Es ist noch nicht lange her, dass US-Präsident Joe Biden den Juneteenth zu einem offiziellen Feiertag ernannt hat. Der 19. Juni ist ein Gedenktag an die Befreiung der afroamerikanischen Bevölkerung der Vereinigten Staaten aus der Sklaverei. In dieser Septemberwoche wird die New Yorker Modewoche gefeiert, es sind Schauen geplant, unter anderem von Tom Ford, dem Vorsitzenden des CFDA. Und der erste Jahrestag der Ermordung von George Floyd liegt nun hinter uns.
Auch wenn diese drei Ereignisse nicht direkt miteinander verbunden zu sein scheinen, sind sie es: Der systemische Rassismus existiert in allen Bereichen der Gesellschaft, auch in der Modebranche. Doch es gibt Bedenken, dass die Zeit der kritischen Auseinandersetzung der Modebranche mit ihrem systemischen Rassismus, die fast wöchentlich Nachrichten über Diversity-Initiativen und die Veröffentlichung von Inklusionsberichten hervorbrachte, nachgelassen hat und sie zum „business as usual“ zurückkehrt.
Da die Industrie ihre Aufmerksamkeit von der Black-Lives-Matter-Bewegung abgelenkt zu haben scheint, nutzen wir diesen Moment während der New Yorker Modewoche, um nicht nur die Sichtbarkeit der aktuellen Schwarzen Models wie Adut Akech, Precious Lee, Duckie Thot oder Leomie Anderson zu feiern, sondern uns an einige der auffälligsten Schwarzen Models der vergangenen Jahrzehnte zu erinnern, die, obwohl sie tagtäglich mit Rassismus konfrontiert waren, dennoch zu Ikonen wurden.
Pat Cleveland
Pat Cleveland ist durch ihre Nähe zur Marke Halston, die in der angesagten Netflix-Show mit Ewan McGregor in der Hauptrolle thematisiert wird, wieder ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Aber diese ehemalige Halston-Muse hat ihr ganz eigenes Rampenlicht verdient. Indem sie 1973 zusammen mit anderen schwarzen Models wie Billie Blair und Bethann Hardison den Laufsteg im berühmten „Battle of Versailles“ (Anm. d. Red.: ein Wettstreit zwischen amerikanischen und französischen Modedesignern) in Besitz nahm, ebnete sie den Weg für weitere Schwarze Models, die in den 70er und 80er Jahren in Europa arbeiteten. „Ich habe viele Jobs nicht bekommen, weil ich nicht den konventionellen „All-American“-Look hatte, den die Führungsriegen der Modemagazine für schön hielten", schreibt Cleveland in ihren Memoiren. „Ich wurde auch für Jobs übergangen, die an Models gingen, die einen dunkleren Hautton hatten.“ Des Rassismus in den USA überdrüssig, zog sie nach Paris, wurde Hausmodel für Karl Lagerfeld bei Chloe und erklärte, dass sie erst zurückkehren würde, wenn ein schwarzes Model auf dem Cover der Vogue erscheint.