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Berlin Fashion Week: LML Studio bringt die frohe Botschaft der Mode vor den Altar

Von Weixin Zha

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Mode
LML Studio zeigt in der Berliner Marienkirche. Bild: Lina Grün

Das Label LML Studio lässt seine Mode von Toleranz und gleicher Teilhabe in einer der ältesten Kirchen Berlins sprechen. Die Laufstegshow inszenierte einen eindrücklichen Dialog zwischen Mode und Kirche mit reichen Assoziationen.

Die über 600 Jahre alte gotische Berliner Marienkirche ist am frühen Mittwochabend in dicke Weihrauchschwaden getränkt. Die Gäste sitzen an den beiden Seiten des Kirchenchors, die Fotograf:innen haben sich vor dem Altar positioniert.

Dann beginnt die Orgel zu spielen, die ersten Models schreiten durch das gotische Kirchenschiff. Wie Messdiener wirken sie, als sie in ihrer düsteren Kluft zum Chor und Altar schreiten. Dort regnet ein Blitzlichtgewitter auf sie hinab, ist das Gottes Segen?

Saint or Sinner?

Doch ganz so unschuldig sehen die Männer nicht aus. Das weiße Hemd unter dem schwarzen Anzug ist weit aufgeknöpft, der düstere erste Look wird durch die silbernen Glitzerstreifen aufgebrochen, die die dunkle Hose durchziehen.

Die schwarzen Lederhosen aus den weiteren Looks stammen vom Berliner Kink-Label Butcherei Lindinger. An Accessoires und Kleidungsdetails, die von Punk und Goth inspiriert sind, fehlt es nicht. Sind es am Ende doch Sünder, die in langen schwarzen Gewändern, Lederstiefeln und nietenbesetzen Schals vor Gott treten?

LML Studio zeigt auf der Berlin Fashion Week. Bild: Lina Grün

Die Botschaft von Kirche und Mode

Am Ende der Prozession stimmen die Models zum Gesang an: “What is wrong with masculinity?”. Diese Frage "Was stimmt nicht mit der Männlichkeit?" steht am Anfang des Liedes “Masculinity” des Schauspielers und Sängers Lucky Love, das eine Hymne der queeren Bewegung geworden ist.

Der französische Designer Lucas Meyer-Leclère hinterfragt mit seiner HW23-Kollektion Geschlechteridentitäten an einem für manche vielleicht überraschenden Ort: der Kirche. Doch seine inklusive Mode ist gar nicht so weit von der Botschaft der Kirche entfernt, die ebenfalls von Gemeinschaft, Respekt, fairer Teilhabe und Toleranz predigt.

So sieht es jedenfalls Meyer-Leclère, der 2017 in der Marienkirche getauft wurde, in der er seinen ersten Gottesdienst mit Priester:innen jeden Geschlechts, sexueller Ausrichtung und Religion erlebt hat. Für ihn ist die Kirche – vielleicht überraschend für manch andere – ein sicherer Raum.

LML Studio verarbeitet handbemalte Schals aus früheren Kollektionen. Bild: Lina Grün

Laufsteg nach allen Regeln der Kirchenliturgie

Für die Kollektion “Cum Dederit” wurden Kleidungsstücken aus der ersten Kollektion und Reststoffen neues Leben eingehaucht. Der Fokus auf die Materialien, die auch handgewebten Tweedstoff umfassen, verrät den Hintergrund von Meyer-Leclère. Nach seinem Studienabschluss an der renommierten Londoner Central St. Martins arbeitete er als Stoffdesigner für Chanel und Jimmy Choo, bevor er sein eigenes Label 2018 in Berlin gründete.

So überzeugten die eingesetzten Materialien teils mehr als die Kleidungsstücke, die einfach gehalten waren. Aber der Cast der markanten Models unterstrich die einfachen Entwürfe perfekt; denn gerade diese gaben der Identität der starken Individuen genügend Raum, sich zu entfalten.

Der Designer selbst erschien zum Schluss im weißen Anzug – gerade als das letzte Model im weißen Schleier zurück vom Altar schreitet. Spätestens da war die Show perfekt – eine vollendete Performance nach allen Regeln der Kirchenliturgie.

Designer Lucas Meyer-Leclère stürmt im weißen Anzug in die Kirche. Bild: Lina Grün
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