Der Wilde Westen: Von Beyoncés ‘Cowboy Carter’ bis zum Americana-Trend
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In den Vereinigten Staaten, wo die politische Landschaft stark polarisiert, entsteht derzeit eine Gegenbewegung, die versucht, die US-amerikanische Identität durch kulturelle Ausdrucksformen wie Musik und Mode neu zu definieren. FashionUnited zeigt, wie Luxusmodehäuser diesen kulturellen Wandel aufgreifen, welche Elemente der Cowboy-Ästhetik die Designer:innen in ihre Kollektionen einfließen lassen und wie der Trend traditionelle Vorstellungen von Americana in Frage stellt.
Was macht Patriot:innen aus?
Die Politik in den USA ist mittlerweile so zwiegespalten, dass sogar die Definition von Patriot zunehmend schwieriger wird. In den letzten acht Jahren zeichnete sich ab, dass sich vor allem die Menschen auf der rechten Seite des politischen Spektrums diesen Namen zu eigen gemacht haben und damit auch das Recht, die ‘Stars and Stripes’ der amerikansichen Flagge zu tragen.
Auf der anderen Seite ist eine Gegenbewegung entstanden, bei der sich die Menschen auf ihre amerikanischen Wurzeln zurückbesinnen. Und wie so oft ist auch diese Entwicklung durch Musik und Mode gewachsen: So gewann der Modetrend der Coastal Cowgirls auf der Plattform TikTok rasant an Beliebtheit und war von da an bei zahlreichen Musikevents präsent, unter anderem auf dem kalifornischen Festival Stagecoach Stars. Das Musikfestival, das sich auf Country- und Westernmusik spezialisiert hat, versucht seit seiner Gründung im Jahr 2007 das Genre einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.
Pharrell und der Wilde Westen
Nach der Präsentation seiner Herrenkollektion für die FW24-Saison sprach Pharrell Williams, Kreativdirektor der Herrenmode von Louis Vuitton, über die wenig bekannte Vielfalt der Ära des Wilden Westens: „Wenn Cowboys portärtiert werden, sieht man nur wenige Versionen. Man bekommt nie wirklich zu sehen, wie einige der originalen Cowboys aussahen. Sie sahen aus wie wir, sie sahen aus wie ich. Sie waren Schwarz. Sie sahen aus wie amerikanische Ureinwohner.”
Dementsprechend zeigten männliche und weibliche Models mit verschiedensten Hautfarben die Looks des Designers, die Elemente der Cowboy-Ära mit modernen Louis Vuitton-Drucken und Accessoires verbanden.
Beyoncé gibt den Ton an
Im Vorfeld ihres mit Spannung erwarteten Album-Releases zeigte Sängerin Beyoncé eine Reihe von Looks, die für sich sprachen. Den Auftakt machte ein maßgefertigtes Outfit von Louis Vuitton, das die Sängerin bei der Verleihung der Grammy-Awards trug und mit einem Cowboyhut von Stetson kombinierte.
Als die Sängerin bei der FW24-Show von Luar in der ersten Reihe saß, waren wieder alle Augen auf sie gerichtet. Dort trug Beyoncé ein Outifti von Gaurav Gupta Couture – wieder gekrönt mit einem Cowboyhut. Mit der Veröffentlichung ihres Songs ‘Texas Hold’em’ gab es keinen Zweifel mehr an ihrem bevorstehenden Abstecher in die Country-Musik.
„Das Album definiert neu, was Country und Americana ist und wer dazu gehört”, heißt es in einer Mitteilung von Beyoncés Firma Parkwood Entertainment zur Veröffentlichung des Albums am 29. März.
Von den Laufstegen
Das der Cowboy-Core auch im Luxussegment auf dem Vormarsch ist, wurde bereits Ende letzten Jahres deutlich, denn schon einige Monate vor der Männermodenschau von Louis Vuitton gab Fausto Puglisi, der Designer von Roberto Cavalli, den Ton an. In seiner Kollektion für Pre-Fall 2024 zeigte er einen cremefarbenen Anzug, der mit Wüstenblumen bestickt war. Dazu kamen zahlreiche andere Kleidungsstücke, die mit Bandana-Print versehen waren, wie eine große Puffer-Jacke und ein Maxikleid. Das alles wurde durch Cowboyhüte abgerundet.
Die Londoner Designerin Molly Goddard ist eigentlich für ihre romantischen Looks aus Tüll und Rüschen-Taft bekannt. Für ihre FW24-Kollektion hat auch sie in die Western-Kiste gegriffen und eine handvoll Looks entworfen, die mit spitzen Kragen und Rosen-Applikationen an Hemden aus dem Wilden Westen erinnerten.
Während der Pariser Modewoche waren alle Augen auf die Modenschau von Chloé gerichtet, bei der Kreativdirektorin Chemena Kamali ihr Debüt gab. Viele ihrer Entwürfe waren von den 70er-Jahren inspiriert, doch darunter mischten sich Elemente der Western-Mode, insbesondere Fransen, die sich an Jacken, Hosen und Schuhen wiederfinden.
Ein weiteres Design-Element der Western-Ära, das für die FW24-Looks gerne aufgegriffen wurde, waren Chaps: Stella Mccartney integrierte sie in Jeans und bei Sportmax erschienen sie aus schwarzen oder braunen Leder als Kontrast über Anzughosen.
Accessoires wie Cowboyhüte, Gürtel und Stiefel liegen schon seit längerem im Trend und daran wird sich so schnell nichts ändern.
Dieser übersetzte Beitrag erschien zuvor auf FashionUnited.com. Übersetzung und Bearbeitung: Pia Schulz