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Daily Paper x Van Gogh: Eine Kollaboration, die über pittoreske Streetwear hinausgeht

Von Weixin Zha

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Mode |INTERVIEW

Als das Amsterdamer Modelabel Daily Paper Mitte Februar ihre erste Kollaboration mit dem Vincent van Gogh Museum präsentierte, verschmolz in der Begegnung der beiden niederländischen Kultmarken nicht nur Streetwear mit post-impressionistischer Kunst. Die Zusammenarbeit unterstrich auch die Kraft der Mode, Identität zu stiften und Menschen miteinander zu verbinden.

Das Van Gogh Museum in Amsterdam, in dem die Launch-Party der Kollaboration am Freitag stattfand, will sein Publikum durch die Partnerschaft mit Daily Paper erweitern. Die niederländische Streetwear-Marke baut ihren Erfolg darauf auf, dass sie es schafft ihren Kunden mit ihrer Kleidung eine Stimme zu verleihen, es sind oft junge Menschen, die sich ungehört und unverstanden fühlten. Das Label begann 2008 als Blog, der von den Kindheitsfreunden Hussein Suleiman, Abderrahmane Trabsini und Jefferson Osei gegründet wurde, bevor das Trio begann, T-Shirts zu bedrucken. In der Vergangenheit konzentrierte sich das Label in seinen Kollektionen auf die afrikanische Kultur, ließ sich von Kapstadt oider den Stämmen Kongos inspirieren. Mit der Van Gogh-Kollektion, wendet sich die Marke nun ihrem niederländischen Erbe zu.

So wie sich die Kollektion darum bemüht hat, die Werke Van Goghs in die Gegenwart und ihre eigenen Kleidungsstücke zu übersetzen, strömten am Freitag Hunderte der “Freunde und Familie” Daily Papers, Kreative wie treue Kunden, ins Van Gogh-Museum. Ihre Streetwear und Lebendigkeit unterschied die Menge zweifellos vom Durchschnittsbesucher, der sonst die vielen Stockwerken des Museums bevölkert.

Zwischen dem Shoppen der Kollektion und dem Nippen an Getränken nahmen sich viele Besucher Zeit, die "echten" Werke von Van Gogh zu betrachten, die in der Kollektion verwendet wurden. Diese Gemälde wurden auf dem gleichen Stockwerk wie der Pop-up Store präsentiert. Der Plan des Museums, ein neues und junges Publikum zu erreichen, scheint zu funktionieren. "Wir haben festgestellt, dass junge Erwachsene eine aktive kulturelle Beteiligung mögen", sagte Martin Van Engel, Programm-Manager von 'Van Gogh Connects', bei der Einführung am Freitag.

In der Kooperation mit dem Van Gogh Museum hat Daily Paper einige von Van Goghs strahlenden und farbintensiven Gemälden wie "Schwertlilien" unverkennbar als All-Over-Prints auf seinen Cargo-Jacken und -Hosen aufgenommen, die auch sonst ein Hauptbestandteil der Kollektion bilden. Es ist auch das erste Mal, dass die Marke Denim bei einer Kollaboration verwendet und neue Techniken ausprobiert hat, wie beispielsweise Jeans mit Zeichnungen von Van Gogh mithilfe von Lasertechnologie bedruckt.

Einige Kleidungsstücke schlagen kritische Töne an, sie zeigen weniger bekannte Werke wie das Gemälde "Garden of Asylum", das Van Gogh während seiner Zeit als Patient in einer Anstalt malte. Unter dem Bild auf dem T-Shirt steht auch ein Zitat von Van Gogh, der Zeit seines Lebens für Anerkennung als Künstler kämpfte: "Erfolg ist manchmal das Ergebnis einer ganzen Reihe von Misserfolgen". Ein weiteres weißes T-Shirt erklärt: "Lieber sterbe ich aus Leidenschaft als aus Langeweile".

Einige dieser Zitate, die auf der Kleidung der Marke abgedruckt sind, scheinen Lebensgefühl und Geschichte der Marke widerzuspiegeln. Seit ihrer Gründung als Blog ist Daily Paper zu einem Modelabel mit rund 60 Mitarbeitern herangewachsen, das von Star-Rappern und Streetwear-Fans gleichermaßen getragen wird und im März in New York seinen ersten Laden außerhalb des Heimatmarkts Niederlande eröffnen wird. Das Erzählen von Geschichten ist seit der Gründung eine Stärke von Daily Paper geblieben. In einem Interview beschreibt Mitbegründer Abderrahmane Trabsini, wie ihre Zusammenarbeit die Parallelen in den Geschichten der beiden niederländischen Schöpfer auslotet.

Van Goghs Werk ist im Laufe der Zeit berühmt geworden und hat einen immens hohen Wiedererkennungsfaktor. Fühltet ihr euch beim Entwerfen der Kollektion unter Druck gesetzt, nicht in Klischees zu verfallen und für einen so ikonischen niederländischen Maler mehr als nur 'Merchandise' zu entwerfen?

Nein, überhaupt nicht. Wenn ich etwas machen will, vor allem eine Kollaboration, dann will ich sie zu etwas Besonderem machen, ein Gefühl von einem einzigartigen Kleidungsstück außerhalb der normalen Kollektion vermitteln. Als Beispiel: Wir haben das Cargo-Set immer in Grundfarben verfügbar, jetzt mit der Zusammenarbeit haben wir Van Goghs Gemälde draufgedruckt. Darum mache ich gerne Kollaborationen - du willst deine Standardsilhouetten zu etwas Besonderem machen.

Und das habt ihr auch versucht bei der Auswahl der Werke von Van Gogh für die Kollektion zu erreichen?

Wir wollen mit den Klischees spielen und Kunstwerke auswählen, die nicht so bekannt sind, wie das Skelett mit der Zigarette. Viele Leute wussten nicht, dass Van Gogh das gemacht hat.

Der heute vorgestellte kurze Dokumentarfilm gab einen ersten Einblick dazu, wie ihr in der Kollektion mit der Lebensgeschichte Van Goghs gearbeitet habt. Warum ist diese so faszinierend für euch?

Als wir dieses Projekt verwirklichten, erfuhren wir mehr über Van Gogh als Person, was ein Segen war, da er ähnlich herangewachsen ist – er folgte seinen Leidenschaften, arbeitete hart und nahm Dinge selbst in die Hand. Er hatte keinen Mentor, er hatte nicht die finanziellen Mittel. Seine Bilder sind zweiseitig, weil er nicht jedes Mal das Geld hatte eine neue Leinwand zu kaufen.

Ich möchte immer wissen: "Wie hat es angefangen, wie ist es hierher gekommen? Ebenso wie ich hier sitze, ist es nicht über Nacht gekommen. Es geht um den Weg, nicht um das Endziel. Wenn ich mein Endziel mit meiner Marke erreiche, ist es nicht wie 'yeaahhhh', es wird wahrscheinlich langweilig.

Picture: Abderrahmane Trabsini | Daily Paper

Van Gogh hat zu Lebzeiten kaum ein Bild verkauft. Kannst du dieses Gefühl, der Außenseiter zu sein, nachvollziehen?

Am Anfang waren wir gewissermaßen die Underdogs, aber ich glaube, jetzt haben wir eine Anhängerschaft, die Daily Paper für das, was es ist, wirklich schätzt. Wir sind nicht mehr die Underdogs. Wir wollen etwas zurückgeben und Menschen helfen. Wenn es regnet, tropft es für andere Menschen. Ich teile mein Wissen mit der nächsten Generation, wenn ich dem nächsten Talent helfen kann, würde ich das gerne tun. Wenn diese Person erfolgreicher wird als ich in meinem Alter, bin ich froh, dass ich die Jugend weiter vorangebracht habe.

Die Generation vor uns hat nie davon geträumt, so groß zu werden, ich bin neugierig, was die nächste Generation nach uns tun würde. Wir rücken Amsterdam auf die Agenda, wir zeigen, dass es eine Menge ‘dope’ Marken aus dieser kleinen Stadt gibt. Ich spreche nicht nur von meiner Brand, sondern auch von Olaf Hussein, Patta, Filling Pieces und anderen.

Gibt es einen Künstler, den du in Zukunft in den Kollektionen präsentieren möchtest?

Kaws. Das ist etwas sehr Futuristisches, ich mag seine künstlerische Aussage. Wenn wir diese Zusammenarbeit realisieren, würde ich einen cleveren Druck oder ein besonderes Spielzeug machen.

Bild: Daily Paper | FashionUnited

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