Denim Dudes: Aufgemotzt oder ausgebrannt – vier großen Denim-Trends für SS24
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Unter all dem blauen Denim auf der Jeans-Messe Kingpins ging es am Donnerstagnachmittag im Obergeschoss des Veranstaltungsortes SugarCity bunt zu. Dort präsentierten die Trendbeobachterinnen Amy Leverton und Shannon Reddy von Denim Dudes die Denim-Trends für SS24 mit einer bunten PowerPoint-Präsentation voller Bilder zur Inspiration.
Reddy und Leverton kategorisierten die Trends in vier breitere Themen: 'XS', 'Burned out', 'The last tourist' und 'Ethos'. Alle vier Geschichten sind auf ihre Weise eine Reaktion auf die turbulenten Zeiten, in denen wir leben, und reichen von Eskapismus bis Rebellion und von Unterdrückten bis zu Hoffenden, so Leverton und Reddy. Diese Trends wurden vor Ort in Farbschemen, Waschungen, Nähten und Silhouetten gezeigt.
XS
Wenn man 'XS' laut auf Englisch ausspricht, egal ob nach der Muttersprache der US-Amerikanerin Reddy oder der Britin Leverton, erhält man "excess" – Überschuss, also. In anderthalb Jahren wird dieser Exzess vor allem den Stil der Generation Z prägen, der Generation junger Erwachsener, die heute etwa zwischen 14 und 25 Jahre alt ist. Aber dieser Exzess wird eine klare Richtung haben: Er wird die Form von Silhouetten der Nullerjahre und sehr persönlichen kreativen Exzessen annehmen.
Für Denim bedeutet dies die Rückkehr des "kanadischen Smokings", des von Kopf bis Fuß durchgestylten Jeansanzugs, wie ihn Justin Timberlake und Britney Spears bei den American Music Awards 2001 trugen. Reddy und Leverton sehen auch die Rückkehr von Jeans, die tief auf den Hüften sitzen. Und XS wurde natürlich nicht zufällig so geschrieben: Der Titel ist eine Anspielung auf die winzigen Shorts, die dann wieder auftauchen werden.
Gleichzeitig setzen die Träger:innen 2024 ihre ganz eigenen Akzente, indem sie Denim auf originelle Weise personalisieren. So werden Kleidungsstücke verkehrt herum getragen, in Stücke geschnitten oder mit Farbe und Strasssteinen verziert.
Burned out
'Burned Out' ist eine Trendgeschichte, die dem Glanz und Glamour des Vorgängers gegenüber steht. Es ist eine Reaktion auf dieselben Umstände, aber düsterer und rauer, und mit einer pessimistischeren Sicht auf die Zukunft. Als Beispiel nennen Reddy und Leverton die jüngste Show von Rick Owens in Paris, bei der die Dekoration aus den hohen weißen Wänden des Palais de Tokyo und einem Trio brennender Kugeln entlang des Laufstegs bestand. Die Welt steht in Flammen, schien Owens mit den rauchenden Kugeln sagen zu wollen.
'Burned Out' ist auch eine Reaktion auf die Celebrity-Kultur und die spektakulären Bilder der sozialen Medien und setzt ihnen Realismus entgegen. Von dieser Vorliebe für Realismus zeugt auch die Popularität der App 'Be Real', auf der die Nutzer:innen täglich ein ungeschöntes Bild aus ihrem Leben teilen.
Die Protagonist:innen dieser Trendgeschichte – Sommer hin oder her – sind in gedeckteren Farben gekleidet, sogar überwiegend in Schwarz und Grau. Die Silhouetten sind lockerer und viel lässiger. Als Antwort auf die ökologische Krise wird auch viel Denim für neue Kleidungsstücke wiederverwendet.
The last tourist
Die dritte Geschichte beginnen Reddy und Leverton mit einer deutlichen Kritik am heutigen Tourismus und an der Art und Weise, wie Tourist:innen – vor allem bei Pauschalreisen – die Einheimischen des Ortes, den sie besuchen, ausnehmen. Damit verbunden ist das Phänomen der kulturellen Aneignung in der Mode, bei dem spezifisch westliche Marken Techniken und Motive aus anderen Bekleidungskulturen übernehmen und davon profitieren, ohne eine Gegenleistung zu erbringen.
Im Gegensatz dazu präsentieren Leverton und Reddy eine Erzählung, die auf Bewunderung und Respekt für verschiedene Kulturen sowie auf gegenseitiger Neugier und Zusammenarbeit beruht. Daraus destillieren sie einen Denim-Trend, der Materialien, Drucke und Techniken aus der ganzen Welt vereint, von Quilting bis Boro und Patchwork. Dazu kommt eine lebendige Farbpalette mit kräftigen Blau-, Rosa- und Gelbtönen.
Ethos
Die letzte Geschichte ist nach Ansicht von Leverton und Reddy die kommerziellste. 'Ethos' knüpft an das letztjährige Thema 'Softly' an, hat aber einen eher spirituellen Touch, so die beiden. Bei diesem Thema geht es um die Verbundenheit mit der Natur in einer Zeit, in der sich die Menschen weitgehend von ihr entfremdet haben. Diese Verbindung ist manchmal sehr praktisch: Stoffe und Farben werden zum Beispiel nur aus natürlichen Fasern und Farbstoffen hergestellt.
Denim-Hosen und -Jacken sind locker geschnitten und übergroß. Sie bieten den Träger:innen Komfort und Bewegungsfreiheit. Materialien werden so wenig wie möglich verarbeitet. Es wird weitgehend raw, ungewaschener und nicht zerrissener Denim verwendet – das Künstliche wird vermieden. Es gibt aber auch Tricks, um Jeansstoff so aussehen zu lassen, als sei er von der Sonne ausgebleicht worden. Die lockeren Silhouetten und der weiche Look, so Reddy und Leverton, machen diese Denim-Trends für ein breites Publikum attraktiv.
Dieser übersetzte und bearbeitete Beitrag erschien zuvor auf FashionUnited.nl.