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Darling, du siehst göttlich aus! Religion auf dem Laufsteg

Von Jackie Mallon

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Mode

Mode und Glaube sind unwahrscheinliche Bettgenossen, aber wir erwischen sie immer wieder gemeinsam unter einer Decke, um die Kontrolle über diese kämpfend. In Guccis Herbst/Winter 2018 Show schickte Alessandro Michele Turbane, wie sie in der Sikh-Religion gebunden und gefaltet werden, auf seinen Laufsteg, meist an weißen Models. Anschließend trat er einen Schritt zurück und wartete auf die Kontroversen, die dies verursachte. Wird er rückwirkend der Sikh-Religion helfen, so wie er den Relaunch von Dapper Dan verursacht hatte, als er sich im vergangenen Jahr unter dem Vorwurf der kulturellen Aneignung aus den Archiven des Designers aus Harlem bediente?

Marc Jacobs hatte nur wenige Wochen vor der Gucci-Show auf seinem Catwalk während der New York Fashion Week Modelle präsentiert, deren Köpfe unter breitkrempigen Hüten so umwickelt waren, dass sie viele Beobachter an Hijabs erinnerten - ein Wort, das allerdings in den Notizen zu seiner Inspiration nicht vorkam. Nach seinen afrikanischen Kopfbedeckungen der letzten Schau und den weißen Mädchen, die in der Saison zuvor Dreadlocks trugen, könnte man schließen, dass Marc Jacobs Genugtuung dabei empfindet, immer wieder mit unsensiblen Style-Choices die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Eine Geschichte des Turbans

Aber ist dieses Verhalten so verwerflich? Vogue.com listet Kate Moss in ihrem vergoldeten Kleid und einem passenden Turban von 2009 am Arm von Marc Jacobs als einen der "Besten Met Gala Looks aller Zeiten." Bereits zur Zeit von Vermeers Bild ‚Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge‘ waren Turbane Teil des westlichen Bekleidungslexikons. Im 18. Jahrhundert wurde der Turban durch den verstärkten Handel mit Indien populär, Paul Poirets "orientalische" Zeit des frühen 20. Jahrhunderts wirkte sich auf den Look von Marlene Dietrich, Sofia Loren und Prinzessin Grace von Monaco aus, der Turban tanzte in den Discos der 1970er Jahre weiter, bevor er sich in den 90ern auf Kate zubewegte.

Aber es gibt einen anerkannten Unterschied zwischen einem "Modeturban" und dem dastaar, einem wichtigen Glaubensbekenntnis für männliche Sikhs und einer heiligen Bedeckung ihres ungeschorenen Haares. Die Nachricht, dass ein junger Student letztes Wochenende aus einem Nachtclub in Nottingham, England, geschleppt wurde, weil er seinen Turban oder seine "Kopfbedeckung" nicht entfernen wollte, wie der Rausschmeißer es nannte, erinnert uns oft daran, dass für manche dieses vermeintliche Modeaccessoire die Ursache für unvorstellbare Verfolgung und Schikane sein kann, wenn sie von einem Nicht-Weißen abseits des Modelaufstegs getragen wird. Amrik Singh, 22, erzählte dem Independent em> von dem Vorfall: "Ich erklärte ihm, dass ein Turban nicht nur eine Kopfbedeckung ist, sondern ein Teil meiner Religion und dass er meine Haare schützte - und dass ich das Recht habe, einen Turban in der Öffentlichkeit zu tragen. "

Backlash und Gegen-Backlash

"Wir bekommen hier gratis positive Werbung", argumentiert die Website SikhNet, die sich selbst als die größte Sikh-Website für Guccis Laufsteg-Turbane bezeichnet. "Natürlich ist der Turban von besonderer spiritueller und sozialer Bedeutung für uns Sikhs, aber er wurde von den Menschen anderer Religionen in der Vergangenheit und in der Gegenwart getragen. Darüber hinaus hatte der Turban immer sowohl einen weltlichen als auch einen heiligen Nutzen. Religiöse Grenzen sind eine Täuschung. Wir sollten die Dinge einfach halten.“ Heißt es dort ganz unkompliziert.

"Bewusstseinsbildung" und "unsere Kultur positiv darstellen" waren andere Twitter-Anmerkungen, die als Gegen-Backlash zählen könnten. Das Gefühl der "Andersartigkeit", das die westliche Welt allen Glaubensrichtungen außerhalb des Christentums anhaftet, trägt aber dennoch zu den Vorurteilen der Gesellschaft bei, und die Symbole des Sikhismus in der farbenfrohen Pick-and-Mix-Kultur eines Gucci-Catwalk sind daher problematisch.

Aber nichts ist jemals nur schwarz-weiß, binäre Argumente sind zu einfach. Sie können zu Pattsituationen führen, den Dialog zum Erliegen bringen und dadurch eine Möglichkeit der Verständigung und des Verständnisses zum Scheitern verurteilen. Man könnte auch argumentieren, dass die Förderung materieller Güter durch die Mode im Wesentlichen eine Ablehnung der Spiritualität ist und daher die ganze Diskussion ohnehin Quatsch ist. Dabei wäre es eine Win-Win-Situation gewesen, ein Sikh-Modell zu sehen, das seinen eigenen geheiligten Turban auf dem Gucci-Laufsteg getragen hätte. Das Herstellen von interkulturellem Bewusstsein, es wäre hier möglich gewesen - und, was vielleicht noch wichtiger ist, Alessandro Michele hätte beweisen können, dass er aus seinen früheren Fehltritten gelernt hat. Aber auch diese Saison durfte das Haus nicht von Kontroversen verschont bleiben. Handelte es sich hier um das Motto „Es gibt nur eine Sache im Leben, die schlimmer ist, als wenn über einen gesprochen wird - wenn nicht über einen gesprochen wird“? Recht unwahrscheinlich, wenn man gleichzeitig Hausdrachen und "abgetrennte" Köpfe auf dem Catwalk zeigt.

Katholizismus ist das neue Schwarz

Am ersten Montag im Mai findet das glitzerndste unter den Fashion-Events, die Met Gala, statt. In diesem Jahr lautet das Thema der Ausstellung: "Heavenly Bodies, Fashion and the Catholic Imagination (Himmlische Körper, Mode und die katholische Vorstellungskraft)“. Als jemand, der katholisch aufgewachsen ist, kann ich mich beruhigt zurücklehnen, denn ich weiß: Die Ausstellung wird nichts weiter als ein schauriges Trauerspiel sein. Jeder weiß, dass die erste Regel, ein guter Katholik zu sein, darin besteht, dass man keine Vorstellungskraft hat - dort beginnen alle Schwierigkeiten. Im Sakrament der Firmung wird die bisher noch unberührte geistige Landschaft mit ihren dunklen Vertiefungen und ausrangierten Alkoven auf die gleiche Weise geschlossen wie Bürgermeister Giuliani einst die Peep-Shows am Times Square und des Downtown-Clubs schloss, die ohne Kabarettlizenz arbeiteten. Diese Met-Show, obwohl eine hochkarätige Angelegenheit, kann gar nicht anders als unauthentisch sein, Camp, respektlos, oberflächlich, möglicherweise blasphemisch, aber ganz sicher Fake News ...

Zumindest hätte ich das so erwartet, hätte nicht der Vatikan selbst die vierzig kirchlichen Kleidungsstücke aus der Sakristei der Sixtinischen Kapelle ausgeliehen, die nie zuvor außerhalb des Vatikans gezeigt wurden. Im katholischen Headquarter werden sie sie jetzt markieren und einpacken, eine Versandliste zusammenstellen, während wir hier sitzen und uns Sorgen um unsere Rosenkranzperlen machen - die gleichen Perlen, die Madonna trug, als sie im Video zu "Like A Prayer“ tanzte und damit die Mißbilligung des Vatikans auf sich zog. Natürlich wird auch Madonnas Lieblingsmarke, Dolce & Gabbana, Teil der Ausstellung sein. Das Duo nutzt die Symbole der katholischen Ikonographie auf Kleidungsstücken seit Beginn seiner Laufbahn. Es wird auch Stücke von Versace, John Galliano und Coco Chanel zu sehen geben. Und die diesjährige Ausstellung wird einen verlängerten Zeitraum von sechs statt drei Monaten haben und über mehrere Standorte verteilt sein: das Anna Wintour Costume Center, die mittelalterlichen Galerien an der Fifth Avenue des und die Cloisters in Upper Manhattan.

You gotta have faith.

Bild: D&G via Catwalkpictures

Dies ist eine Übersetzung eines englischen Beitrags von Jackie Mallon. Sie lehrt Mode in NYC und ist die Autorin des Buches ‚Silk for the Feed Dogs’, ein Roman, der in der internationalen Modeindustrie spielt. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ.

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