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Die Gründerin von Tet. Swimwear über Bali und Bikinis aus Plastikmüll

Von Sylvana Lijbaart

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Mode|CEO-Interview
Lieke van Hulsbergen. Bild: Tet. Responsible Wear

Als Tet.-Swimwear-Gründerin Lieke van Hulsbergen als junge Erwachsene durch Thailand, Indonesien und Bali reiste, verliebte sie sich in das Meer. Es gab nur ein Problem: die Menge an Plastik im Meer und am Strand. Nachdem Van Hulsbergen von ihrem Tauchgang mit einer vollgestopften Tasche voller Plastikmüll zurückkehrte, begann es in ihr zu brodeln: Das Plastik musste raus aus dem Ozean.

Ohne Bali wäre Tet.Swimwear wohl nie geboren worden, denn Van Hulsbergen zog schließlich auf die Insel, um ihre Idee in die Tat umzusetzen und das Plastikmüllproblem in Bikinis zu verwandeln. FashionUnited traf sich mit Van Hulsbergen auf eine Tasse Kaffee und sprach mit ihr über die Ursprünge ihrer Marke, den geplanten Laden und ihre Pläne für die Zukunft.

Woher kommt der Name Tet. Swimwear kommt?

Tet. steht für das französische tête-à-tête. Es bedeutet vor allem: die Köpfe zusammenstecken. Ideen bündeln. Ich arbeite gerne mit jungen, ambitionierten Frauen zusammen, die eine klare Leidenschaft haben. Manche Leute denken, der Name bezieht sich auf Brüste, was ich immer lustig finde.

Die Geschichte von Tet. geht auf den Ozean zurück. Nach der Schule bin ich unter anderem durch Thailand, Indonesien und Bali gereist. Die Menge an Plastik am Strand und im Meer dort ist schockierend. Während meiner Schulzeit habe ich recherchiert, wie man recyceltes Plastik in Garn umwandeln und in verschiedenen Produktkategorien verwenden kann, unter anderem für Bademode. Als ich all das Plastik sah, dachte ich: Wie schön wäre es, aus dem Plastik Bademode herzustellen. Die Idee war geboren, aber etwa fünf Jahre später, 2018, bin ich nach Bali geflogen, um meine Idee in die Tat umzusetzen.

Abgesehen davon machen wir alles mit einem Augenzwinkern. Wir versuchen, auf unkomplizierte Art und Weise Bewusstsein zu schaffen. Sie sehen, wie ich selbst hier sitze. Ich habe weiße Farbe an meinen Händen und ich trage mein Arbeitsoutfit.

Wie sind die letzten Jahre für Sie verlaufen?

Es gab Höhen und Tiefen, ich denke alle Unternehmer:innen können das nachvollziehen. Als ich Tet. gegründet habe, war ich auch noch bei meinem früheren Unternehmen beschäftigt. Damals habe ich siebzig Stunden pro Woche gearbeitet. Ich hatte schreckliche Angst, meinen Job zu kündigen. Irgendwann wurde mir klar: Es gibt mehr als nur Arbeit und wenn ich wirklich etwas aus Tet.Swimwear machen will, muss ich mich entscheiden. Alle haben mich für verrückt erklärt. Seitdem kann ich mich hundertprozentig auf Tet. konzentrieren; ich baute eine Website und aus Mustern wurden echte Kollektionen.

2019 ging meine erste Kollektion online. Aber Ende des Jahres kam das Corona-Virus um die Ecke. Das hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Eigentlich sollte die Kollektion 2020 in drei Filialen von De Bijenkorf hängen. Alle Pop-up-Möbel und Kollektionen befanden sich bereits in einem Container, bereit, von Bali in die Niederlande verschifft zu werden. Und dann kam die Schließung. Das war ein Schock.

Wenn ich zurückblicke, war die Corona-Zeit aber auch sehr wertvoll. Am Anfang habe ich auf die Wünsche der Vertreter:innen reagiert. ‚Die Einzelhändler:innen wollen Blau? Dann bekommen sie das auch.‘ Irgendwann habe ich die Spur verloren, es hat mich nicht mehr gereizt. Ich musste zurück zum Tet., zur DNA. Ich traf die drastische Entscheidung, mich von all meinen Agent:innen und Händler:innn zu trennen. Ich wollte meine eigenen Läden.

Warum?

Damit ich meine eigene Marke mit allem, was dazugehört, klar etablieren kann. Wir verkaufen jetzt über unsere eigenen Kanäle: einem Webshop, über Zalando und zwei Läden auf Bali.

Der erste Laden sollte während der Pandemie eröffnet werden. Aber niemand durfte nach Bali fliegen, woraufhin sich Bali in eine einsame Insel verwandelte. Die Eröffnung fand schließlich im Februar 2022 statt. Genau ein Jahr später eröffneten wir einen Laden in Uluwatu, im Süden Balis. Das war sehr spontan. Ich war mit meinem Freund unterwegs und wir sind damals auf ein Grundstück gestoßen. Wir riefen den Bauunternehmer zum Spaß an, aber er sagte mir, das Grundstück sei zu klein. Dann sah ich, wie jemand einen Zettel mit der Aufschrift ‚zu vermieten‘ anbrachte. Innerhalb von zwei Stunden hatte ich unterschrieben. So läuft es auf Bali.

Das Geschäft in Bali. Bild: Tet. Responsible Wear
Der Laden in Bali. Bild: Tet. Responsible Wear

Wie läuft die Zusammenarbeit mit Zalando?

Gut! Es funktioniert für uns als eine Erweiterung des Webshops. Wir erledigen alles intern. Durch die Zusammenarbeit mit Zalando ist der deutsche Markt sehr gewachsen. Die Tet.-Geschichte kommt bei den deutschen Verbraucher:innen gut an, und bei ihnen sitzt das Geld ein bisschen lockerer als bei den Niederländer:innen.

Vor einiger Zeit wurde ‚Tet.Swimwear‘ in ‚Tet. Responsible Wear‘ umbenannt.

Ja, das ist richtig! Letzten Sommer haben wir zum ersten Mal eine komplette Sommerkollektion auf den Markt gebracht, die übrigens sehr gut läuft. Außerdem werden wir bald unsere erste Winterkollektion auf den Markt bringen. Mit anderen Worten, es kam Kleidung dazu, sodass Tet. Swimwear nicht mehr zu unserem Image passt.

Wie ich schon sagte, geht es bei Tet. um Nachhaltigkeit, obwohl ich ‚Nachhaltigkeit‘ für ein schwieriges Wort halte. Deshalb habe ich das Wort ‚responsible‘ gewählt. Wir versuchen, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie viel Plastik man verbraucht, und das auf eine unbeschwerte Art und Weise. Wir produzieren Kleidung und Kleidung ist nicht nachhaltig, denke ich. Es geht darum, das Bewusstsein zu schärfen, und jedes kleine bisschen hilft. Ein Schritt nach dem anderen.

Aber Sie verfolgen doch einen nachhaltigeren Ansatz.

Auf jeden Fall. Unsere Swimwear wird aus recyceltem Plastik in China hergestellt. Dort findet auch der Recyclingprozess statt. Wir versuchen, so nah wie möglich an der Quelle zu bleiben. Jedes Kleidungsstück ist aus natürlichen Stoffen hergestellt. So rutschen Sie mit Ihrem synthetischen Kleid nicht vom Roller!

Auf Bali arbeiten wir auch mit Schneider:innen zusammen, die von zu Hause aus arbeiten. Sie haben ihre eigene Nähmaschine und das war's. Einmal dachte ich, wie toll wäre es, eine Tet-Fabrik zu haben. Eine dumme Idee, denn das wollen die Leute nicht. Sie wollen Zeit haben, sich um ihre Familie zu kümmern, frei sein und keinen Druck von einer Fabrik spüren. Es funktioniert so: Bot:innen holen die Stoffe beim Stoffunternehmen ab, verteilt sie an die Schneider:innen, die daraus Kleidungsstücke herstellen, und wenn sie fertig sind, werden die Stücke abgeholt. Außerdem hat jedes Kleidungsstück ein Etikett, auf dem die Schneider:innen ihren Namen handschriftlich eintragen. Wir versuchen, es so persönlich wie möglich zu gestalten.

Ich sage immer: Man kann schöne Zertifizierungen haben, aber ich fahre lieber selbst mit meinem Roller durch Bali, um mit eigenen Augen zu sehen, dass die Näher:innen es richtig machen, als eine Plakette anzubringen.

Lieke van Hulsbergen mit ihren Mitarbeitenden. Bild: Tet. Responsible Wear

Nach zwei Geschäften auf Bali werden Sie am 18. Mai ein Geschäft in Haarlem in den Niederlanden eröffnen. Was können wir erwarten?

Ich liebe kleine Puppenhäuser und der Laden ist ein bisschen so, ein süßes kleines Haus. Es soll sich warm, aber neu anfühlen. Die Wände sind weiß und es gibt keinen Fußboden darin. Der Laden hat einen authentischen, robusten Look, gemischt mit Bali-Vibes. Außerdem können dort alle Kollektionen gekauft werden. Wir wechseln die Kollektionen, weil wir sehr viele haben und der Platz begrenzt ist. Außerdem werde ich am Anfang viel selbst im Laden stehen, aber ich bin noch auf der Suche nach nettem Verkaufspersonal. [Sie lacht.] Das können Sie auf jeden Fall im Artikel erwähnen!

Der Laden befindet sich im selben Gebäude wie der Pop-up-Store vom letzten Sommer. Damals lief die Kollektion wie verrückt. Vor allem die großen Größen haben wir sehr gut verkauft. Das hat mich auf die Idee gebracht, eine Zusammenarbeit mit Vera Camilla zu starten. Diese Kollektion ist seit Donnerstag, dem 11. Mai, erhältlich und umfasst einen Rock, der auf verschiedene Weise getragen werden kann, einen Wende-Bikini, einen Badeanzug und ein Kleid mit einem Cutout. Wir haben versucht, alles so anpassungsfähig wie möglich zu machen, und die Größen gehen bis Größe 50.

Der LAden auf Bali. Bild: Tet. Responsible Wear
Der Laden auf Bali. Bild: Tet. Responsible Wear

Wo sehen Sie Tet. Responsible Wear in fünf Jahren?

Das ist eine schwierige Frage. Ich träume immer groß, aber andererseits denke ich nicht über den Tag hinaus. Ich glaube, dass die Dinge zur richtigen Zeit passieren. Ich träume davon, einen Laden auf Mykonos, Ibiza und in Tulum zu eröffnen. Es gibt auch Muster für eine Kinderkollektion, aber noch ist nichts konkret. Erst kommt die Allround-Winterkollektion und dann sehen wir weiter.

Auf jeden Fall bin ich super aufgeregt und freue mich darauf, zu expandieren und noch mehr Frauen glücklich zu machen. Wir werden einfach damit weitermachen!

Der Tet. Responsible Wear Shop eröffnet auf der Kleinen Houtstraat in Haarlem.

Dieser Artikel wurde auf FashionUnited.nl veröffentlicht. Übersetzung und redaktionelle Bearbeitung: Barbara Russ

Tet Swimwear