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Blogs in Business: Cover PR

Von Barbara Russ

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Mode |INTERVIEW

Blogger sind mittlerweile zu einem essenziellen Teil der Modeindustrie geworden. Das Bloggen hat sich zum Vollzeitjob gemausert, der eine Mischung von Content, Branding und Strategie erfordert. Modelabels haben den Einfluss der Modeblogger und ihren Wert für ihre Marken erkannt, und kooperieren mit ihnen. Wie genau sieht das tägliche Business der Blogger konkret aus? Fashionunited.de hat sie gefragt. In der siebten Folge: Anne Höweler von Cover PR, die die meisten der deutschen Blogger und Bloggerinnen mit ihrer Agentur für Influencer Marketing vertritt.

Hast Du die Agentur schon als Agentur für Influencer Relations gegründet oder habt Ihr Euch im Nachhinein darauf spezialisiert?

Ursprünglich habe ich die Agentur mit dem Ziel gegründet, das Thema Blogger Relations in Unternehmen voranzutreiben. So standen anfänglich eher Events und Konzeption im Vordergrund. Im Mai 2013 kam dann das Thema Influencer Management hinzu, welches mittlerweile den Hauptanteil unserer Arbeit darstellt.

Landsberg ist nicht gerade ein Fashion-Hot-Spot. Warum sitzt ihr gerade dort?

Das hat private Gründe. Wenn ich damals gewusst hätte, dass die Agentur sich so entwickelt und ich irgendwann Mitarbeiter einstellen kann, hätte ich wahrscheinlich mit einem Büro in München gestartet (vor zwei Jahren war ich noch alleine im Homeoffice). Aber mittlerweile wohnen auch die meisten Mitarbeiter hier in Landsberg und fühlen sich wohl. Wir sind natürlich viel unterwegs für Kundentermine, aber das Meiste wird sowieso telefonisch oder per Mail besprochen.

Was muss ein Blogger oder eine Bloggerin mitbringen, um bei Euch in die ‚Kartei‘ zu kommen?

Zunächst einmal möchten wir jeden Blogger, den wir bei uns in der Agentur aufnehmen, kennenlernen. Er muss zu uns passen, denn irgendwie sind wir doch so etwas wie eine (nicht mehr ganz so kleine) Familie. Ganz wichtig ist uns aber auch die Professionalität. Was man auf den ersten Blick sieht, ist die Bildsprache und die Qualität der Inhalte. Um zu sehen, wie jemand arbeitet, muss man aber auch bereits gemeinsame Projekte umgesetzt haben – erst dann entscheiden wir uns. Wir haben auch seit gut einem Jahr Aufnahmestopp in der Agentur. Wir machen zwar hier und da noch eine Aufnahme, aber dann müssen wir wirklich komplett überzeugt sein.

Welche Aufgaben übernehmt Ihr für die BloggerInnen?

Eigentlich das „Rundum-Sorglos-Paket“. Wir beantworten die Anfragen, fragen aber auch proaktiv bei Brands und Agenturen an, wenn die BloggerInnen eine eigene Idee realisieren wollen. Wir erarbeiten individuelle Konzepte für mehrere oder einzelne BloggerInnen und stehen ihnen natürlich mit Rat und Tat zur Verfügung. Das Feedback von Kunden zu bekommen ist oft sehr viel wert, und so können wir uns auch mit jedem einzelnen zusammensetzen und an der Strategie und an Ideen feilen.

Wie sieht Eure Beteiligung an ausgehandelten Deals aus?

Dazu möchte ich gar nicht allzu viel sagen. Was ich aber weiß ist, dass wir deutlich unter der Beteiligung von klassischen Vermarktern liegen und dass all unsere BloggerInnen mit dieser Beteiligung sehr zufrieden sind. Wir sind uns bewusst darüber, dass die BloggerInnen ihre Reichweite über Jahre hinweg durch Fleiß, Leidenschaft und Kreativität aufgebaut haben. Es braucht mehr als ein Smartphone und ein paar Klamotten um in diesem Bereich erfolgreich zu sein. Das muss auch bei den Preisen entsprechend berücksichtigt werden.

Wie seht Ihr die an Einfluss stark zunehmende Sparte der VloggerInnen?

Das Thema Bewegtbild wird immer wichtiger – auch auf den Blogs oder auf Instagram. Gerade in der jungen Zielgruppe genießen die VloggerInnen mittlerweile einen regelrechten Star-Status – und so sind diese natürlich auch für Marken mit junger Zielgruppe sehr relevant.

Neulich erschein ein Influencer Ranking der gfk; immer wieder gibt es (oft subjektive) Bloggerrankings. Habt ihr eine Matrix, mit der sich der Einfluss und somit der Wert eines Bloggers messen lässt? Könnt Ihr unsere Leser einweihen?

Diese Rankings sind meiner Meinung nach alle nicht aussagekräftig. Oftmals fehlen hier wichtige Zahlen und Fakten, Einblicke in die Analytics und die Zielgruppe. 
Der Wert eines Blogs setzt sich für uns immer zusammen aus einer Kombination aus Reichweite, Image und Qualität der Inhalte. Diesen muss man im Idealfall ganz individuell betrachten. Ein Ranking wird so immer unterschiedlich ausfallen, abhängig davon, ob dieses die Kriterien eines Kunden aus dem Luxus-oder mittleren Preissegment berücksichtigt, nur die monatlichen Seitenaufrufe bemessen werden oder die Summe der generierten Sales. Es gibt also eine Vielzahl an Kennziffern und zu analysierenden Werten. Daher sprechen wir mit unseren Kunden gerne schon vor Beginn einer Zusammenarbeit ab, was das Ziel einer geplanten Kampagne sein soll. Für den einen kann es das Erreichen einer neuen Zielgruppe sein, für den anderen mehr Follower auf den eigenen Social Media Kanälen und für wieder einen anderen möglichst viele Sales.

Mit welchem Budget muss ein interessierter Kunde planen, wenn er eine/n Eurer Influencer für sich gewinnen möchte?

Das lässt sich so pauschal gar nicht beantworten. Grundsätzlich schauen wir bei allen Anfragen erst einmal, ob das Produkt und die Marke zum Blogger passt. Wenn das der Fall ist, wird geklärt, was genau sich der interessierte Kunde vorstellt. Soll es eine einmalige Aktion sein, eine langfristige Zusammenarbeit oder soll der Blogger vielleicht sogar die Rolle eines Markenbotschafters übernehmen? Geht es vielleicht um eine Marke, die der Blogger liebt, seitdem er denken kann? Dann wird sich das auch auf den Preis auswirken. Für uns ist immer wichtig, dass Kunde und Blogger zusammenpassen. Wenn das der Fall ist, finden wir meist einen Weg die Zusammenarbeit in die Wege zu leiten.

Was sind Deine Anfragen-No-Gos?

Alle Anfragen bei denen man merkt, dass sich derjenige überhaupt nicht mit dem angefragten Blog auseinandergesetzt hat. Falsche Anrede oder Anfragen für Kooperationen mit alkoholischen Getränken, obwohl die Bloggerin gerade täglich ihren Babybauch zeigt.

Wie sieht das typischerweise aus, wenn ein Kunde an Euch mit einer Anfrage herantritt?

Ähnlich wie bei Anfragen an die Blogger erfragen wir hier zunächst das Ziel einer Aktion. Es ist erschreckend, wie viele Kunden sich hier zuvor noch gar keine Gedanken gemacht haben – oder diese Ziele zumindest gar nicht klar an die ausführenden Mitarbeiter kommuniziert haben. Abhängig vom Ziel – und natürlich auch vom Budget – gehen wir dann in den Kreativ-Prozess. Hierbei ist es uns immer wichtig, Gedankengänge zu erlauben, die zunächst einmal völlig unrealistisch erscheinen.

Haben die Kunden immer schon einen Wunschkandidaten im Kopf, wie viel Beratung von Eurer Seite ist noch gefragt/gewünscht?

Ganz oft möchten die Kunden hier unseren Rat, wer zum geplanten Projekt am besten passt, wer verfügbar ist etc. Aber natürlich gibt es auch sehr viele Kunden, die eine oder mehrere Wunschkandidaten im Kopf haben.

Gibt es noch viel Nachhilfepotenzial bei den Firmen in Sachen BloggerInnen und Blogger Relations?

Natürlich, Der Bereich ist immer noch sehr jung. Es gibt sehr viele Firmen, die das Thema Influencer Relations in den letzten Monaten für sich ausgeschlossen haben, nun aber doch merken, dass es ohne fast nicht mehr geht. Diese Firmen stehen natürlich noch ganz am Anfang, haben keinerlei Erfahrungen und oft auch seltsame Vorstellungen. Aber so bleibt es weiterhin spannend.


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