Der Pashmina-Schal, Kollateralschaden des Grenzkonflikts zwischen China und Indien
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Pashmina-Schals könnten in den kommenden Jahren noch seltener und luxuriöser werden. Sie sind ein Kollateralschaden in der Grenzkonfrontation zwischen Indien und China.
Aufgezogen von tausenden nomadischer Changpas-Familien liefern die Ziegen aus den hochgelegenen Wüsten Ladakhs in Nordindien die seidige Wolle, aus der der weltweit begehrteste Kaschmirstoff hergestellt wird. Luxusboutiquen in Paris und Mailand bis zu Einkaufszentren in Dubai verkaufen das Luxusprodukt Pashmina, das daraus gefertigt wird, zu stolzen Preisen.
Aber die Ziegen und ihre Herren werden durch die militärische Pattsituation zwischen den beiden asiatischen Giganten, die in dieser Himalaya-Region über die Grenzen hinweg kämpfen, von ihren traditionellen Weiden vertrieben. Die angespannte Lage hat in diesem Jahr zum Massensterben von Ziegen geführt und bedroht mittelfristig die Pashmina-Produktion, wie Bewohner und lokale Beamte, die von der AFP befragt wurden, berichten.
In etwa drei Jahren, wenn die neuen Ziegen mit der Produktion von Pashmina begonnen haben, werden wir einen deutlichen Produktionsrückgang sehen", sagt Sonam Tsering, Mitglied der All Changtang Pashmina Growers Cooperative Marketing Society.
Weiden der Kashmir-Ziegen gehen an China verloren
Neu-Delhi beschuldigt Peking, sein Territorium in Ladakh langsam auszuhöhlen. Die beiden Armeen befinden sich derzeit in mehreren spannungsgeladenen Konfrontationen auf diesem trockenen Hochplateau, das an Tibet grenzt, eine Situation, die die beiden Länder versuchen, durch diplomatische Gespräche zu lösen.
Jedes Jahr gehen laut Sonam Tsering die Weiden, die von den Changpas-Nomaden für ihre Ziegen genutzt werden, an China verloren. Aber diesmal sind aufgrund der erhöhten Spannungen selbst die Winterweiden bei KakJung, Tum Tselay, Chumar, Damchok und Korzok für Hirten unzugänglich.
Nach Angaben eines indischen Beamten, der um Anonymität bat, liegt der Verlust von Ziegen in den Zehntausenden. Indische Soldaten untersagen den Herden das Betreten der als sensibel geltenden Gebiete. Berichten von Hirten zufolge drängt die chinesische Armee tibetische Nomaden in Gebiete, die zuvor von ihren indischen Kollegen genutzt wurden, berichtet Jurmet.
Die Kommunikation mit den Hirten wird auch immer schwieriger, da ihre Satellitentelefone in den letzten Jahren von der indischen Armee beschlagnahmt wurden.
Zutritt für Hirten verboten
Viele lokale Pashminaziegenbauern erzählten der AFP, dass sie bis vor einigen Jahren im Winter von der ausgedehnten Hochebene von Changtang, die auf 5.000 m Höhe liegt, hinabstiegen, um ihre Ziegen auf niedrigerem Land, insbesondere entlang des Indus, zu weiden. Aber viele dieser Gebiete stehen jetzt unter chinesischer Kontrolle und der Zutritt ist ihnen verboten.
Die Ziegen der Region produzieren etwa 50 Tonnen warme, feine Wolle pro Jahr, die eine der Hauptstützen des Kunsthandwerks in Kaschmir ist und Tausende von lokalen Arbeitsplätzen schafft. Sobald die Wolle geschoren ist, wird sie zu eleganten Schals oder Tüchern gewebt, die in der ganzen Welt verkauft werden. Ein Schal kann bis zu 700 Euro kosten.
Militärische Spannungen sind ein weiterer Schlag für den Pashmina-Sektor, der bereits von der globalen Erwärmung und der immer schwerer werdenden Suche nach Nachwuchskräften, die die Härte des nomadischen Lebensstils auf sich nehmen wollen, betroffen ist.(AFP)
Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.uk veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ
Bild : Unsplash