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Browns-Menswear-Buyer: „Die meisten unserer NextGen-Marken hatten trotz der Pandemie ihre bisher beste Saison”

Von Ole Spötter

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Mode |Interview

Foto: Joseph Brunner / Browns

Große Namen in der Modebranche gibt es einige, doch wer entdeckt diese eigentlich und hilft ihnen dabei auch kommerziell erfolgreich zu sein? Um das herauszufinden hat FashionUnited mit dem Menswear-Buyer Joseph Brunner gesprochen, der einen Fokus auf die NextGen und Active Brands beim britischen Luxuskaufhaus Browns hat.

Brunner erzählt, wie er neue Marken entdeckt und wie wichtig deren Zukunftsvision für ihn ist. Außerdem verrät er, wie sein eigener Stil seine Arbeit beeinflusst und was die Saison Frühjahr/Sommer 2022 mit sich bringt.

Sie sind Menswear-Buyer für die NextGen bei Browns, wie hat sich dieser Bereich in den letzten Saisons entwickelt?

Es gibt derzeit eine Vielzahl von Marken in der Modebranche und damit auch spannende, aufstrebende Designer. Schauen Sie sich nur die Absolventenshows an – Saison für Saison – wo Studenten eine Plattform haben, um Kollektionen mit einer solch rohen, ungefilterten Vision zu kreieren.

Das ist für Kunden und Einzelhändler gleichermaßen sehr attraktiv. In der letzten Saison hatten die meisten unserer NextGen-Marken trotz der Pandemie ihre bisher beste Saison, was die gestiegene Nachfrage nach einzigartigen Produkten weiter unterstreicht.

Worauf achten Sie bei einer Marke der nächsten Generation, damit sie bei Browns ins Sortiment aufgenommen wird?

Ich berücksichtige drei Dinge, wenn ich mir eine neue Marke ansehe: Erstens, ob der Browns-Kunde sie mögen wird, das heißt ob sie sich verkauft. Zweitens, ob die Marke zur Vision der Abteilung passt, und drittens, ob sie mir gefällt oder nicht.

Die Marke kann eines oder alle drei Kriterien erfüllen, und es gibt viele Marken, die wir derzeit nicht kaufen, die aber alle Kriterien erfüllen – also halten Sie die Augen offen, was wir in der nächsten Saison einführen werden.

Foto: Browns East

Eine starke Haltung als Designer zu haben, wird immer wichtiger für eine Marke. Ist das auch etwas, das Sie beobachten und wie beurteilen Sie das?

Eher eine starke Vision und das Verfolgen eines klaren Plans als eine starke Haltung. Ich frage oft, was ihr 1/3/5-Jahresplan ist, wenn ich mich mit den Designern treffe, da es wichtig ist, Ziele zu setzen, auch wenn sie nicht erreicht werden. Überraschenderweise denkt nicht jeder darüber nach, und da Designer kreativ sind, macht die Beschränkung auf ein bestimmtes Ziel in gewisser Weise den Sinn dessen zunichte, was sie erreichen wollen.

Es ist auch wichtig, dass sie gute Leute sind. Ich weiß, dass es ziemlich viele Designer mit Kultstatus gibt, die einen schlechten Ruf haben, aber die Eigenschaft, ein anständiger Mensch zu sein, ist ebenso ein Grund, sich für einen Designer zu entscheiden.

Spielen solche Überlegungen auch eine Rolle, wenn Sie Talente für die Initiative Browns Focus auswählen und wie entdecken Sie diese Designer?

Auf jeden Fall! Bevor wir mit den Designern sprechen, berücksichtigen wir eine Menge, nicht nur ihre bisherigen Kollektionen. Für Browns Focus war es besonders wichtig, dass die Designer und ihre Marke für etwas stehen und dass dies in ihren Kollektionen, ihrer Kommunikation und ihrer bisherigen Arbeit deutlich wird.

Fotos: Conner Ives X Browns Focus

Die Londoner Womenswear-Marke Conner Ives ist eines dieser Talente. Ives hat bereits während seines Studiums eine Kollektion für Browns entworfen. Wie wichtig ist es für Sie als Einkäufer, sich Absolventenshows anzusehen?

Es herrscht jetzt ein zusätzlicher Druck auf die Studenten. Sie stehen schon früh unter dem Mikroskop, da die Shows so gut dokumentiert sind. Es besteht die Gefahr, dass die Dinge zu schnell gehen, bevor man sein Handwerk verfeinert hat.

Jeder ist auf der Suche nach dem nächsten großen Ding, dem nächsten McQueen oder Galliano, aber es ist schwer, wenn alle Augen vom ersten Tag an auf einen gerichtet sind und wenn erst einmal eine Person von einem Designer gehört hat, ist die Wahrscheinlichkeit, dass die meisten Geschäfte ihn auch haben, ziemlich hoch. Die Absolventen sind die Zukunft unserer kreativen Industrien, also ist es wichtig, sich auf sie einzulassen und sich inspirieren zu lassen, denn die Shows sind genauso ein Ausdruck von Kunst wie von Mode.

Von Modenschauen bis hin zu Tiktok – was ist Ihre Lieblingsmethode, um neue Trends zu entdecken?

Für mich wäre das Instagram. Ich versuche, mein Handy nicht so oft zu benutzen, aber es gibt so viele Informationen auf der App, sodass sie heutzutage oft das erste Medium ist, um neue Dinge zu entdecken. Wenn man sie nicht benutzt, hat man das Gefühl, dass man wichtige Informationen über Neuigkeiten aus der Branche verpasst.

Bild: Lueder x Browns Focus

Welche Marke ist Ihre neueste Entdeckung?

Wir haben Marie Lueder und Tsau Store bei Browns Focus eingeführt. Zwei relativ unbekannte Designer, die ihr Handwerk noch entwickeln, aber viel Potenzial haben. Marie hat einen so einzigartigen Blick auf die Dinge, indem sie mentale Wärme und Technik in ihre Kleidung einbaut. Und Bevan, der Designer von Tsau, ist so vielseitig. Die Referenzen, die er für seine Kollektion nutzt, habe ich so noch nie gesehen. Namesake und Arnar Mar Jonson sind andere Marken, die wir kürzlich entdeckt haben und es ist Wert, sie im Auge zu behalten.

Welche Kollektionen haben Ihren persönlichen Stil in letzter Zeit inspiriert?

Gute Frage, ich bin ein großer Fan von Kiko Kostadinov. Ich liebe die Struktur, die in den Jacken und Hosen steckt, ganz anders als alles andere. Der generelle Look aus einer kurzen Jacke und einer weiten Hose ist meine Uniform. Also kaufe ich normalerweise jede Saison eine Version davon, wenn es etwas nach meinem Geschmack gibt.

Außerdem trifft Stefan Cookes bei geschlechtsneutralen Kollektionen genau ins Schwarze und sie werden immer besser. Zu guter Letzt fand ich die AW21-Kollektion von Namacheko unglaublich.

Wie würden Sie Ihren eigenen Stil beschreiben und inwiefern beeinflusst er Ihre Arbeit?

Ich würde sagen, mein Stil ist anders als der von anderen, nicht einzigartig, aber weniger kommerziell. Ich stehe auf weite Silhouetten unten und engere Passformen oben. Also weite Hosen mit Struktur – denken Sie nicht an unvorteilhafte Stiefelschnitte, sondern stattdessen an Paria Farzaneh, Marni, Jacquemus, Kiko Kostadinov, um nur einige zu nennen. Das gepaart mit eher taillierten Schnitten von Marken wie Prada, Stefan Cooke und Namacheko. Aber mit dem Älterwerden fühle ich mich auch zu den reiferen Stilen dieser Marken sowie zu Bode hingezogen.

Mein Geschmack hat normalerweise keinen Einfluss auf meine Arbeit, weil ich zu 95 Prozent der Zeit eine Auswahl für den Browns-Kunden zusammenstelle. Nur bei einer Handvoll Kollektionen kommt der eigene Stil ein bisschen mehr ins Spiel, da das Styling genauso wichtig ist wie der Verkauf.

Foto: Tsau x Browns Focus

Die Gen Z ist sehr selbstbewusst in ihrem Stil und zeigt ihn auch online. Wie sehen Sie Post-Corona-Trendprognosen – wie die Rückkehr der Roaring Twenties – in Bezug auf diese Generation?

Hype. Alles, was sie wollen, ist das, was Fußballer, Musiker, Influencer et cetera tragen. In gewisser Weise ist es großartig, dass diese Generation experimentiert und lebt Mode auf eine völlig neue Art und Weise, sie verstehen, dass es wichtig ist, von klein auf gut auszusehen. Aber durch die Influencer-Kultur und das Marketing fehlt es an individuellem Stil. Wenn man durch die Londoner Innenstadt läuft, sind alle gleich gekleidet, was das Influencer-Zeitalter, in dem wir leben, unterstreicht.

Können Sie schon einen kleinen Ausblick auf die Must-haves der Saison SS22 geben?

Da wir gerade erst mit der SS22 beginnen, ist es schwer zu sagen, da ich noch nicht viel von den jungen Designern gesehen habe. Bis jetzt habe ich eine kleine Liebesaffäre mit modischen Poloshirts, am liebsten etwas Gestricktes und ein bisschen ausgefallen. Wir haben in den letzten Saisons einige Marken gesehen, die großartige Styles auf den Tisch gebracht haben, wie zum Beispiel das Oversized-Kragen-Polo von Maison Margiela, das AW21-Perlen-Polo von Casablanca und das AW21-Jacquard-Polo von Namacheko.

Dieses Interview wurde in schriftlicher Form geführt.

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