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Bereiten Sie sich auf den Clash der Trends vor, sagt Experte David Shah

Von Rachel Douglass

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Mode

(Von links) Bild: Rick Owens SS23, Stella McCartney SS23, Prada AW22, alle Fotos mit freundlicher Genehmigung von CatwalkPictures

Die Welt versuche zu einer Art „Normalität“ zurückzukehren, aber die Gegensätze waren noch nie so groß wie heute, sagt David Shah. Im Vortrag "Eine Welt voller Widersprüche" legte der Trendexperte seine Sicht auf die aktuelle und zukünftige Situation der Mode dar. Er sprach auf der niederländischen Messe Modefabriek als Teil eines dichtgedrängten Programms von Vorträgen, Präsentationen und Workshops, die das Publikum angesichts der schwierigen aktuellen Lage inspirieren sollten.

Während das übergreifende Motto der Modefabriek ‚Together Again‘ lautete, untersuchte Shah hingegen einen aktuell beobachtbaren Trend, der die Menschen zu einer zunehmend polarisierten Gesellschaft tendieren lässt. Shah stellte fest, dass die Welt zwar versucht, zusammenzukommen, um zu einer Art „Normalität“ wie nach dem Ende des Kalten Krieges zurückzukehren, dass aber die Gegensätze noch nie so groß waren wie heute. In allen Bereichen, von der Politik bis zur Wirtschaft, so Shah weiter, gebe es sehr unterschiedliche Standpunkte und nur wenige Menschen, die sich in der Mitte befinden.

Lieferbetriebe sind der Schlüssel zu den Herausforderungen des Mittelstands

Dieses Phänomen macht sich auch in der Modebranche bemerkbar, so Shah, denn die Menschen wenden sich entweder den Marken des Massenmarktes oder den High-End-Labels zu, so dass der Einzelhandel im mittleren Segment Mühe hat, sich auf die veränderte Nachfrage einzustellen. Shah betonte, dass ein Großteil des potenziellen Rückgangs des mittleren Marktsegments darauf zurückzuführen sei, wem Fabriken den Vorrang zu geben. Viele Einzelhändler:innen in diesem Markt sind auf Lieferbetriebe mit Sitz in Europa angewiesen, die aufgrund der Inflation mit einem unvermeidlichen Preisanstieg konfrontiert sind. Das bedeutet, dass die Einzelhändler:innen mit der Frage zu kämpfen haben, wo sie produzieren sollen, wenn sie nicht außerhalb Europas suchen möchten. „Der Schlüssel zur Zukunft sind die Lieferbetriebe“, fügte Shah hinzu. „Kontrollieren Sie Ihre Lieferkette, kontrollieren Sie Ihre Gewinnspanne"

Bild: Tiffany & Co., Rosé

Außerdem kann ein großer Teil dieses Trends mit der ‚neuen Verbraucherschaft‘ in Verbindung gebracht werden, die laut Shah reich und / oder jung ist. So zeigt sich ihr Einfluss im anhaltenden Anstieg der Fast Fashion, bei der die Gen Z einen großen Teil des Marktes ausmacht, oder in den neuen Strategien der Luxusmarken, die versuchen, ein jüngeres Publikum durch eine auf sie zugeschnittene Botschaft anzusprechen – wie zum Beispiel Tiffany & Co. durch die Ernennung von Beyoncé und Rosé von Blackpink als Markenbotschafterinnen.

DIY und Regenerative Gesellschaft

Mit dieser jungen Klientel geht ein neues Verständnis von Gemeinschaft einher, das sich um ein Gefühl von Neo-Kollektivismus und Zusammenarbeit dreht. Shah sagte, dass dies zu einem Boost in verschiedenen Bereichen geführt habe, zum Beispiel beim DIY, das während der Pandemie an Beliebtheit gewann und den Menschen die Möglichkeit gab, mit ihrer Kleidung auf nachhaltige Weise zu experimentieren. Shah fügte hinzu, dass Resale und Vintage ebenfalls mit diesem neuen Trend verbunden seien, und seiner Meinung nach aufgrund des Umfangs der vorhandenen Kleidungsstücke nicht wieder verschwinden würden.

Ein anderer umweltfreundlicher Trend, der angesprochen wurde, war die ‚regenerative Nachhaltigkeit‘, die die Natur in den Vordergrund der Kreation stellt. Vor dem Hintergrund zahlreicher Marken, die Pilze als Teil ihres Herstellungsprozesses verwenden, deutete Shah an, dass diese Abhängigkeit von der Natur nur noch weiter zunehmen werde, indem neue Designmethoden eingeführt werden, um die Verbindung zur Natur zu stärken. Außerdem sprach er über das Potenzial, die Natur mit dem Metaverse zu verschmelzen, um die reale Welt ins Internet zu bringen.

Bild: Ganni x Mylo, Pilzleder-Tasche

Das Metaversum menschlicher gestalten

Eine technikorientierte Perspektive ist etwas, das sich nicht vermeiden lässt, so Shah weiter, da immer mehr Innovationen entstehen und neue Möglichkeiten eröffnen. Da die Technologie und das Metaverse jedoch weiter wachsen und es immer noch ungewiss ist, was die Zukunft für diesen Bereich bereithält, sprach Shah über eine Reihe von Möglichkeiten, wie Marken die Online-Welt menschlicher gestalten, indem sie beispielsweise unsere Sinne ins Spiel bringen. Diese Erfahrungen, so fügte er hinzu, werden auf einer unvermeidlichen phygitalen Zukunft aufbauen, durch die wir wahrscheinlich eine zunehmende Verwischung zwischen der realen und der irrealen Welt erleben werden.

Um diese Veränderungen umzusetzen, entscheiden sich Marken dafür, mehr und mehr Arbeitskräfte mit technischen anstelle von kreativem Background einzustellen, um in der virtuellen Realität den Ton anzugeben. Doch das Verständnis dafür, was Menschen in dieser neuen Umgebung wollen werden, ist noch immer unklar. Während einige bereits die Auswirkungen der Technologie in der realen Welt nutzen – ein Beispiel dafür liefert Bottega Venetas digitaler grüner Farbton – werden andere eher von nostalgischen Erfahrungen angezogen, wobei Shah betont, dass es noch verschiedene Bereiche zu erkunden gibt.

Modetrends kollidieren

Während einige Marken diese Version der Nostalgie in Form von 2000er Jahre-Kleidung und klassischer Sportswear aufgreifen, schlagen andere eine neue Richtung ein. Sie setzen auf Kollektionen, die den Untergang der Natur widerspiegeln und in avantgardistischer, apokalyptischer Mode zum Ausdruck kommen, die die Probleme der Gesellschaft aufzeigen soll. Inzwischen beginnen die Grenzen des Luxus zu verschwimmen. Die Marken springen von extremem Glamour und maximalistischer Garderobe, die durch Pailletten und Dopamin-Dressing gekennzeichnet ist, zu einer Betonung von Basics und vielseitig einsetzbaren Produkten, die in einer zunehmend von zu Hause aus arbeitenden Gesellschaft den Komfort in den Vordergrund stellen.

Diese Mentalität spiegelt sich auch in der modernisierten Sportbekleidung wider, wie die Zusammenarbeit von Jacquemus mit Nike zeigt, bei der die Sportswear einen trendigen Twist erhält. Ebenso fördern einige Marken ein neues Gefühl der Körperfreundlichkeit mit integrativen Kleidungsstücken, die die Menschen ermutigen, die Kontrolle über ihren eigenen Körper zu übernehmen, etwas, das laut Shah in den kommenden Saisons nur noch stärker betont werden wird.

Bild: Skims Swim

Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.uk veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ

David Shah
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