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Designerförderung in Deutschland - Ein Überblick

Von Barbara Russ

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Mode

Deutsches Design ist beliebt: Ob Autos, Möbel oder Produktdesign, das Qualitätssiegel ‚Made in Germany’ erfreut sich weiterhin international großer Beliebtheit. Warum also tun sich deutsche Modedesigner, die nicht Jil Sander, Wolfgang Joop der Philipp Plein heißen, so schwer, ein erfolg- und vor allem ertragreiches Modelabel aufzubauen? In der Serie ‚Designerförderung in Deutschland’ soll es um diese Frage gehen. In der ersten Folge: Wie steht es um das deutsche Modedesign?

Modeschule fertig und dann?

In Sachen Modeschulen ist Deutschland gut aufgestellt, neben den staatlichen Universitäten, die Gestaltungszweige für Modedesign anbieten, gibt es auch zahlreiche private Akademien und Ausbildungsanbieter, die die verschiedensten Fachrichtungen der Modeindustrie ausbilden, allein in Berlin sind es über zehn Stück. Folgerichtig mangelt es in Deutschland nicht an talentiertem Nachwuchs. Auf der Berlin Fashion Week präsentieren jede Saison mehrere Dutzend deutscher (Jung-)Designer ihre Kollektionen. Doch bleiben die Labels, zumindest augenscheinlich, zu lange auf dem Newcomer-Status sitzen. Wo in Modeländern wie Frankreich, Italien oder auch den USA Talente viel schneller gefördert werden, halten deutsche Designer lange ohne kaufmännischen oder PR-Support mit einer kreativen Vision durch, heben aber nicht ab, wie dies in anderen Ländern der Fall ist. Zwar gibt es Awards, die den modischen Nachwuchs finanziell und mit Mentoring unterstützen, doch sind diese aktuell noch zu wenige und zu gering dotiert. Außerdem, so findet Kerstin Geffert, die mit ihrer PR-Agentur Silk Relations einen Schritt in Richtung Nachwuchsförderung getan hat - sie unterstützt aktuell drei vielversprechende Labels mit ihrem Silk Talent Support ‚pro bono’ in Sachen PR – fehle es „an Sales-Wissen und Erfahrung. Schön wäre es, wenn erfahrene Händler und Einkäufer hier mithelfen und die Designer beispielsweise in Sachen Preispolitik an die Hand nehmen würden. Aber: Das Wissen alleine hilft auch nicht. Es muss auch finanzielle Starthilfe geben.“

Überlebensstrategien der Modedesigner

Gerüchte um Pleiten und tatsächliche Insolvenzen haben in der Vergangenheit ein lautes Medienecho hervorgerufen. Labels wie Firma, Sisi Wasabi oder Unrath & Strano mussten schließen oder schlossen ihre Labels freiwillig, um andere ranken sich hartnäckige Gerüchte der bevorstehenden Pleite.

Diejenigen, die es geschafft haben, über lange Zeit zu überleben und zu florieren, wie Lala Berlin, Kaviar Gauche, Dawid Thomaszewski, Kilian Kerner oder Marcel Ostertag, verdanken dies einer Mischung aus Überlebenskunst, der Fähigkeit, Profil zu zeigen und dennoch Verkäufliches zu designen und nicht selten einem Financier oder Investor. Diese allerdings sind in der Mode spärlich gesät, verstehen oft das Metier nicht und haben kein Verständnis für die langen Zeiträume zwischen Investment und Rendite.

Einige Designer haben daher versucht, sich nach internationalem Vorbild eine Zusammenarbeit mit einem großen Unternehmen zu suchen, mit Hilfe dessen sie ihr Label finanzieren können. So designt William Fan für Horizn Studios und Tim Labenda wurde von Hessnatur angeworben, allerdings wurde diese Zusammenarbeit bereits nach einem Jahr wieder beendet.

Auch das Abwandern nach Paris, Antwerpen oder London wo Mode schon kulturell und institutionell eine andere Wertschätzung genießt als in Deutschland, ist unter deutschen Designern ein nicht seltenes Phänomen. Labels wie Talbot Runhof, Lutz Huelle, 22/4, Markus Lupfer und Stephan Schneider haben diesen Schritt erfolgreich gewagt. Allerdings muss man sich diese Standorte leisten können – im Vergleich zu Berlin sind die Lebenshaltungskosten und Kosten einer Präsentation andernorts deutlich höher.

Mode als Wirtschaftsfaktor

Nun sollte es der deutschen Wirtschaft jedoch ein Anliegen sein, diese Abwanderung von Talent zu stoppen, allein schon wegen der Zahlen: Laut Konjunkturbericht des Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie e. V. vom Februar 2016 liegt der gesamte Umsatz der Branche bei knapp 29 Mrd. Euro, die „gute Beschäftigungssituation zum Ende des Jahres 2015“ sei „ein positives Zeichen für einen dauerhaft starken Produktionsstandort Deutschland. Insgesamt beschäftigt die Branche damit zurzeit etwa 117 000 Menschen“, heißt es in der Veröffentlichung. Auch für Berlin ist die Mode nicht nur ein Imagefaktor, sondern ein wichtiger Industriezweig. 2.500 Unternehmen sind in der Hauptstadt im Modebereich tätig. „Die Umsätze der Modebranche Berlins sind von 2012 auf 2013 um weitere 40 Prozent auf rund 2,2 Mrd. EUR angestiegen“, heißt es auf der Internetpräsenz der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung. Allein durch die Berlin Fashion Week kann die Stadt laut einer Studie der Investitionsbank Berlin über 120 Mio. Euro je Saison verbuchen.

Showroomkonzepte und Unterstützung vom Handel

Deshalb ist die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung auch einer der wichtigsten Förderer der Designer in Berlin. Sie fördert Nachwuchstalente über eine Beteiligung an verschiedenen Showroom-Konzepten wie dem Berlin Showroom, dem Berliner Mode Salon und dem Fellowshipprogramm des Fashion Councils Germany, sowie mit Catwalk-Slots zur Fashion Week, damit die Designer eine mediale Plattform bekommen.

Woran es den meisten Labels fehlt, sind vor allem mutige Einkäufer. “Presse ist super, aber davon allein kann ein Designer nicht leben“, sagt Tim Dampmann vom Berlin Showroom. „Deswegen verbinden wir Pressearbeit und Sales und arbeiten auch vor Ort in Paris mit Agenturen, die verstärkt wichtige Kontakte aufbauen können. So zeigt sich auch in dieser Saison eine starke Mischung aus Einkäufern unter anderem von Barneys, Beams und WUT Berlin in Tokyo, H.P.France und Merci in Paris, LC-CC in London, Oak in New York sowie Pressevertretern von L’Officiel France, Vogue Niederlande und Vogue Italia, die den Showroom aufsuchten.“

Auch beim Berliner Mode Salon werden Anstrengungen unternommen, die Designer mit dem Handel zusammenzuführen. So waren von Januar bis Februar 2016 zum zweiten Mal die Designer des Berliner Mode Salons auf der Aktionsfläche im KaDeWe vertreten. Laut Johanna Perret von Perret Schaad soll es gut gelaufen sein. „Wir haben etwa die Hälfte unserer dort angelieferten Ware verkauft. Es lief sogar besser als beim ersten Mal.“ Auch von Seiten des Luxuskaufhauses kommt positives Feedback: "Wir sind mit dem Projekt Berliner Mode Salon sehr zufrieden. Der Berliner Mode Salon ist für uns eine perfekte Plattform um eine Einschätzung für die Relevanz neuer Marken zu bekommen. Projekte dieser Art auf temporären Flächen zu zeigen, wird in Zukunft immer wichtiger werden“, so Petra Fladenhofer, Brand and Marketing Director The KaDeWe Group.

Mode ist Einstellungssache

Kerstin Geffert wünscht sich für ihre ‚Schützlinge’, aber auch für ein allgemeines Wachstum am Modestandort Deutschland, mehr solche Gelegenheiten der Zusammenarbeit mit dem Handel: „Andere Stores mit Profil sollten deutschen Designern öfter Mal eine Chance geben und auch hiesige Blogger und Influencer könnten sich an ihren skandinavischen Kollegen ein Beispiel in Sachen modischem Patriotismus nehmen.“

Die Gründung des Fashion Council Germany als starke Interessenvertretung für die deutsche Mode war mit Sicherheit ein erster, wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Nun geht es daran, ähnlich dem CFDA oder dem BFC, eine funktionierende Förderstruktur durch zahlende Mitglieder hinzubekommen und den Brückenschlag zwischen etablierten und neuen Modefirmen zu schaffen. Die deutsche Mode hat das Potenzial, international mitzuhalten. Grundsätzlich müssten aber Konsumenten, Einkäufer, Presse und staatliche wie kulturelle Institutionen den Fokus stärker auf Design aus eigenen Landen richten - dann klappt’s auch mit dem Nachwuchs.


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