Christopher Raeburn X Timberland: Nachhaltiger Konsum
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Christopher Raeburn ist ein außergewöhnlicher Designer. Das rührt vor allem daher, dass der britische Designer sein Schaffen auf eine Philosophie bettet, die auf drei Grundpfeilern steht: Remade, Reduced, Recycled heißen diese. Bereits seit Gründung des Labels setzt er auf Materialien, die andernorts ausrangiert wurden. Insbesondere militärische Abfallmaterialien kommen bei ihm zum Einsatz, zum Beispiel alte Feldjacken oder Fallschirme. Weil seine Ästhetik und Philosophie einen solcherart klaren Utility-Look trägt, und zugleich einen spannenden Nachhaltigkeitsansatz bietet, ist er auch für Kollaborationen sehr gefragt. Zuletzt arbeitete er mit Timberland zusammen und entwarf mit dem amerikanischen Unternehmen, das vor allem für Stiefel bekannt ist, eine gemeinsame Kollektion. Diese umfasst 17 Teile in der Hauptkollektion und 11 Limited Edition Styles, darunter Short und Long Sleeve T-Shirts, Crewneck Sweatshirts, Hoodies, Joggers und Cargo Pants sowie verschiedene Outerwear Styles. Die Kollektion wird in militärisch inspirierten Farben sowie Camouflage-Grafiken mit modernen Farben wie Ocean Blue, Black und Molten Lava Red angeboten und soll ab Ende Oktober in den Handel kommen.
Am Stand auf der Bread && Butter by Zalando, wo der Brite seine Kollektion für Timberland vorstellt, dürfen die Besucher selbst tätig werden. FashionUnited traf ihn während eines Taschen-Näh-Workshops, in dem er Besuchern selbst an der Nähmaschine das Handwerk erklärte. Nebenan konnten T-Shirts gestaltet und Sukkulenten-Terrarien bepflanzt werden. Wir setzen uns gemeinsam in den eigens ausgelegten Rollrasen und sprechen über die Zusammenarbeit, Nachhaltigkeit und die neuen Genereationen von Konsumenten.
Bist du zufrieden mit der Umsetzung des Standkonzepts und der Workshops?
Christopher Raeburn: Ja! Ich finde es sehr schön, zu sehen, wie das Arbeiten mit den Händen die Leute beruhigt. Sie nehmen sich Zeit für diese Dinge - etwas, was sie vielleicht sonst nicht oft tun. Ich wollte, dass die Leute auch etwas mitnehmen können.
Wie war die Zusammenarbeit mit Timberland?
Timberland gefiel meine Herangehensweise und meine an Designphilosophie. Sie haben mir in der Gestaltung sehr viel Freiheit gelassen und wollten sehen, was ich aus meiner Welt zu Timberland bringen kann.
Wie bist du das Projekt angegangen?
Ich habe erst einmal ins Archiv geschaut und Original Timberland Produkte aus den 80ern, 90ern und 2000ern herangezogen, sie dekonstruiert und in neue Stücke verarbeitet. Die Stücke, die man hier sieht, sind also alle entweder Remade, Recycled oder Reduced - sie liegen also genau in meiner Philosophie.
Was ist gerade am faszinierendsten am Recycling-Thema für dich?
Ich finde es am spannendsten, dass wir nicht mehr weit davon entfernt sind, den Kreislauf zu schließen. Das finde ich sehr aufregend. Auch das Interesse, gerade von der neuen Generation, ist viel größer an diesen Themen. Wir stellen viel mehr fragen, wo unsere Kleidung herkommt und wo sie hingeht, wenn wir sie nicht mehr tragen. Mein Unternehmen ist relativ klein, gerade deshalb finde ich die Zusammenarbeit mit einem so großen Unternehmen wie Timberland sehr spannend. Ich hoffe, dass wir gemeinsam Lösungen für dieses massive Problem finden können. Wir Menschen produzieren jeden Tag Milliarden Dinge. So kann es nicht weiter gehen.
Was sind die größten Herausforderungen wenn es um das Recycling von Bekleidung geht?
Dass Mischgewebe, Polymere, nicht getrennt werden können. Deshalb konzentriere ich mich in meinen Designs darauf, reine Materialien zu benutzen. Zum Beispiel mache ich Stücke aus recyceltem PET, die dann wieder recycelt werden können. Polycotton, auch wenn es super Eigenschaften hat, ist auch so ein Problem, die Polymere können nicht mehr getrennt werden. Deshalb achten wir darauf, dass zum Beispiel in unseren Jerseys nur aus organischer Baumwolle bestehen. Wir versuchen, Mischungen zu vermeiden.
Wie passt nachhaltiger Konsum zu einem Konsumfestival wie diesem hier?
Ich denke, man kann Events wie das hier nutzen, um Menschen zu informieren. Es sollte nicht darum gehen, den Menschen etwas zu predigen. Aber wenn man ein cooles Design macht und es auch noch nachhaltig ist, dann gibt es keinen Grund, das nicht zu wollen. Ich glaube, wenn wir den Menschen klar machen, warum nachhaltig oder verantwortungsvoll produzierte Teile einen höheren Preispunkt haben als andere, dann werden sie das verstehen. Das geht auf solchen Events sehr gut.
Sich für jemanden zu entscheiden, der konzeptuell und nachhaltig arbeitet, ist ein Statement. Warum denkst du, hat sich Timberland entschieden seine Kollaboration mit Christopher Raeburn machen zu wollen?
Dieser Stand illustriert das ganz gut. Er ist so anders als die neonbeleuchteten, lauten Stände nebenan. Ich glaube, die Kids und Besucher, die hier sind, wissen das zu schätzen. Timberland hat einen Umsatz von 1,8 Milliarden Dollar jährlich. wenn man mit so einer Company zusammenarbeiten und einen Unterschied von globalem Ausmaß machen kann, dann ist das schon wirklich etwas wert und ich denke, es kann helfen.
Wie geht es bei Christopher Raeburn weiter?
Wir haben viele Pläne für das kommende Jahr. Unser Studioraum in London, der Remake Space, steht der Öffentlichkeit offen. Wir sehen es als Labor und halten Workshops und Events ab. Wir begehen außerdem unser zehnjähriges Jubiläum, was schon ein bisschen verrückt ist. Ich bin 36 Jahre alt. Aber ich sehe das eigentlich erst als den Anfang.
Bilder: Timberland