ihrer Ablehnung von Fast Fashion und billiger Kleidung, die schnell weggeworfen wird. Sie fing mit dem Herstellen kleiner Taschen an, vier Jahre später sind „etwa 80 Prozent ihrer Garderobe“ selbst genäht, vom Schlafanzug über einen langen Fleece-Mantel bis hin zu Jeans aus Denimresten, die sie von ihrer Familie zusammen gesammelt hat.

Heute kauft Lea nur noch „sehr selten“ neue Kleidung, erklärt sie AFP, gekleidet in einem langen, handgenähten Kleid. Die Mode- und Textilindustrie ist nach der Nahrungsmittel- und Bauindustrie der drittgrößte Umweltsünder der Welt und verursacht bis zu fünf Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen, so ein Bericht, der vor einem Jahr vom Davoser Wirtschaftsforum veröffentlicht wurde. Billigmodeketten werden regelmäßig wegen der Verschwendung und Umweltverschmutzung, die sie verursachen, und wegen der Lohnbedingungen, die ihren Arbeitskräften in der Produktion auferlegt werden, angeprangert.

Über den Konsum nachdenken

Diese verschwenderische Seite der Mode kennt Tara Viggo gut, da sie 15 Jahre lang als Schnittmacherin gearbeitet hat. Dann kam die Ernüchterung: „Ich sah die Mengen an Kleidung, die in den Lagern ein- und ausgingen, es war erschreckend.“ 2017 beschloss sie, ihre eigenen Schnittmuster zu entwerfen, sich dabei Zeit zu lassen und im Durchschnitt nur ein Modell pro Jahr zum Verkauf anzubieten, weit entfernt von den „vier Schnittmustern pro Tag“, die manchmal in der Konfektionsbranche von ihr verlangt wurden. „Ich glaube nicht, dass H&M morgen schließen wird“, sagt sie, aber das Nähen regt zum Nachdenken an: „Wenn man selber näht, kann man sich nicht mehr vorstellen, dass ein Hemd drei Pfund (etwa 3,50 Euro) kosten soll.“

Ihr Overall „Zadie“ ist jetzt einer der Bestseller auf der Website „The Fold Line“, so Rachel Walker, die 2015 diese Plattform mitbegründete, die unabhängige Schnittmacher:innen zusammenbringt. Die Seite wuchs von anfänglichen 20 kreativen Mitarbeiter:innen auf über 150. Rosie Scott und Hannah Silvani haben in ihrem Londoner Atelier, in dem sie – was in Großbritannien immer noch eine Seltenheit ist – Stoffe aus den unverkauften Beständen der Modehäuser verkaufen, ebenfalls festgestellt, dass das Nähen wieder an Popularität gewinnt, insbesondere bei jungen Leuten.

„Unsere Kundschaft ist jünger geworden, das ist sicher (...) und will ihre eigene Kleidung herstellen und das auf nachhaltige Weise“, versichert Rosie Scott. Farben, Muster, Materialien ... Hobbyschneider:innen – Frauen machen über 90 Prozent der Kundschaft aus – können aus 700 Designstoffen wählen, die von acht Britischen Pfund (etwa 9,60 Euro) pro Meter Baumwolle bis zu 110 Britischen Pfund (etwa 132 Euro) für hochwertige Spitze reichen. Die Bestellungen, die während der Pandemie sprunghaft anstiegen, sind trotz der Aufhebung der Lockdowns nicht zurückgegangen.

Instagram Community

Für Rosie Scott wäre das expolsionsartige Wachstum des Trends ohne Instagram nicht möglich gewesen, denn dort hat die Gemeinschaft der Näh-Fans eine Tätigkeit mit einem altmodischen Image als „cool“ etabliert.

Auf Instagram „können die Leute ihre Arbeiten teilen und miteinander diskutieren“, erklärt sie. „Das ist eine der besten Möglichkeiten, um sich mit anderen auszutauschen.“ Dort ihre Muster zu teilen, war auch der Grund, warum Lea Baecker sich bei dem sozialen Netzwerk angemeldet hat. „Jedes Muster hat seinen eigenen Hashtag, man kann Leute finden, die das gleiche Muster gemacht haben und sich vorstellen, wie es an einem selbst aussehen könnte."

Der #Zadiejumpsuit von Tara Viggo aus Samt oder Baumwolle, mit oder ohne Ärmel, ist beispielsweise Gegenstand von fast 11.000 Postings von Fans des Modells. Das Hashtag #handmadewardrobe („handgenähte Garderobe“) wird von etwa 900.000 Menschen benutzt. „Man sieht so viele unglaubliche Leute, die tolle Kleidung herstellen, das hat mir gezeigt, dass ich das auch kann“, so Lea Baecker. Mit ihren zahlreichen Kreationen konnte die junge Frau sogar Freunde davon überzeugen, ebenfalls mitzumachen: „Darauf bin ich am stolzesten.“ (AFP)

Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.fr veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ

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