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Dawid Tomaszewski: "Wandelbarkeit ist das A und O"

Von Barbara Russ

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Mode|INTERVIEW

Die deutsche Mode steckt in der Krise, und das lange schon vor der globalen Pandemie. Die Berliner Modewoche fiel in diesem Sommer aus, die Messen verkündeten ihren Weggang nach Frankfurt und die Verbraucher kaufen zurückhaltender denn je ein. Was machen die Modedesigner und Labels aus dieser Situation? Wie schwer wurden sie von der Krise getroffen, wie haben sie darauf reagiert und was können Großunternehmen von ihnen lernen? FashionUnited sprach mit einigen von ihnen. Den Anfang macht Dawid Tomaszewski, der mit seinem gleichnamigen Modelabel eine feste Größe der Berliner Mode ist.

Dawid Tomaszewski, wie stark hat Sie die Coronakrise getroffen?

Die Corona - Krise hat uns kaum beeinflusst. Wir sind ein kleines Team, was es uns ermöglicht hat, trotz des Lockdowns weiterhin unter Einhaltung aller Sicherheitsabstände ins Office zu kommen und normal weiter zu arbeiten. Auch finanziell haben wir kaum Auswirkungen zu spüren bekommen, da unsere Kunden weiter bestellt haben und sogar noch Kunden in der Schweiz hinzugekommen sind.

Haben Sie staatliche Hilfen erhalten oder in Anspruch genommen?

Nein, das haben wir nicht.

Normalerweise wird die neue Kollektion in Berlin vorgestellt, wie haben Sie das in dieser Saison gehandhabt?

Wir drehen zur Zeit einen Film, den wir im Rahmen der Berlin Art Week in Form eines Outdoor-Kinos präsentieren werden. In dem Film zeigen wir unsere neuen Kollektionen und sprechen gleichzeitig aktuelle Themen im Wandel dieser schweren Zeit an. In diesem Jahr präsentieren wir zwei Kollektionen, Ready-to-Wear und Haute Couture, die die künstlerische Seele des Unternehmens und der Marke widerspiegeln.

Wo und wie haben Sie in dieser Saison Einkäufer und Kunden getroffen oder gesprochen?

Über QVC on Air und online, über soziale Medien sowie unseren neuen Email Newsletter. Außerdem sind aus vielen Kundschaften bei uns Freundschaften geworden, mit denen wir ständig in Kontakt stehen. Zudem haben wir einen neuen Showroom in München zusätzlich zu unserem bestehenden in Düsseldorf eröffnet, in dem wir stetig Kunden empfangen.

Haben die Einkäufer anders eingekauft als sonst?

Nein, unsere Einkäufer haben genauso eingekauft wie sonst auch. Zudem konnten wir acht neue Kunden hinzugewinnen. Wir mussten umdenken und haben zeitweilig auf Maskenproduktion umgestellt. Da die Maske unser neuer ständiger Begleiter ist, wollten wir Masken designen, die stylish sind und die Persönlichkeit der Trägerinnen widerspiegeln. Durch die neuen Masken, konnten wir den Verkauf (wenn auch anders als sonst) trotz alledem ankurbeln und aufrecht erhalten und haben inmitten der Krise mehr als 6000 Masken verkauft.

Werden Sie in Zukunft anders über Präsentationen und Modenschauen nachdenken?

Definitiv. Wir hoffen natürlich alle, dass diese Krise bald ein Ende nimmt und ein Impfstoff gefunden wird. Nichtsdestotrotz denke ich, es ist wichtig auch in Zukunft umzudenken, und mehr auf digitale Medien zu setzen. Insgesamt denke ich, dass sich, gerade bei großen Events, in allen Branchen einiges verändern wird.

Daher kann ich mir gut vorstellen, meine Modenschauen in Zukunft anders zu gestalten – vielleicht in kleinerem Rahmen und unter vermehrtem Einsatz von digitalen Medien. Durch die Pandemie haben wir uns dieses Jahr auch viel vom Kalender und Druck gelöst und uns mehr Zeit für die Kollektionen gelassen. Eventuell werden wir auch in Zukunft langsamer und entspannter an alles herangehen.

Haben Sie in den letzten Monaten einen neuen Trend erkennen können, was sich verkauft oder auf andere Produkte gesetzt?

Unterm Strich sind wir uns treu geblieben. Trotzdem konnten wir beobachten, dass die Menschen nach etwas Besonderem suchen. Sie suchen vermehrt nach Mode, die besonders ist.

Welches Fazit ziehen Sie aus der Coronazeit für Ihr Label und die bisherige Art, Business zu machen?

Die Coronazeit hat gezeigt, dass Wandelbarkeit das A und O der Fashion-Industrie ist. Ohne Umzudenken, wäre es uns in dieser Zeit nicht möglich gewesen, uns finanziell über Wasser zu halten. Wir arbeiten nun mehr und mehr an Sustainability, setzen vermehrt auf regionale Produkte und Materialien, kürzen unsere Wege, schlagen neue Wege ein und denken ausführlicher darüber nach, was wir machen und wie wir es machen. Dabei lassen wir uns nun auch mehr Zeit und gehen die Dinge ruhiger an.

Können Sie der Krise etwas Positives abgewinnen? Wenn ja, was?

Ja, wir haben als Team gelernt, dass wir besser arbeiten, wenn wir uns besinnen, alles überdenken und uns zwischendurch zurücknehmen. Die Fashion-Industrie muss außerdem immer auf Wandel vorbereitet sein. Diese Zeit hat gezeigt, dass wir selbst solche Art von Krisen meistern und gemeinsam überstehen können, wenn wir mit der Zeit gehen und umdenken.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Dass die Politik sich mehr mit Massenproduktion und Fast-Fashion beschäftigt. Meiner Meinung nach sollte man Regelungen finden und festlegen, die das stärker einschränken. Außerdem sollte die Modeindustrie nicht von ständigem Sale getrübt sein. Wir sollten wieder zurückfinden zu einem Winter- und Sommerschlussverkauf anstelle der ständigen Rabattierungen das ganze Jahr über.

In den kommenden Monaten lesen Sie hier Interviews mit Designern über die Folgen der Coronazeit und ihre Ideen für eine bessere Zukunft für die Branche.

Bilder: Dawid Tomaszewski

Coronavirus
Dawid Tomaszewski
Designer