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Billy Berlusconi (Igoodi) spricht über die Avatar-Wirtschaft in der Mode

Von Isabella Naef

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Mode

Billy Berlusconi, courtesy Igoodi

„Die Technologie ist da und wir sind bereit“ – Das sind die Worte von Billy Berlusconi, dem Gründer von Igoodi, einer italienischen Avatar-Fabrik, die 2015 gegründet wurde. Das Unternehmen hat inzwischen 21 Mitarbeitende. Die Herausforderung liegt in der Modeindustrie und insbesondere in den Bereichen „Maßanfertigung“, E-Commerce, 3D-Prototyping und Modenschauen im Metaverse. Es gibt viele Bereiche, in denen die von Igoodi erstellten Avatare, originalgetreue digitale Nachbildungen von Menschen, sozusagen eine echte „smarte“ Version von uns selbst oder unsere „virtuellen Zwillinge“, uns im Alltag begleiten und uns das Leben erleichtern können.

Raum für „Avacollection“ – das sind virtuelle Kollektionen, die auf dem virtuellen Körper entworfen und hergestellt werden. Anstatt in die Schneideri zu gehen, um einen Maßanzug anfertigen zu lassen, können wir unseren Avatar „schicken“; anstatt die Maße zu nehmen, um ein Sakko online zu bestellen, tragen wir es direkt auf dem Avatar. Tatsächlich kann die von Igoodi entwickelte Plattform uns sofort sagen, ob das Kleidungsstück zu unserem Körper passt, uns bei der richtigen Größe beraten und alle kritischen Punkte identifizieren. Und wenn wir im echten Leben Model werden, können wir im Metaversum über den Laufsteg gehen und gleichzeitig auf den Laufstegen der Mailänder, Pariser und New Yorker Modewoche laufen.

Der Unterschied zu den Second-Life-Avataren der frühen 2000er Jahre, die als unsere Alter Egos und Protagonist:innen eines anderen Lebens konzipiert waren, das wir ausschließlich online konsumieren, ist das Ziel und die Funktionalität dieser 3D-Seelenverwandten – die mit uns identisch sind und auf einem Bildschirm der Igoodi-App alle unsere Maße gespeichert haben, vom Handgelenk bis zu den Achselhöhlen, vom Knöchel bis zu den Schultern, vom Ellbogen bis zum Handgelenk, von der Taille bis zum Knie – uns das Leben in der echten Welt zu erleichtern. „Diese Avatare sind intelligente Körper mit unseren anthropometrischen Maßen, deren Einsatz in der Medizin, im Fitnessbereich, in der Mode und im Bildungswesen vorgesehen ist. Sie können bei der Erstellung von 3D-Modellen, bei der Kartierung von Muttermalen oder bei der Maßschneiderei eingesetzt werden“, erklärt der Gründer von Igoodi. Kurz gesagt, das reale Ich, profitiert vom digitalen Ich.

Auch wenn die Covid-19-Pandemie der Digitalisierung einen kräftigen Schub gegeben hat, sind nur wenige Modeunternehmen derzeit in der Lage, das Potenzial dieser Avatare voll auszuschöpfen, und es gibt viele Variablen, die die Entwicklung der so genannten „Avatar-Wirtschaft“ beeinflussen könnten, die in der Lage ist, Design und fortschrittliche Technologien zu kombinieren, um die Einzigartigkeit jedes Menschen hervorzuheben und ihm oder ihr eine perfekte Integration seiner selbst in das Universum der digitalen Dienste zu bieten.

Um einen Avatar zu bekommen, musst man einen Termin in einem der beiden Igoodi Showrooms vereinbaren

Um eeinen Avatar zu bekommen, musst man einen Termin in einem der beiden italienischen Showrooms vereinbaren: in Mailand, in der Via Negri, oder in Turin, im Lingotto, im Green Pea Building, einem grünen Einkaufszentrum, das dem Thema Respekt gewidmet ist. Der Scan kostet 69 Euro.

Im Showroom angekommen, hilft das Personal der Kundschaft, den QR-Code herunterzuladen, der den Zugang zum „Gate“ ermöglicht, einer Art riesigem Ei, das nichts anderes ist als eine innovative, automatisierte Scankabine, die sich durch eine Technologie auszeichnet, die zu den fortschrittlichsten in der Branche gehört, und die es ermöglicht, in Sekundenschnelle und mit höchster Präzision einen kompletten 360°-Scan einer Person durchzuführen. In der Kabine angekommen, zieht man sich aus und zieht einen speziellen, von Igoodi gelieferten, engen Anzug an. Dann stellt man sich in die Mitte des Gates, damit die 128 Kameras alle Daten und Körpermaße erfassen können. Die Avatare von Igoodi sollen ein neues technologisches Werkzeug im Dienste der Person sein, das die physische Präsenz in einer Vielzahl von digitalen Kontexten vollständig ersetzen kann. Um dieses Ziel zu erreichen, integriert das Avatar-Unternehmen neben der virtuellen und photogrammetrischen 3D-Kopie der Person in jedem Detail auch einen Smart Body in den Avatar.

Innerhalb von höchstens 72 Stunden steht der Avatar in der App mit einem Datensatz bereit, der die Körpermaße und die dazugehörige Größentabelle, den Wellness-Index mit dem prozentualen Anteil an Fett- und Magermasse, die Angabe der Körperform und die dazugehörigen Stilvorschläge und Kleidungsstücke zur Verbesserung der eigenen Körperlichkeit enthält. Von diesem Moment an kann man ihn für einige der oben beschriebenen Funktionen nutzen oder Produkte in der E-Commerce-App für Avatare kaufen.

Mit dem Avatar ist es möglich, das perfekte Kleidungsstück zu kaufen, Retouren zu vermeiden und den Planeten zu schützen

„Auf diese Weise ist es möglich, das perfekte Kleidungsstück zu kaufen, Rücksendungen zu vermeiden und den Planeten zu schützen“, unterstreicht Berlusconi, Neffe des ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi und Sohn seines Bruders Paolo. Für die Industrie kann das digitale Prototyping an Avatar-Modellen außerdem einen konkreten Umweltvorteil in Form von Zeit-, Material- und Energieeinsparungen bringen. „Die jungen Talente von heute nutzen zunehmend digitales Prototyping“, fügt Berlusconi hinzu.

Der globale Markt für grüne Mode wird bis 2023 einen Wert von 8,5 Milliarden US-Dollar erreichen

Laut dem Sustainable Magazine wird der globale Markt für grüne Mode bis 2023 einen Wert von 8,5 Milliarden US-Dollar erreichen (+7 Prozent gegenüber 2020), dank der Verwendung und Verfügbarkeit neuer nachhaltiger Materialien und der Einführung neuer Technologien. In den nächsten drei Jahren wird der Wert auf 9,8 Milliarden und bis 2030 auf 15,2 Milliarden US-Dollar steigen, mit einer jährlichen Wachstumsrate von 9,1 Prozent. Daher könnte es mehr und mehr Raum für „Avacollection“ geben. Soll heißen, für virtuelle Kollektionen, die auf virtuellen Körpern entworfen und entwickelt werden und von Avatar-Models auf den Laufstegen des Metaversums getragen werden. Dies ist ein innovativer Ansatz für die Modeindustrie, mit dem die Kohlenstoffemissionen für jedes produzierte Kleidungsstück um 97 Prozent gesenkt werden könnten.

Ziel dieser Initiative ist es, digitale Unikate zu kreieren, die den Müll und den Ressourcenverbrauch sowohl bei der Produktion durch die Marken als auch beim Kauf durch die einzelnen Verbraucher:innen reduzieren. Letztere haben nämlich die Möglichkeit, Kleidung und Accessoires, die mit ihren Körpermaßen übereinstimmen, völlig neu auszuwählen und zu erwerben, ohne die Unannehmlichkeiten der Rücksendung. Natürlich ist die Konditionierung im Moment ein Muss, da die Unternehmen zumindest teilweise den Ansatz der Produktion überdenken müssen. „Die großen internationalen Konzerne stehen sicherlich an vorderster Front“, bemerkte Berlusconi. Schließlich haben viele Marken die Verpflichtungen zum Schutz des Planeten schwarz auf weiß, und dies ist eine Technologie, die dabei hilft, in diese Richtung zu gehen.

Auch wenn die Covid-19-Pandemie der Digitalisierung einen kräftigen Schub gegeben hat, sind nur wenige Modeunternehmen derzeit in der Lage, das Potenzial dieser Avatare voll auszuschöpfen, und es gibt viele Variablen, die die Entwicklung der so genannten „Avatar-Wirtschaft“ beeinflussen könnten, die in der Lage ist, Design und fortschrittliche Technologien zu kombinieren, um die Einzigartigkeit jedes Menschen hervorzuheben und ihm oder ihr eine perfekte Integration seiner selbst in das Universum der digitalen Dienste zu bieten.

Avatar fashion week, courtesy of Igoodi
Gate Igoodi
Avatar Igoodi, courtesy of FashionUnited
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