• Home
  • Nachrichten
  • Mode
  • Copenhagen Fashion Summit: Noch viel vor

Copenhagen Fashion Summit: Noch viel vor

Von Barbara Russ

Wird geladen...

Scroll down to read more

Mode

Ein Treffen der Modebranchenschwergewichte mit Vertretern der Politik und Forschung fand am gestrigen Donnerstag in Kopenhagen statt. Unter dem Leitmotiv der Nachhaltigkeit sprachen unter anderem Vanessa Friedman, Renzo Rosso, Livia Firth und Rick Ridgeway über die Zukunft der Modeindustrie. Durch den Tag führten Hosts Derek Blasberg und Amber Valetta.

Die Eröffnungsrede hielt niemand geringeres als Kronprinzessin Marie von Dänemark, die darauf aufmerksam machte, das 75 Prozent der 75 Millionen Angestellten in der textilen Fertigung Frauen seien. Dementsprechend, so die königliche Hoheit, müsse jeder Wandel mit Geschlechtergleichheit beginnen. Zu ihrem Vortrag trug sie ein Kleid aus der H&M Conscious Kollektion.

Hochkarätige Gäste aus Industrie und Mode im Gespräch

Neben den Vertretern der Modeindustrie konnten auch Repräsentanten der Politik für das Symposium gewonnen werden: unter anderem nahmen Christian Jensen, der dänische Außenminister, Juan Orlando Hernández, Präsident von Honduras, Marjeta Jager, Deputy Director General, DG DEVCO, Europäische Kommission, Marian Schippers, Deputy Director International Trade Policy and Economic Governance, Außenministerium der Niederlande, Troels Lund Paulsen, dänischer Minister für Business und Wachstum sowie Elzbieta Bienkowska, Kommissarin für den Binnenmarkt, Industrie und Unternehmertum sowie kleine und mittlere Unternehmen, an der Konferenz teil.

Der Frage 'Will Technology Save Fashion?' gingen Cyrill Gutsch, Gründer von Parley For The Oceans, Shubhankar Ray, Global Brand Director bei G-Star, James Carnes, Vice President Of Strategy Creation, Adidas, Lewis Perkins, Präsident, Cradle To Cradle Products Innovation Institute, Miroslava Duma, Gründerin Buro 24/7 und als Moderator Michael Schragger, Executive Director, Sustainable Fashion Academy, nach. Bei der Paneldiskussion 'Fashion and Politics' trafen Marjeta Jager, Marjan Schippers, Jason Kibbey, CEO, Sustainable Apparel Coalition, Vivek Batra, CEO, Hessnatur und François Zimeray, Botschafter von Frankreich in Dänemark, aufeinander. Lars Fogh Mortensen, zuständig für internationale Zusammenrbeit bei der europäischen Umweltagentur, moderierte das Gespräch.

Lösungsansätze: Sex Sells und Transparenz hilft

Vanessa Friedman, Modedirektorin und leitende Modekritikerin bei der New York Times beendete ihre Ansprache mit der Aufforderung, das Wort ‚Nachhaltigkeit' mit etwas sexierem zu ersetzen. Der CSR-Report jeder großen Brand könne 50 Seiten lang sein und sei so wirksam wie eine Schlaftablette. Es gäbe aber Möglichkeiten, die 'Story' interessant zu machen. Als gelungenes Beispiel nannte sie den Film 'The Big Short‘, in dem Regisseur Adam McKay schwierige Sachverhalte der Finanzkrise für das Publikum zugänglich und unterhaltsam erklärt. Eine ähnliche Herangehensweise könne auch auf nachhaltige Mode angewandt werden. „Amber Valetta in einem Schaumbad, über die die Gefahren von Hexavalentem Chrom? Ich glaube, die Leute würden das sehen wollen.“

Linda Greer, Wissenschaftlerin beim Natural Resources Defense Council, brachte eine weitere Wahrheit auf den Punkt. Im Rahmen der Panel-Debatte „the Future Of Fashion“, an der außerdem Marco Lucietti, Global Marketing Director, Sanko/isko, Carlo Capasa, Chairman, Camera Nazionale Della Moda Italiana, Caroline Rush, CEO, British Fashion Council, Steven Kolb, CEO, Council Of Fashion Designers Of America (CFDA) und Nader Mousavizadeh, Co-founder And Partner, Macro Advisory Partners teilnahmen, sagte sie: „Nicht Regierungen oder NGOs werden den Wandel bringen, sondern eine radikale, vom Konsumenten geforderte Transparenz aller Prozesse und Lieferketten.“

Kritische Stimmen

Doch gab es nicht nur positive Stimmen zur Konferenz. So kritisierte Nicole Rycroft von Canopyplanet via Twitter beispielsweise die Teilnahme von Präsident Hernández. „Ask him to stop his military killing community activists like #BertaCaceres“, tweetete sie. 2014 allein waren in Honduras 14 Umweltaktivisten ums Leben gekommen. Dies macht das Land laut Global Witness zum gefährlichsten Land für Umweltaktivisten bezogen auf seine Größe. Honduras lauchte kürzlich ein 3,4 Milliarden Dollar schweres Projekt, welches das Land zum größten Textilexporteur der Region machen solle. Ein Teil der Investition soll auch in nachhaltigere Produktionsweisen fließen. Rednerin Livia Firth fand ebenfalls harte Worte. Die Gründerin von Eco Age Ldt. und Ehefrau von Collin Firth tweetete: „Just heard @hm speech @CphFashSummit #CopenhagenFashionSummit & don't know whether to laugh like crazy or throw up“.

Tanzen für den guten Zweck

Eva Kruse, CEO des Danish Fashion Institute fand zum Abschluss der Konferenz die folgenden, eindrucksvollen und Mut machenden Worte. Die Modebranche sei von allen die wichtigste, sagte sie, an Vanessa Friedmans Aufruf anknüpfend, weil sie, im Gegensatz beispielsweise zur Energiebranche, die Macht habe, den Menschen aufzuzeigen, was ihr Leben besser mache und dies gleichzeitig als Lifestyle zu etablieren. „Landwirtschaft ist auch eine große Industrie. Aber wer will deren Vertretern zuhören? Es muss sexy sein.“ Bei Mode, so Kruse, wollten die Menschen zuhören. Deshalb müsse dieses Kommunikationswerkzeug stärker genutzt werden, um einen verantwortungsbewussten Umgang mit Ressourcen zu propagieren. „Wir als Industrie können einen Unterschied machen. Und ich denke wir haben sogar eine Verantwortung dazu, es zu tun“, schloss sie. Zu guter Letzt wurde gemeinsam für einen guten Zweck getanzt: Leslie Johnston von der C&A Foundation, spendete insgesamt 25.000 Euro in den 'Freedom Fund', der sich für den weltweiten Kampf gegen Sklaverei einsetzt.

Fotos: Copenhagen Fashion Summit


Copenhagen Fashion Summit 2016