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Bericht: Marken setzen auf Next-Gen-Materialien

Von Gastautor:in

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Mode

Stella McCartney x NFW Bild: Stella McCartney x NFW

Es ist schon einige Jahre her, dass die glitzernden Versprechen von Ananasleder in unseren Newsfeeds aufgetaucht sind. Was passiert jetzt im Bereich Innovationen von Next-Gen-Materialien? Ziemlich viel, wie sich herausstellt. Der neue Bericht der Material Innovation Initiative (MII) „Brand Engagement with Next-Gen Materials 2023“ beleuchtet einen Anstieg der Zusammenarbeit im vergangenen Jahr zwischen innovativen Materialunternehmen und Bekleidungs-, Accessoires-, Schuh- und Haushaltswarenmarken. Von Gucci bis hin zu Stella McCartney - die großen Modemarken setzten im Jahr 2023 in rasantem Tempo auf Next-Gen-Materialien.

Autorin
Die Material Innovation Initiative (MII) ist eine gemeinnützige Organisation, die die Entwicklung leistungsfähiger und nachhaltigerer Materialien für die Mode-, Automobil- und Haushaltswarenindustrie vorantreibt.

Warum bevorzugen Marken diese neuen tier- und erdölfreien Alternativen für „etablierte“ Materialien wie Leder, Wolle, Seide, Daunen und Pelz? Weil aus Tieren gewonnene Materialien in der Regel unglaublich hohe Umweltauswirkungen in einer Vielzahl von Kategorien haben, darunter Wasserverbrauch, Verlust der biologischen Vielfalt, Eutrophierung und Treibhausgasemissionen.

Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen fand heraus, dass allein der Modesektor die Fähigkeit der Menschheit beeinflusst, acht der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen, darunter verantwortungsvoller Konsum und Produktion, Klimaschutz, Leben unter Wasser und Leben an Land. Der Umgang mit schädlichen Rohstoffen kann die Umweltauswirkungen einer Marke entscheidend beeinflussen.

Viele Materialien der nächsten Generation bieten auch den Vorteil, dass sie die weit verbreiteten Menschenrechtsprobleme und die unzureichend geregelten Tierschutzstandards in den Entwicklungsländern umgehen, in denen die meisten tierischen Materialien produziert werden. Diese innovativen Materialien sind so konzipiert, dass ihr ökologischer Fußabdruck im Vergleich zu herkömmlichen Alternativen deutlich kleiner ist. Durch fortschrittliche Herstellungstechniken, nachhaltige Beschaffung und verbesserte Überlegungen zum Ende der Lebensdauer sollen diese Materialien den Ressourcenverbrauch minimieren und Treibhausgasemissionen erheblich reduzieren.

Die verschiedenen Markenkooperationen, die wir im Jahr 2023 in diesem Bereich gesehen haben, zeigen, dass sowohl Marken als auch Verbraucher:innen diese neue Klasse von Materialien wünschen.

Über 380 Kollaborationen im Jahr 2023

Der Bericht hebt hervor, dass es im vergangenen Jahr weltweit über 380 Kooperationen zwischen innovativen Next-Gen-Unternehmen und Mode-, Haushaltswaren- und Automobilmarken gegeben hat.

Next-Gen-Materialien werden als Materialien definiert, die aus reichlich vorhandenen, erneuerbaren und ungiftigen Ressourcen wie Pflanzen, Algen, Landwirtsabfällen, Pilzen, Mikroben, aufgefangenem CO2 und recyceltem Kunststoff gewonnen werden. Sie reduzieren das Treibhauspotenzial um mehr als 90 Prozent im Vergleich zu ihren konventionellen Pendants und haben das Potenzial, jedes Jahr Billionen von Tieren das Leben zu retten. Bei ihrer Herstellung, Verwendung und Entsorgung werden keine Chemikalien verwendet, die für die menschliche Gesundheit oder Sicherheit schädlich sind, und ihre Lieferketten und Praktiken sind so konzipiert, dass Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit im Mittelpunkt stehen.

Dieser enorme Zuwachs an Kooperationen zeigt, dass Marken diese neuen nachhaltigen Materialien eifrig erforschen und übernehmen. Der Bericht zeigt, dass große Modemarken wie Gucci, Stella McCartney, Ganni und Tory Burch bei der Einführung von pflanzlichen und im Labor gezüchteten nachhaltigen Alternativen zu Leder, Seide, Kaschmir, Wolle, Daunen und Pelz führend sind.

„Wir haben eine explosionsartige Zunahme der Zusammenarbeit zwischen Innovator:innen gesehen, die sowohl mit großen als auch mit kleinen Marken auf der ganzen Welt zusammenarbeiten“, so Thomasine Dolan Dow, Direktor für Materialinnovationen und Design bei MII.

Obwohl sich die Branche noch im Anfangsstadium befindet, war 2023 ein vielversprechendes Jahr für die Einführung von Next-Gen-Materialien durch große Marken.

Wachstum durch Nachfrage der Verbraucher:innen

Der Boom bei der Zusammenarbeit mit Next-Gen-Materialien wird zum Teil durch die starke Nachfrage der Verbraucher:innen angeheizt. Die Konsumstudie des MII „Next-gen materials: A 2023 assessment of the potential for U.S. consumer adoption“ ergab ein hohes Interesse der US-Verbraucher:innen am Kauf von Mode-, Haushaltswaren- und Automobilprodukten, die aus Next-GenMaterialien hergestellt wurden. 90 Prozent der Befragten zeigten sich offen für den Kauf solcher Materialien.

Die Untersuchung ergab, dass ein beträchtliches Segment potenzieller „Early Adopters“ bereit sei, einen Aufpreis für Next-Gen-Produkte zu zahlen - 78 Prozent der Befragten waren bereit, den gleichen oder einen höheren Preis für solche Materialien zu zahlen. Marken nehmen dies zur Kenntnis und versuchen, die Nachfrage der Verbraucher:innen nach nachhaltigen Optionen zu befriedigen.

„Marken wollen die Nachfrage der Verbraucher:innen bedienen und gleichzeitig ihre Nachhaltigkeit durch innovative Materialien und Lieferketten unter Beweis stellen“, so MII-CEO Nicole Rawling.

Texworld NYC Bild: Texworld NYC

Innovationen auf großen Messen zu sehen

Die Branche der Next-Gen-Materialien wurde im letzten Jahr auch auf großen internationalen Fachmessen wie der Texworld NYC, einer der größten globalen Sourcingmessen, vorgestellt, was das wachsende Interesse von Marken an der Beschaffung von Next-Gen-Materialien verdeutlicht.

MII war Gastgeber des Next-Gen Innovation Hubs auf der Texworld NYC, wo rund 4.500 Marken, Beschaffungsagent:innen, Studierende und Branchenexpert:innen innovative Materialien kennenlernten, von denen sie wahrscheinlich noch nie gehört hatten.

Mehr für 2024 erwartet

Da viele Innovator:innen nun den kommerziellen Maßstab erreicht haben, können Marken mit Lieferant:innen von Next-Gen-Materialien zusammenarbeiten. Das kürzlich erschienene „Next-Gen Materials Lookbook“ von MII hebt neue Produkteinführungen für 2024 hervor, bei denen Leder, Seide, Wolle, Daunen und Pelzalternativen der nächsten Generation verwendet werden.

Da die Möglichkeiten wachsen, die Transparenz zunimmt und die Kosten sinken, können wir davon ausgehen, dass die Verwendung von Next-Gen-Materialien in der Mode bis 2024 und darüber hinaus weiter zunehmen wird. Marken wollen die Nachfrage der Verbraucher:innen bedienen und gleichzeitig ihre Nachhaltigkeit durch innovative Materialien und Lieferketten unter Beweis stellen.

„Ich bin schon mein ganzes Leben lang Modedesignerin und interessiere mich nicht so sehr für die nächste Silhouette oder die nächste Farbe in den Jahren 2024 und ’25“, sagte Stella McCartney gegenüber CNN. „Ich frage mich: ‘Was ist das nächste Material? Was ist die nächste Lösung, die wir der Welt geben können, um sie zu einem besseren Planeten zu machen?’“

Überblick über einige aktuelle Veröffentlichungen von Marken:

Gucci Bild: Gucci

Gucci setzt auf Next-Gen-Leder

Die italienische Luxusmarke Gucci hat mehrere Accessoires, darunter Taschen und Sneaker, aus ihrem neuen Demetra-Material hergestellt. Demetra ist eine von Gucci entwickelte Lederalternative, die auf pflanzlicher Basis hergestellt wird.

Gucci hat außerdem die Musikerin Billie Eilish als Promoterin für die Demetra-Linie gewonnen, um ihre Bekanntheit und ihr Engagement für Nachhaltigkeit zu nutzen.

Stella McCartney präsentiert Next-Gen Innovator:innen

Die britische Designerin Stella McCartney, eine Pionierin der ethischen Mode, veranstaltete eine Modenschau und einen nachhaltigen Markt in den Straßen von Paris. Ihre Kollektion zeigte Next-Gen-Leder, -Seide und -Daunen, während die Marktständen es innovativen Unternehmen wie Natural Fiber Welding, Keel Labs und BioFluff ermöglichten, ihre neuesten Materialien vorzustellen.

Mara Hoffman stellt ‘Dress of the Future’ vor

Die New Yorker Designerin Mara Hoffman hat sich mit dem Textilrecycling-Startup Circ zusammengetan, um ein „Kleid der Zukunft“ in limitierter Auflage zu entwerfen, das vollständig aus dem recycelten Lyocell-Material von Circ besteht. Das lebendige, seidenähnliche Kleid steht für das Potenzial der Kreislaufwirtschaft in der Mode.

Tory Burch upcycelt Kulttasche

Die amerikanische Luxusmarke Tory Burch hat ihre klassische „Ella“-Tasche mit dem Next-Gen-Leder Bio-Tex von Modern Meadow neu aufgelegt. Die „Ella Bio Tote“ ist in drei Größen und mehreren Farben erhältlich.

Die Material Innovation Initiative treibt die nächste Materialrevolution voran, indem sie Wissenschaft und große Ideen miteinander verbindet. Sie konzentriert sich auf Forschung, Wissensaustausch und die Förderung von Verbindungen, um die Entwicklung umweltfreundlicher und tierfreier Materialien zu beschleunigen. Die Berichte, in die in diesem Beitrag Bezug genommen werden, finden Sie hier auf der Website.

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf FashionUnited.uk. Übersetzt und bearbeitet von Simone Preuss.

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Nachhaltigkeit
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