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By Aylin König: „Wir haben von Anfang an den Fokus auf das Produkt gelegt“

Von Regina Henkel

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Mode|LABEL TO WATCH
Influencerin und Modedesignerin Aylin Freund. Bild: By Aylin König

Von der Influencerin zur erfolgreichen Mode-Designerin: Mit ihrem Modelabel By Aylin König hat Aylin Freund ihren persönlichen Modestil zu einer eigenen Kollektion weiterentwickelt. Dass ihr Modestil gefällt, wusste sie bereits über Social Media. Der Fokus liegt auf hochwertiger, nachhaltiger Mode mit klarer Linie und echtem Wohlfühlcharakter. Erst 2018 in Hamburg gegründet, gehören bereits Breuninger und die KaDeWe Group zu ihren Kunden. Im Interview erklärt Aylin Freund, wie sie das in der kurzen Zeit geschafft hat, welche Auswirkungen die Pandemie hatte und welche weiteren Schritte jetzt anstehen.

Frau Freund, wie hat alles angefangen? Wieso kamen Sie auf den Gedanken, dieses Label könnte eine sinnvolle Ergänzung für den Modemarkt sein?

Aylin König: Zum Zeitpunkt der Label-Gründung war ich als Influencerin aktiv. Mein Fokus war damals sehr stark auf Fashion ausgerichtet, und es kam in mir immer wieder die Idee eines eigenen Labels auf. Ich wollte meine eigenen Designs umsetzen, die mich und meinen Kleidungsstil widerspiegeln. Für mich waren von Anfang an klare Linien, hochwertige Materialien und ein möglichst nachhaltiger Ansatz sehr wichtig. Ob das Label zum damaligen Zeitpunkt eine sinnvolle Ergänzung zum Modemarkt war, kann ich in der Form gar nicht beantworten, aber die positive Resonanz auf meine Looks bei Instagram haben mich definitiv ermutigt, diesen Schritt zu wagen.

By Aylin König wurde 2018 gegründet. Wie haben sich das Label und die Kollektion seither weiterentwickelt?

In den ersten eineinhalb Jahren war es sehr schwierig für uns. Wir haben zwar von Anfang an sehr viel Zustimmung für unsere Produkte auf Kund:innenseite erhalten, waren jedoch in der Zusammenarbeit mit unseren Produzenten nie zu 100 Prozent überzeugt.

Ende 2019 haben wir uns professionelle Verstärkung ins Team geholt, da ich keine gelernte Designerin bin. Unser Teammitglied Nisa hat den Kontakt nach Italien hergestellt, wo wir seit nunmehr zwei Jahren unsere Kollektionen produzieren lassen. Im Büro sind wir mittlerweile ein fünfköpfiges Team, wir versuchen unsere Produktpalette stets zu erweitern und haben dabei einen hohen qualitativen aber auch nachhaltigen Anspruch an unsere Ware. Neben einem klassischen Online-Shop haben wir seit letztem Jahr auch eine stationäre Verkaufsfläche in der Hamburger Innenstadt am Alten Wall, auch bei Partnern wie der KaDeWe Group oder Breuninger ist ein Teil unserer Ware on- und offline erhältlich.

By Aylin König

Gemessen am „Alter“ von By Aylin König ist die Marke noch ein Start-up. Dennoch haben Sie es schon in die renommiertesten Handelshäuser geschafft. Was ist das Geheimnis Ihres Erfolgs?

Wir haben von Anfang an den Fokus auf das Produkt gelegt. Wir haben manchmal das Gefühl, dass sich andere Start-Ups zu sehr in den Themen ‘drumherum’ verlieren. Auch bei uns gibt es auf vielen Ebenen noch Potenziale und Verbesserungsmöglichkeiten, bei unseren Produkten haben wir jedoch seit der Gründung stets einen hohen Anspruch an Qualität, Nachhaltigkeit und vor allem Glaubwürdigkeit. Jeder im Team teilt die gleiche Leidenschaft, wir haben tolle Produzenten-Verhältnisse und sehr loyale Kund:innen.

Social Media ermöglicht es uns, die Kund:innen an dem gesamten Entstehungsprozess einer Kollektion teilhaben zu lassen, Einblicke in Design- und Einkaufsprozesse zu geben, Erfahrungen von Fittings zu teilen, Preview-Looks zu kreieren und diese zu teilen. All diese Faktoren führen dazu, dass über einen längeren Zeitraum ein Kund:innenverhältnis entsteht, das authentisch ist und ein ‘positives Gefühl’ auslöst.

Was ist Ihr Bestseller-Modell?

Während der laufenden Herbst-/Wintersaison haben sich vor allem unsere Strickpullover Granny und Mara sehr gut verkauft. Generell sind wir aber auch mit der Resonanz auf unsere ersten Wollmäntel und Lederprodukte sehr glücklich.

Wer ist sind Ihre Hauptkund:innen, wer kauft By Aylin König?

Unsere Kund:innenspanne lässt sich recht weit fassen, grundsätzlich haben wir schon sehr modeinteressierte Käufer:innen, die ihre Looks auch gerne mit uns über Social Media teilen. Auch die Altersspanne und demografische Verteilung ist sehr weitreichend, grundsätzlich lässt sich aber festhalten, dass sich unsere Zielgruppe gerne mit Mode, aber auch digitalen Medien beschäftigt und Spaß am on- und offline Shopping hat.

Ihre Kollektion spricht mit ihren weiten Passformen auch Männer an. Soll diese Zielgruppe weiter ausgebaut werden oder geht es eher um genderless Fashion?

Wir freuen uns sehr über das positive männliche Feedback. Bislang haben wir ganz bewusst versucht, unisex Produkte zu entwickeln und in der Außenkommunikation auch Männer aktiv anzusprechen. Die positive Resonanz hat uns nun dazu bewogen, dieses Segment stärker in den Fokus zu nehmen. Genauere Details hierzu möchten wir aber noch nicht verraten.

By Aylin König

Die Pandemie hat die Nachfrage nach Wohlfühlkleidung und Homewear stark erhöht. Hat sich das bei Ihnen bemerkbar gemacht?

In gewisser Weise kam uns die Homeoffice-Situation zugute. Wir haben von Anfang an sehr stark auf hochwertige, aber zeitgleich auch alltagstaugliche Kleidung gesetzt. Gerade durch den Schwerpunkt im Strickbereich eignen sich viele Teile sowohl für den Homeoffice-Alltag aber auch für den Lunch mit dem Kollegen und der Kollegin oder dem Spieleabend mit Freunden. Wir haben bewusst Sets entwickelt, die untereinander kombinierbar sind und zu unterschiedlichen Anlässen stilvoll getragen werden können.

Wie viele Kollektionen haben Sie pro Jahr, wie groß ist etwa eine Kollektion?

In den beiden Jahren der Pandemie haben wir zwei große Kollektionen gehabt, jeweils Frühjahr/Sommer und Herbst/Winter. Durch den weiterhin vorherrschenden Rohstoffmangel haben wir auch während einer Saison einzelne Farben oder ganze Produkte erst später im jeweiligen Kollektionssortiment aufnehmen können. Diese Situation hat es uns jedoch ermöglicht den Kund:innen regelmäßig neue Styles und Kombinationsmöglichkeiten ins Gedächtnis zu rufen und quasi ‘im Gespräch zu bleiben’.

Bei der letzten Herbst-/Winterkollektion haben wir zum ersten Mal Jacken und Mäntel dabei gehabt, wir haben alte Bestseller weiterentwickelt und sogar die ersten Lederprodukte in die Kollektion einfließen lassen. Zum Ende der Saison sind wir auf knapp 40 Produkte für FW21/22 gekommen - wenn alle Farben und Größen gemeint sind, waren es weit über 200 einzelne Variationen. Auch im Sommer planen wir die Hinzunahme neuer Produktsegmente, wodurch die Entwicklung und der Designprozess sehr dynamisch und spannend sind.

Welche Neuheiten zeigen Sie in der nächsten Kollektion?

Die Produkte im Rahmen der neuen Frühjahrs- und Sommerkollektion werden weiblicher und figurbetonter. Es werden auch wieder hochwertige Kleider für festliche Anlässe dabei sein, genauso wie sommerliche Strick- und Lederprodukte.

By Aylin König

Wie sieht Ihre Vertriebsstrategie aus. Welchen Stellenwert hat der stationäre Handel im Vergleich zum E-Commerce?

Auch wenn der stationäre Einzelhandel im Modebereich letztes Jahr stark unter der Pandemie gelitten hat und sich viele Städte im Wandel befinden, glauben wir persönlich sehr stark an diesen Vertriebskanal. Wir sind mittlerweile seit sieben Monaten in der Hamburger Innenstadt mit einem eigenen Geschäft vertreten und haben für die Zukunft große Umbau- und Erweiterungspläne. Der persönliche Kontakt mit unseren Kund:innen und ein positives Einkaufserlebnis sind in unserer Strategie fest verankert. Als junges Label ist uns das Kund:innenfeedback besonders wichtig, und dieser wertvolle Austausch lässt sich im E-Commerce nicht in derselben Art und Weise abbilden, wie das persönliche Gespräch auf der stationären Verkaufsfläche.

Für uns spielt im stationären Handel vor allem das Einkaufserlebnis eine große Rolle. Wir legen großen Wert auf ein schönes Ambiente und einen Ort des Wohlfühlens. Die letzten Monate haben gezeigt, wie verunsichert die Menschen sind, sich in die Städte zu begeben und damit zwangsläufig einem gewissen Ansteckungsrisiko ausgesetzt zu sein. Unter Einhaltung der geltenden Hygieneregeln möchten wir die Kund:innen abholen und mitnehmen durch unser mittlerweile recht umfassendes Sortiment. Viele Kund:innen kennen uns bereits über digitale Medien und können sich vor Ort einfach ein besseres Bild über Faktoren, wie Materialbeschaffenheit, Größe, Farbe etc. machen. Wir erhalten sehr viel Zuspruch und positives Feedback, was letztlich die schönste Bestätigung für den Schritt in den stationären Einzelhandel ist.

Mit welcher Art von Einzelhändlern würden Sie gerne zusammenarbeiten?

Aktuell sind wir mit unserem Partner-Portfolio sehr glücklich. Wir arbeiten bereits seit längerem mit der KaDeWe Group und Breuninger sowohl on- als auch offline zusammen. Ein Teil unserer Ware wird in einem Brautmodengeschäft angeboten, mit The Frankie Shop in Paris sind wir auch das erste Mal international in Erscheinung getreten. Für uns hat die Internationalisierung schon einen gewissen Reiz, sowohl online aber auch in Modemetropolen, wie Paris, New York und London vertreten zu sein, wäre ein großer Traum des gesamten Teams.

Kontakt für B2B-Anfragen: tobias(at)aylinkoenig.com

Aylin Freund
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