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Diese neuen Tech-Jobs revolutionieren die Modeindustrie

Von Jackie Mallon

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Mode

Dieses Bild wurde mit Hilfe eines KI-Tools zur Visualisierung erstellt. Bild: Alicia Reyes Sarmiento / FashionUnited

Die Jobs in der Modebranche sind nicht mehr das, was sie einmal waren. Und auch Fachkräfte folgen nicht mehr den traditionellen Wegen, um in die Modebranche zu gelangen. Das vergangene Jahr war das Durchbruchsjahr für generative Künstliche Intelligenz (KI). 2024 wird ihre beschleunigte und weit verbreitete Nutzung in unserer zukunftsorientierten Branche die Arbeitskräfte auf ungeahnte Weise beeinflussen. Es ist eine aufregende Zeit für diejenigen, die eine Karriere in der Modebranche anstreben und sich bisher von diesem Bereich ausgeschlossen fühlten. Auf der anderen Seite wirft das Potenzial der sich schnell entwickelnden Technologie einen Schatten auf junge Berufstätige oder Absolventen mit einem eher traditionellen Modehintergrund, die befürchten, dass KI sie verdrängen könnte.

Laut dem 'State of Fashion Report' des Fachmagazins Business of Fashion (BoF) gaben 73 Prozent der Führungskräfte in der Modebranche an, dass generative KI 2024 eine Priorität für ihr Unternehmen sein wird, während der US-amerikanische Einzelhandelsverband National Retail Federation (NRF) berichtet, dass KI für Risikokapitalgebende 2024 ganz oben auf der Agenda steht. Die Eigenkapitalfinanzierung für generative KI-Start-ups ist 2023 sprunghaft angestiegen und erreichte allein in der ersten Jahreshälfte 14,1 Milliarden US-Dollar (12,9 Milliarden Euro). BoF prognostiziert, dass ein Viertel der generativen KI in der Design- und Produktentwicklung zum Einsatz kommen wird.

Forscher:in für generative KI

Eine der jüngsten Expertinnen auf diesem Gebiet ist Nikki Salami, Mitbegründerin des Start-ups VopplAR, das sich auf den Start in den kommenden Monaten vorbereitet.

„Ich komme aus dem Technologiebereich, aber denke, dass man in der Mode oder jeder Form von Kunst immer noch den kreativen Menschen braucht", sagte Salami gegenüber FashionUnited. „Ich habe einen technischen Hintergrund, habe für meine Diplomarbeit viel mit 3D-Druck gearbeitet und von dort aus 3D-Modellierung gelernt, während mein:e Mitgründer:in, ein:e Grafikdesigner:in, sich für Nachhaltigkeit interessiert. Wir wollten etwas Praktisches machen und dachten, dass es mit unserem kombinierten Fachwissen Sinn ergeben würde, uns auf Mode zu konzentrieren, und so entstand dieses Unternehmen. Wir mochten Mode als eine Form des Selbstausdrucks und wir lieben die Technologie.”

Durch die Arbeit mit Algorithmen des maschinellen Lernens bietet VopplAR seinen Kund:innen unzählige Designlösungen, die auf ihrer Markenästhetik und ihren kommerziellen Anforderungen basieren, und zwar in kürzester Zeit, bei gleichzeitiger Reduzierung der Kosten und des Abfalls, der bisher mit Musterstücken verbunden war. Das Angebot umfasst virtuelle Anproben, das Entwerfen mehrerer Farbvarianten und 3D-Rendering. Bei einer Handtaschenmarke umfasst der Service von VopplAR das Ändern von Griffen, Details und Beschlägen, Materialien und Farben und die anschließende Platzierung des Produkts in einer Fotoshooting-Umgebung.

Nikki Salami, Mitgründerin von VopplAR Bild: VopplAR

Derzeit befindet sich das junge Unternehmen in der Anlaufphase und hat eine Warteliste, arbeitet aber mit kleinen und mittleren Unternehmen zusammen, um herauszufinden, wie sie am besten bedient werden können, und setzt das Feedback in das Unternehmen um, bevor es in den kommenden Monaten eine private Betaversion und anschließend eine vollständige Markteinführung durchführt.

In einem dieser Unternehmen war Salamis Ansprechpartner:in keine gelernte:r Designer:in, sondern hatte eine:n Chefdesigner:in, der ihr/ihm unterstellt war. Die Kommunikation zwischen den beiden Kolleg:innen war mühselig gewesen, bis sie die von VopplAR generierte Skizze nutzten. Dadurch sei es es zu einem neuen Verständnis zwischen den beiden gekommen, sagt Salami. Eine nachhaltige Schuhmarke, die unsicher war, ob sie ein Modell in einer anderen Farbe herstellen sollte, weil sie befürchtete, dass es teuer wäre, sich nicht verkaufen ließe und eine Verschwendung von Ressourcen wäre, nutzte die Dienste von VopplAR, um vor der Herstellung eine Testanzeige mit dem Schuh zu erstellen, um festzustellen, ob die Kundschaft darauf klicken und ihn kaufen würden.

Viele der Fachleute, mit denen Salami zusammenarbeitet, haben kein Design studiert, aber sie haben das, was sie als kreativen Geist bezeichnet. Die kreative Seite von VopplAR stützt sich auf das Grafikdesign-Fundament ihrer/s Mitgründer:in, und Salami geht davon aus, dass ihre ersten Mitarbeitenden nach der Markteinführung aus dem Tech-Bereich kommen werden. Allerdings hofft sie, dass sie mit dem Wachstum des Unternehmens auch in der Designwelt nach Talenten fündig wird. „Man muss wirklich wissen, wie die Modeindustrie funktioniert und wie die Designenden denken, welche Elemente sie wollen und wie ihr Verstand funktioniert."

Dieses Bild wurde mit Hilfe eines KI-Tools zur Visualisierung erstellt.Bild: Alicia Reyes Sarmiento // FashionUnited.

Salami räumt ein, dass Geld, Interesse und Talent den Sektor überschwemmen. Es gibt mehr Start-ups in der Modebranche als je zuvor, und nicht alle werden erfolgreich sein. „Manchmal tut der Hype weh", sagt sie und warnt die Kund:innen vor dem Glauben, dass KI absolut alles, von Anfang bis Ende, sofort erledigen kann. Obwohl sie eine zunehmende Neugier auf die Technologie feststellt, zögern einige in der Modebranche noch mit der Einführung. „Man sollte keine Angst davor haben, sondern sie annehmen, denn sie ist da und entwickelt sich nur weiter, und zwar sehr schnell", sagt sie. „Ich glaube nicht, dass es den Designprozess ersetzen oder Designer:innen überflüssig machen wird. Es ist nur ein Werkzeug, das die Designenden als Teil ihres Workflows nutzen können, um besser, schneller und effizienter zu gestalten."

Kreative Technologieexpert:innen

Es gibt zwei Arten von Fachleuten, die in diesem sich rasch wandelnden Bereich arbeiten: Die einen konzentrieren sich auf ein verbessertes Kund:innen-Erlebnis, die anderen auf die Einbindung der Marke. Marken, die sich von der Konkurrenz abheben wollen, suchen nach den Fähigkeiten von kreativen Technologieexpert:innen, um jede Umgebung zu beleben - von der Produktionshalle bis zum Laufsteg der Modewoche.

David Polinchock von Brand Experience Lab beschreibt sein Unternehmen als "Spielplatz für neue Technologien", und sein Hauptsitz in Jersey City ist darauf ausgelegt, Augmented Reality (AR) und das Metaverse zu erforschen. Die Technologie ist transportabel und kann in Geschäften, Pop-ups und Veranstaltungsräumen überall installiert werden. Er lädt Kund:innen ein, dort zu experimentieren und zu verstehen, wie die Technologie ihnen dienen kann: „Machen Sie etwas, weil Sie Medienaufmerksamkeit wollen, oder machen Sie etwas, weil Sie damit direkt Einnahmen erzielen müssen. Das sind zwei unterschiedliche Zielsetzungen." Brand Experience Lab hat mit High-End-Beauty-Marken gearbeitet, glaubt aber, dass 2024 das Jahr für Modemarken sein wird.

David Polinchock von Brand Experience Lab. Bild: Brand Experience Lab

„Ich war schon immer im Bereich der neuen Technologien tätig und begann mit der virtuellen Realität und dem, was wir früher Cyberspace nannten, bevor Meta das Wort übernahm und es Metaverse nannte", erzählt Polinchock. „Ich verbrachte den Großteil der 90er damit, mit schwerer VR-Ausrüstung in Lastwagen um die Welt zu reisen, denn das war die richtige Art, es zu tun. Brand Experience Lab wurde während der Pandemie ins Leben gerufen, als, so Polinchock, "all die Dinge, über die wir 20 Jahre lang geredet hatten, die Einzelhändler:innen aber nie tun würden, plötzlich als überlebensnotwendig erkannt wurden, wie Click and Collect."

Brand Experience Lab bietet Lösungen für den stationären Handel, um das Kund:innen-Erlebnis so reibungslos wie möglich zu gestalten und Kaufhindernisse zu beseitigen, insbesondere im Bereich der bedienerlosen Einzelhandelstechnologie und der kassenlosen Geschäfte. Ein Bereich der Modetechnologie, den Polinchock mit wachsendem Interesse beobachtet, ist der der digitalen Partnerschaften, die er als entscheidend für Marken ansieht, um die jüngere Generation anzusprechen. „Wenn man vor fünf Jahren jemandem gesagt hätte, dass man mit dem Verkauf von etwas, das es nicht gibt, viel Geld verdienen kann, das Menschen, die nicht real sind, an einem Ort tragen, der nicht real ist, hätte man gelacht. But there we are!"

Kreativen Technologieexpert:innen für Retailtainment

Die zweite Rolle der Kreativen Technologieexpert:innen befasst sich eher mit Marken, die ein Publikum auf andere Weise ansprechen wollen, sei es einen bestehenden Kund:innen-Stamm oder eine neue, potenziell jüngere Zielgruppe. Marken wie Coach und Timberland haben diese Art von Medien-"Retailtainment"-Events mit Augmented-Reality-Aktivierungen und experimentellen Installationen durch groß angelegte immersive Inhalte, die Technologie, Kunst und Design miteinander verbinden, für sich entdeckt.

Lightbox ist ein Fläche im New Yorker Stadtteil Manhattan, in dem eine 360-Grad-Projektionstechnologie eingebaut ist, die es Marken ermöglicht, die Wände mit wechselnden Bildern zu gestalten und gleichzeitig Raum für analoge Erlebnisse wie Produktpräsentationen zu schaffen. Zur Feier der Zusammenarbeit zwischen dem Designer LaQuan Smith und CashApp fand in dem Raum ein immersives Abendessen statt, das Charlie Meshchaninov, Head of Enterprise Sales bei Lightbox, als eines der beliebtesten und einzigartigsten Angebote des Unternehmens bezeichnet. „Wir haben einen Tisch in der Mitte der Hauptbox, wo sich die Projektion befindet, und wir bringen themenspezifische, kundengenerierte und produktbezogene Inhalte an die Wand", sagt Meshchaninov. „Wir haben eine Küche vor Ort und unseren eigenen Küchenchef, der ein Menü mit Zutaten kreiert, die den Inhalt widerspiegeln, thematische Cocktails, und wir entwerfen eine Ästhetik, wir schichten Düfte oder andere pflanzliche Essenzen ein, entwickeln stimmungsvolle Lichter und Sound über unsere AV-Systeme. Das Ergebnis ist ein umfassendes olfaktorisches Spektakel, bei dem alle Sinne angesprochen werden und das es dem Besuchenden ermöglicht, ein Produkt oder eine Geschichte auf vielschichtige Weise zu erleben.

Infolge der massiven Zunahme virtueller Ereignisse, die es ermöglichten, das Leben während der Pandemie halbwegs normal fortzusetzen, mussten persönliche Veranstaltungen bei ihrer Rückkehr plötzlich ein zusätzliches, unaussprechliches Element aufweisen, was zu der Forderung nach immersiver Interaktivität führte. In Meshchaninovs Worten: „Wir mussten persönliche Erlebnisse nehmen und sie auf die nächste Stufe heben." Modeveranstaltungen können sich für ein abgestumpftes NYC-Modepublikum wiederholen, aber die Möglichkeit, einen Raum vollständig mit Essen, Bildern, Gerüchen und Audio zu gestalten, kann eine neue Ebene der Begeisterung für eine Marke schaffen und das Erzählen von Geschichten auf eine dynamische Art und Weise erleichtern. „Es ist, als ob man Teil der Marke wird", sagte Meshchaninov.

Lightbox ist mit einem Laufsteg in der Mitte des rechteckigen Hauptraums ausgestattet. Hier fand im September die Modenschau der Absolventen der Kent State University/IFA Paris statt. Die eindrucksvollen Präsentationen spiegelten die architektonische Eleganz von Paris mit der Dynamik und Geschwindigkeit von New York City wider. Lightbox arbeitet direkt mit den Kreativen der Mode- und Beauty-Marken sowie mit deren PR-Unternehmen zusammen. „Die Struktur des Raums ist von Natur aus nachhaltig, weil man nicht so viel aufbauen muss wie in einem normalen Raum, weil so viel digital gemacht wird", so Meshchaninov.

Charlie Meshchaninov, Head of Enterprise Sales bei Lightbox Bild: Lightbox

Damit sich das Projection Mapping nahtlos in das Veranstaltungserlebnis einfügt, ist die Technologie im Gegensatz zu den Dienstleistungen von Brand Experience Lab nicht für den Transport konzipiert. Der Lightbox-Raum wurde speziell dafür gebaut. Meshchaninov hat im letzten Jahr nicht nur einen kontinuierlichen Anstieg der Nachfrage nach immersiven Veranstaltungen beobachtet, sondern auch größere Budgets. „Aus den Gesprächen, die wir mit den Marken und Agenturen führen, erkenne ich, dass es fast eine Erwartung gibt, dass Marken etwas haben, das diese Dimension hat." Die Mitglieder des Lightbox-Teams haben eine Design-Ausbildung, einige haben einen technischen Hintergrund, und es gibt auch eine traditionelle Gastgewerbe-Komponente. Kreative Mitarbeiter:innen wurden vor allem aus der Welt des Grafikdesigns eingestellt. „Aber wir stützen uns auf die Kund:innen, um etwas davon zu generieren, und dann arbeiten wir mit den Grafiken und Markeninhalten, um den Raum selbst umzugestalten."

Dieser Beitrag wurde aus dem Englischen übersetzt und bearbeitet.

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