Deutsche Soldat:innen bekommen besser sitzende Kleidung und Ausrüstung
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Wenn bei Normalverbraucher:innen die Kleidung nicht richtig sitzt, kann dies unschön oder unangenehmen sein und vielleicht im schlimmsten Fall zu einer Kleiderpanne führen, kaum aber zu einem persönlichen Sicherheitsrisiko. Dies ist bei Soldat:innen anders - hier kann schlecht sitzende Kleidung und Ausrüstung im Ernstfall die eigene Sicherheit beeinträchtigen oder sogar sabotieren.
Deshalb hat das Digitalisierungsunternehmen Avalution aus Kaiserslautern zusammen mit der Bundeswehr eine 3D-Reihenmessung gestartet, in derem Umfang rund 2.500 Angehörige der Bundeswehr der Bereiche Marine, Luftwaffe, Heer, Streitkräftebasis und Sanitätsdienst vermessen werden sollen.
Digitalisierung von Soldat:innen
Ziel ist es, die Körpermaße und Körperformen der teilnehmenden Soldat:innen per 3D-Bodyscan zu ermitteln und zu erfassen, um eine valide, umfängliche und aktuelle Datenbasis aufzubauen, die es künftig ermöglicht, unter anderem zielgruppenspezifisch passformgerechte Bekleidung und persönliche Ausrüstung zu entwickeln und auch in den benötigten Stückzahlen zu beschaffen.
Aber nicht nur das - das erhobene Datenmaterial der kund:innenspezifischen 3D Reihenmessung soll auch für die Erstellung von digitalen Testpersonen (Avataren) genutzt werden, die bei ergonomischen Analysen von Fahrzeuginnenräumen eingesetzt werden sollen, um die Fahrzeuge bestmöglich auf die Belange der Einsatzkräfte anzupassen.
„Denn sowohl kleine wie große, starke wie schmale Menschen müssen in der Lage sein, mit ihrer Ausrüstung in diesen Fahrzeugen optimal zu arbeiten beziehungsweise transportiert zu werden“, so die Beteiligten in einer Mitteilung.
Veränderungen der Körpermaße im Laufe der Zeit
Die Tatsache, dass es derzeit keine aktuelle Datenbank zu den Körpermaßen und Körperformen der Bundeswehr-Soldat:innen gibt, die genutzt werden könnte, um etwa valide Größentabellen für Bekleidung oder persönliche Ausrüstung zu erstellen, liegt daran, dass Menschen sich im Laufe der Jahrzehnte verändern und so statistisch im Durchschnitt pro Dekade einen Zentimeter wachsen. Die aktuelle 3D-Reihenmessung soll dies schnellstöglich ändern.
„Bei speziellen Zielgruppen, wie bei der Bundeswehr, ist es sehr wichtig über aktuelles Datenmaterial zu verfügen, damit bei der Produktentwicklung, sei es bei der Bekleidung oder auch bei der Ausrüstung, die Bedarfe der Armeeangehörigen bestmöglich berücksichtigt werden können und die richtigen Größen für die Soldat:innen der Bundeswehr zur Verfügung stehen. Denn sitzt die Ausrüstung nicht richtig, kann dies im Ernstfall zum Sicherheitsrisiko werden“, erklärt Avalution-Geschäftsführer Michael Stöhr in der Mitteilung.
„Die 3D Reihenmessung stellt ein wesentliches Element bei den vielfältigen Aktivitäten im Rahmen der Digitalisierung des Bekleidungsmanagements in der Bundeswehr dar. Nur mit aktuellen und validen Daten zu Körpermaßen und Körperformen können wir den Soldat:innen die von ihnen benötigte Bekleidung und persönliche Ausrüstung passgenau, zeitgerecht und in den richtigen Stückzahlen bereitstellen“, ergänzt Carsten Zimmermann, Wissenschaftler am Wehrwissenschaftlichen Institut für Werk- und Betriebsstoffe der Bundeswehr und Projektleiter für die 3D Reihenmessung.
2.500 Teilnehmende an 6 Standorten
Die Auswahl und Vermessung ist keine einfache Sache, soll die Datenerhebung doch möglichst repräsentativ für alle Angehörigen der Bundeswehr sein. So zieht sich die Vermessung über zwei Jahren und sechs Standorte an Soldat:innen aller Teilstreitkräfte (also Marine, Luftwaffe und Heer) hin.
Am ersten Standort, der Marinetechnikschule in Parow bei Stralsund, konnten bereits über 340 Soldat:innen der Deutschen Marine vermessen werden. Der nächste Standort ist die Unteroffiziersschule der Luftwaffe, die Jürgen-Schumann-Kaserne in Appen bei Hamburg, in der es noch Ende dieses Monats mit der Vermessung losgehen soll. Im Herbst 2022 sind dann Vermessungen beim Deutschen Heer in Munster geplant. Weitere Vermessungsstandorte im Jahr 2023 werden in Köln/Bonn, Koblenz und Berlin folgen. Der gesamte Prozess dauert für alle Teilnehmenden weniger als eine halbe Stunde.
„Die Soldat:innen werden an dem jeweiligen Vermessungsstandort in vier Körperhaltungen durch einen 3D-Bodyscanner berührungslos dreidimensional erfasst und digitalisiert. Neben den Körpermaßen werden auch soziodemografische Angaben in einem digitalen Fragebogen erfasst. Hier geht es unter anderem um Daten zum familiären Hintergrund, der Verwendung innerhalb der Bundeswehr, der sportlichen Betätigung und Tragepräferenzen bei der Bekleidung“, heißt es erklärend weiter.
Insgesamt wird die 3D-Reihenmessung in der Bundeswehr noch bis Ende 2023 dauern, anschließend werden die Ergebnisse ausgewertet, in einer Datenbank aufbereitet und 2024 an die Bundeswehr abschließend zur weiteren Nutzung übergeben.