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Balenciaga: Was passiert, wenn Provokation zu weit geht?

Von Florence Julienne

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Mode|Kommentar
Bild: Demna, Kreativdirektor von Balenciaga. Kering, Archivfotografie.

Nachdem Balenciaga in einer kürzlich erschienenen – und aufgrund des von ihr verursachten Aufschreis schnell wieder zurückgezogenen –Kampagne die Sexualisierung von Kindern vorgeworfen wurde, hat sich Demna entschuldigt. Balenciaga hatte die Produktionsfirma des Kampagne verklagt, lässt nun aber die Anklage fallen. Ist das das Ende der Geschichte?

Zum ersten Mal seit dem Balenciaga-Fall übernimmt Demna, der künstlerische Direktor von Balenciaga, einem Modehaus der Kering-Gruppe, seinen Teil der Verantwortung. Vergangene Woche veröffentlichte er auf seinem Instagram-Profil folgende Aussage: „Ich möchte mich persönlich für die schlechte künstlerische Wahl entschuldigen (...). Kinder zu nutzen, um für Dinge zu werben, die nichts mit ihnen zu tun haben, war unangemessen (...) Wenn ich auch manchmal mit meiner Arbeit provozieren wollte, hatte ich nie die Absicht, dies mit einem so schrecklichen Thema wie Kindesmissbrauch zu tun, das ich verurteile (...) Ich habe meine Lektion gelernt und werde mich mit Kinderschutzorganisationen in Verbindung setzen, um zu sehen, wie ich zum Kampf gegen dieses schreckliche Thema beitragen kann.“

Die Entschuldigung erfolgte zusammen mit einem Rückzieher von Balenciaga. Das Unternehmen hatte zunächst der Kommunikationsagentur North Six und dem Fotografen Nicholas des Jardins die Schuld zugeschoben und forderten 25 Millionen Dollar Schadensersatz, bevor die Klage zurückgezogen wurde.

Balenciaga: Eine Entschuldigung, die nicht ausreicht

Während Kim Kardashian ihre Beziehung zu Balenciaga überdenkt, haben sich Stars wie Isabelle Huppert und Bella Hadid, die für die Adidas x Balenciaga Kampagne posierten, noch nicht zu dem Thema geäußert. Isabelle Huppert entfernte jedoch ein Kampagnenbild von sich, auf dem eine Seite einer Entscheidung des Obersten Gerichtshofs der USA zu sehen ist, die besagt, dass die Verbreitung von kinderpornografischen Inhalten verboten ist.

Aufgrund des allgemeinen Aufschreis entschied sich Cedric Charbit, Generaldirektor von Balenciaga, zu drastischen Maßnahmen. Über soziale Netzwerke räumt Balenciaga ein, dass das derzeitige Prüfverfahren verbesserungswürdig sei und ernennt „eine Beratungsinstanz, der für die Bewertung der veröffentlichten Inhalte von der Konzeption bis zur endgültigen Umsetzung verantwortlich ist, die rechtliche, nachhaltige und andere Expert:innenaspekte erfüllen muss“. Darüber hinaus will die Luxusmarke „erhebliche“ finanzielle Mittel für den Schutz von Kindern bereitstellen.

Bild: Balenciaga Resort FS23. Zusammenarbeit von Balenciaga x Adidas. Credit: Catwalkpictures

Reicht Krisenmanagement aus, um Balenciaga zu rehabilitieren?

Eine weitere Frage, die gestellt wird, ist die nach der Verbindung zwischen der künstlerischen Leitung von Balenciaga und Michael Borremans, einem belgischen Maler, der unter anderem kastrierte und blutende Kleinkinder als Cherubim malt. Sein Bildband liegt in der Balenciaga-Kampagne mit Isabelle Huppert prominent platziert im Hintergrund.

Auch die Rolle von Lotta Volkova, einer Kreativen, die eng mit Demna zusammenarbeitete, wird hinterfragt. Auf ihrem Instagram-Account, der mittlerweile auf privat umgestellt wurde, sollen „satanistische“ oder „sadomasochistische“ Bilder zu sehen gewesen sein. Wie Newsweek berichtet, soll Volkova seit 2018 nicht mehr für Balenciaga tätig gewesen sein.

Wird es der Marke letztendlich gelingen, den neuen Hashtag (#balenciagapedos) loszuwerden, mit dem sie dezeit assoziiert wird? Es bleibt zu hoffen, dass Balenciaga nicht nur sich selbst zensiert, sondern auch all jene aufklärt, die Demnas unumstrittenen Einfluss auf die zeitgenössische Mode anerkennen.

Die Modewelt ist schnellebig und vergisst schnell. Doch diesen Skandal sollte sie nicht so schnell verzeihen. Kinder auch nur in die Nähe von Pornografie zu rücken, ist – ebenso übrigens wie Antisemitismus – unverzeihlich. Von nun an müssen selbst die angesagtesten Modemarken, die den Shock-Value einer Kampagne mit dem Media-Value gegenrechnen, vor allem mit einem rechen: Die Verantwortung für die von ihnen gesendete Botschaft zu übernehmen.

Dieser Artikel wurde ähnlich auf FashionUnited.fr veröffentlicht. Übersetzung und redaktionelle Bearbeitung: Barbara Russ

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