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Bericht: Freiwillige Zertifizierungsorganisationen begünstigen Greenwashing in der Modeindustrie

Von Rachel Douglass

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Mode
Bild: Unsplash

Ein Bericht der Changing Markets Foundation (CMF) hat ergeben, dass freiwillige Zertifizierungsprogramme zum Greenwashing in der Modeindustrie beitragen können. Die CMF ist ein nichtstaatlichen Unternehmen, welches mittels Kampagnenarbeit über die Zustände des allgemeinen Marktes aufklärt.

In dem Bericht, der im Vorfeld der EU-Textilstrategie von CMF veröffentlicht wurde, wird aufgezeigt, dass einige große Zertifizierungsorganisationen, wie zum Beispiel die Sustainable Apparel Coalition (SAC), den Bereich Fast Fashion nicht berücksichtigen und als Deckmantel für die tatsächlichen Umweltauswirkungen einer Marke dienen können.

Licence to Greenwash, eine Untereinheit der in Großbritannien ansässigen CMF, analysierte für den Bericht zehn Zertifizierungsorganisationen und freiwillige Initiativen, die häufig von Marken zur Messung ihres Nachhaltigkeitsniveaus verwendet werden – darunter die Ellen MacArthur Foundation, The Textile Exchange und The Higg Index. Bei der Untersuchung ging CMF der Frage nach, ob diese zertifizierungen die tatsächlichen Auswirkungen der Industrie erfassen.

Der Bericht kam zu dem Ergebnis, dass alle untersuchten Zertifizierungsorganisationen weder hohe Standards einhalten, noch dazu verpflichtet sind Rechenschaft über ihre Vorgehen bei Dritten abzulegen. Außerdem sollen sie den Fortschritt bei Themen wie Überproduktion und der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen "hinauszögern". So sei bei der Untersuchung festgestellt worden, dass der SAC „in den letzten zehn Jahren keine messbare Wirkung erzielt hat" – der Higg-Index, der von SAC vergeben wird, ermöglicht es den Marken zum Beispiel, sich die Themen auszusuchen, für die sie sich engagieren wollen.

Nachhaltigkeit in der Modeindustrie – mehr Schein als Sein?

Während es scheint, als hätten viele Marken damit begonnen, einen umweltfreundlicheren Ansatz in ihrem Geschäft zu verfolgen, stellte CMF fest, dass die Umweltauswirkungen der Branche sogar noch zugenommen haben – der Einsatz von Polyesterfasern, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und die Überproduktion haben sich zum Beispiel verdoppelt.

„Während die Modemarken ihre Produktion verdoppeln und die Umwelt zerstören, benutzen sie freiwillige Zertifizierungssyteme als Deckmantel", sagt George Harding-Rolls, Leiter der CMF-Kampagne in einer Mitteilung von CMF. „Diese Zertifizierungsorganisationen sind nicht zielführend und nicht rechenschaftspflichtig, was sie zu einem branchenweiten Lockvogel für nicht nachhaltige Praktiken führt und Greenwashing in hohem Maße ermöglicht. Wir brauchen keine weiteren unverbindlichen Zertifizierungsorganisationen; sie haben einen Placebo-Effekt und sind ein falsches Versprechen der Industrie sich 'freiwillig' um Nachhaltigkeit zu kümmern. Wir brauchen dringend eine umfassende Gesetzgebung, um die Modeindustrie auf einen grüneren Weg zu bringen."

Die Empfehlung geht mit dem Argument einher, dass sowohl die politischen Entscheidungsträger:innen als auch die Kund:innen durch diese Initiativen ein „falsches Gefühl der Sicherheit" vermittelt bekommen, was dazu führt, dass hilfreiche systematische Reformen aufgeschoben oder verzögert werden. In dem Bericht heißt es weiter, dass die Zertifizierungssysteme den Marken die Möglichkeit bieten, sich der Rechenschaftspflicht gegenüber den politischen Entscheidungsträger:innen zu entziehen.

Das CMF hat während der Londoner Modewoche eine Greenwashing-Website eingerichtet, die der Öffentlichkeit helfen soll, Greenwashing-Taktiken und die Probleme, die sie mit sich ziehen, besser einordnen zu können. So will CMF dazu beitragen, das Strukturen hinter den Zertifizierungen aufzudecken.

Lesen Sie hier die Interviewreihe:

Dieser übersetzte Beitrag erschien zuvor auf FashionUnited.uk. Übersetzung und Bearbeitung: Karenita Haalck

Changing Markets Foundation
Greenwashing
Nachhaltigkeit