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Cruellas Comeback und nächtliche Offenbarungen: FW24-Streetstyles aus Berlin

Von Heide Halama

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Mode
FW24-Streetstyles aus Berlin. Bild: Jeremy Moeller für BFW

Auch in diesem Jahr wartete die Berlin Fashion Week mit einem breiten Programm an verschiedenen Standorten auf und lenkte die Aufmerksamkeit der Modebegeisterten auf Deutschlands Hauptstadt. Hier mischt sich Geschichte mit einer umfassenden multikulturellen Szene kreativer Köpfe, die durch Offenheit und Inklusion beweisen, dass Berlin längst nicht mehr verstaubt auftritt. Zur FW24-Saison zeigten auch die Gäste der modischen Veranstaltungen anhand von düsteren Denim-Looks, pompösen Ledervariationen und viel Transparenz, dass in dieser Stadt alles möglich ist.

Cruella-Charakter

Dass Fellwesten und Pelzmäntel in dieser Saison hoch im Kurs stehen, bewiesen bereits Streetstyles aus Mailand, Paris und Kopenhagen. In Berlin griffen Besucher:innen der Laufstegshows zu den flauschig anmutenden Teilen in kontrastierenden Schwarz-Weiß-Farbgebungen und weckten damit starke Assoziationen mit der fiktiven Disney-Bösewichtin und Pelzbegeisterten Cruella de Vil. Dalmatiner aufgepasst – die üppigen Mäntel zogen viele Blicke auf sich.

Bild: Jeremy Moeller für BFW

Um die extravagante Oberbekleidung zur Geltung kommen zu lassen, wurde der darunter getragenen Kleidung eine zurückhaltende Rolle zugewiesen. Schwarze, gerade geschnittene Lederhosen und dunkle Schuhe ließen dem pelzigen Hauptdarsteller mehr Spielraum. Als Accessoires griff man anhand von Minitaschen, darunter das Barbie-Pink, auf kräftige Farbakzente zurück oder führte das Schwarz-Weiß-Thema mit cremefarbenen Henkel- oder Crossbody-Taschen fort. Um den zotteligen Look zu intensivieren, wurden Fellmützen im angesagten Burgunderton dazu kombiniert, das Augen-Make-up wurde dementsprechend abgestimmt.

Lust auf Leder

Als beliebtes Material ist Leder von den Laufstegen nicht mehr wegzudenken und vor allem in der Popkultur der letzten 60 Jahre tief verankert, ob Ganzkörper-Outfits des ‘King of Rock’ Elvis Presley, oder die 2000er-Looks der US-amerikanischen Schauspielerinnen Reese Witherspoon und Winona Ryder. Insbesondere in Berlin mit seiner omnipräsenten Kreativ- und Kulturszene ist das robuste Material ein viel vertretenes Fashion-Statement.

Bild: (v.l.n.r.) Ben Mönks, Jeremy Moeller, Joshua Sammer, Jeremy Moeller für BFW

Leder war in verschiedenen Variationen und zu diversen Tragezwecken vertreten: Als Baskenmütze wurde es in Kombination mit einem ledernen Bustier getragen, ein schwerer Wollblazer rundete das Outfit ab. Mit Fransen kam es bei einer Bikerjacke zum Einsatz, ein ausladender Oversize-Mantel fungierte als It-Piece. Zu Plattformstiefeletten und Sonnenbrille trug man ein veloursledernes Set aus kurzärmeligem Hemd und Jogginghose. Immer öfter wurde auf synthetische Varianten zurückgegriffen, die eine täuschend echte Alternative zu Glatt- und Rauleder bieten. Vintage-Modelle schonen zudem die Ressourcen und bestechen durch einen lässigen Used-Look.

Team Oranje

Wohl weniger eine Hommage an Deutschlands Nachbarland, die Niederlande sowie deren Königshaus und Fußballmannschaft, ist die stark vertretene Palette von Orangetönen. Hierbei handelt es sich vielmehr um einen Vorboten der von Pantone zur ‘Farbe des Jahres 2024’ gekürten ‘Peach Fuzz’. Satte Varianten, die im winterlich grauen Berlin für Kontraste unter den Streetstyles sorgen, bereiteten dem samtigen Pfirsichton den Weg in die Sommersaison.

Bild: Jeremy Moeller für BFW

Die Gäste der Modenschauen und Events griffen zahlreich zu Mänteln in der Signalfarbe, die sie mit komplett in Schwarz gehaltenen Kleidungsstücken paarten. Goldfarbene Gliederketten, schwarze Taschen und Kappen rundeten die Outfits ab. Der US-amerikanische Sportartikelanbieter Nike sorgte mit seinen ‘Shox R4’-Mules, die in Kollaboration mit der britisch-jamaikanischen Designerin Martine Rose entstanden, für einen orangefarbenen Farbklecks an den Füßen. Dazu wurde eine Hose aus dunklem Denim gewählt. Anhand eines plüschigen Teils fand sich der Ton auch als Schultertasche wieder, die zu einer Teddyjacke getragen wurde.

Dark Denim

Eine Affinität der Modebegeisterten zu dunkleren Looks war auch bei dieser Ausgabe der Berlin Fashion Week deutlich zu spüren – keine Frage, dass auch Denimstoffe in dunkelblauen bis nahezu schwarzen Waschungen gewählt wurden. Durch eine hellere Kette in Beige oder Weiß sprangen die charakteristischen Ziernähte der Jeansteile dennoch ins Auge.

Bild: Jeremy Moeller, (2.v.l.): Caroline Kynast für BFW

Die Farbkombinationen blieben jedoch klassisch. Das altbewährte weiße Tanktop bot eine beliebte Ergänzung zu Denimhosen. Ein dunkler Blazer wurde mit rotem Halstuch und Kordelgürtel kombiniert, zu einer Cropped-Jeansjacke fanden sich eine beigefarbene Hose und Boots aus Schlangenleder im Cognac-Ton. Ein politisches Statement wurde mit einer roten Kufiya, dem Palästinensertuch, gesetzt, das über einem blauen Lagenlook, bestehend aus Jeansjacke, -rock und -hose getragen wurde.

(In-)Formell

Zeitknappheit kann von Vorteil für modische Looks sein. Einige Besucher:innen wirkten, als wären sie direkt aus dem Büro oder der Schule zu den Veranstaltungen geeilt und hätten ihrem Outfit mit wenigen auffrischenden Handgriffen das gewisse Etwas verliehen.

Bild: Jeremy Moeller, (3.v.l.): Caroline Kynast für BFW

So wurde die weiße Office-Bluse aufgeknöpft und über dem Bauch lässig gebunden. Ein Pelzmantel im Leopardenmuster über der schwarzen Anzughose, einem hellblauen Hemd und gestreifter Krawatte schien eine Brücke zwischen den US-amerikanischen Serienklassikern ‘Die Sopranos’ und ‘The Office’ zu schlagen. Verkürzte Chinos im roten Nadelstreif und übergroße Shopper verliehen den Träger:innen einer vermeintlichen Schuluniform Individualität. Dekonstruierte Bürohemden aus Popeline erlangten als Überwurf eine neue Bedeutung und wurden zum schwarzen Schlips und einer Seemannsmütze kombiniert.

Nächtliche Offenbarungen

Berghain lässt grüßen: Die in Berlin tief verankerte Clubkultur hat einen wesentlichen Einfluss auf den Modestil der Stadt. Durchtanzte Nächte verlangen luftige Outfits, die die Haut atmen lassen. Mesh, Spitze und Netzstoffe, die zudem noch Blicke auf die darunter verborgene Haut freigeben, sind ein beliebter Partybegleiter.

Bild: (links): Caroline Kynast, Jeremy Moeller für BFW

Die Berliner:innen setzten somit auf Looks, mit denen nach dem Besuch einer Laufstegpräsentation die nächste Disco anvisiert werden konnte. Ein langes, transparentes Spitzenkleid wurde mit einem durchscheinenden schwarzen Höschen kombiniert, darüber schützte ein Wollmantel vor der Kälte. Zu einer roten Lederhose mit Flammendetails wurde ein Meshtop getragen, das so manches Tattoo offenbarte. Bei diesem Trend schien außerdem das Tragen eines BHs trotz Transparenz nicht verpflichtend.

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