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Double Take fordert die Modebranche auf, Menschen mit Behinderung mitzudenken

Von Jackie Mallon

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Mode

Bild: IMAXTree für Genentech

Die Double Take Laufstegshow war ein Ereignis, das der New York Fashion Week um einen Tag vorausging. Gesponsert wurde sie von dem Biotechnologieunternehmen Genentech, das dazu beitragen will, die Sichtbarkeit von Menschen mit Behinderungen zu fördern. So traten Models, die an Spinaler Muskelatrophie leiden, bei der Show auf. Sie arbeiteten mit Open Style Lab zusammen, einer anerkannten gemeinnützigen US-Organisation, die sich der Entwicklung funktioneller und zugleich stilvoller Lösungen für und mit Menschen mit Behinderungen widmet.

Eröffnet wurde die Show von dem Singer-Songwriter und Schauspieler James Ian, der einen rosafarbenen Maßanzug trug. Auf dem Rücken war er mit einem heulenden Wolf bestickt. „Mode ist eine der Möglichkeiten, wie die Menschen einen Eindruck von einem bekommen, ohne dass man etwas sagen muss, einfach durch Kleidung und Style“, so Ian gegenüber FashionUnited. „Mode ist eine Möglichkeit, der Welt zu zeigen, wer du wirklich bist.“

Spinale Muskelatrophie ist eine fortschreitende neuromuskuläre Krankheit, die das Gehen, die Beweglichkeit und die allgemeine Muskelkraft beeinträchtigen kann und je nach Körper unterschiedliche Probleme hervorruft, wie es auch in der größeren Gemeinschaft der Menschen mit Behinderung der Fall ist. Einige sitzen im Rollstuhl, und Hosen oder Kleider, die am Gesäß Falten werfen, werden schnell unbequem, während für andere die Ärmel und Knöpfe eine Herausforderung darstellen können.

Bild: IMAXTree für Genentech

Shane und Hannah Burcaw, ein Paar, das auf seinem YouTube-Kanal Squirmy and Grubbs über eine Million Follower hat, machten einen glamourösen Eindruck, als sie über den Laufsteg rollten und liefen. Shanes eleganter lilafarbener Anzug zeichnete sich durch versteckte Innovationen aus. Open Style Lab-Mitarbeiterin Jenna Dewar, die den Anzug gemeinsam mit ihm entworfen hat, beschrieb ihn FashionUnited gegenüber backstage so: Die Hose besteht aus zwei Lagen, die innere aus Stretch-Stoff, der in einer L-Form entworfen wurde, um die überschüssige Masse zu reduzieren, die für jemanden, der in einer sitzenden Position bleibt, nicht benötigt wird. Die äußere Samtlage wird oben angeknöpft wird, wodurch die Optik des Kleidungsstücks für verschiedene Jahreszeiten oder Looks, von leger bis formell, anpassbar ist.

Die Community von Menschen mit Behinderungen wird meist vernachlässigt

Die stilvollen Rippendetails an der einer roten Lederjacke von Joe Lakhman verbergen Druckknöpfe, die es dem Träger oder der Trägerin des Stücks ermöglichen, die Ärmel zu entfernen, um sich leichter anzuziehen und gleichzeitig zwischen einer Weste oder einer Jacke zu wählen. Dieses Maß an Innovation und Möglichkeiten sollte für die Modeindustrie von großem Interesse sein, aber, so Dewar, „in Sachen Repräsentation sind Menschen mit Behinderung die letzte Gruppe, die einbezogen wird, und in den meisten Fällen haben diejenigen, die in den Medien zu Wort kommen, eine ‚able-bodied’ Perspektive, also eine ohne Behinderung. Wir haben gelernt, wie schädlich es ist, nicht alle Stimmen zu berücksichtigen. Ich hoffe, dass mehr Fernsehsendungen repräsentativ für die Gesellschaft werden und daher inspirierender sind.“

IMAXTree für Genentech

Wie auf den meisten Laufstegen neigen Kinder dazu, der Kleidung die Show zu stehlen. Das war der Fall, als eine winkende Céline Domalski in einem silbern schimmernden Flapper-Kleid mit dehnbaren Seitenteilen von ihrer Mutter Amber Joi begleitet wurde, oder als Otto Knutson in seinem türkisfarbenen Anzug mit Eis am Stiel-Print über den Laufsteg rollte und jedem Mitglied der ersten Reihe direkt ins Gesicht blickte. Schulterzwickel unterstützten seine Armbewegungen und Öffnungen in Jacke und Hemd ermöglichten den Zugang zur Magensonde.

Jede Double-Take-Zusammenarbeit zwischen Kundschaft und Modeschaffenden entstand aus einem Dialog, der sich darum drehte, wie Mitglieder der Community ihre Kleidung an ihre Bedürfnisse anpassen. James Ian würde es gerne sehen, wenn einige seiner Lieblingsmarken wie All Saints, Palm Angels oder Dolce & Gabbana adaptive Mode einführen würden. „Viele der adaptiven Kleidungsstücke sind in Bezug auf Style ziemlich eingeschränkt“, sagte er. „Sie sind eher leger oder zurückhaltend und ich würde gerne mehr Streetwear oder elegante formelle Kleidung sehen.“

Mehr Sichtbarkeit für Menschen mit Behinderung

„Es gibt noch viel zu tun, aber was wir in dieser Woche machen, trägt dazu bei, die Wahrnehmung zu stärken, dass wir ein großer Teil der Bevölkerung sind“, sagte Ian. Im vergangenen Herbst debütierte das im Rollstuhl sitzende Model Aaron Philip auf der Mailänder Modewoche auf dem Laufsteg für Moschino. In den letzten Jahren hat sich die Diskussion um Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion in der Modeindustrie stark erhitzt. Aber Ian, als Person of Color mit Behinderung, kann sich des Gefühls nicht erwehren, dass nichts davon schnell genug geschieht. Die Community ist der Meinung, dass die sie bei der Diskussion um Diversität, Gerechtigkeit und Inklusion außen vor gelassen wird. Sie ist der Meinung, dass sie immer noch nicht die Aufmerksamkeit bekommt, die sie verdient. „Wir können im Rahmen einer breiteren Diskussion noch viel mehr erreichen.“

Aus diesem Grund ist die Double Take Show so wichtig für die New Yorker Modewoche und sie gibt Ian die Hoffnung, dass Fortschritte möglich sind: „Ich freue mich, Teil der Initiativen zu sein, die versuchen, die Grenzen etwas weiter zu stecken.“

Sponsor Genentech, ein Biotechnologieunternehmen, das Medikamente für verschiedene Therapiebereiche herstellt, hat bereits zuvor Initiativen in der Musikindustrie ins Leben gerufen, aber dies ist der erste Vorstoß des Unternehmens in die Modebranche. „Ein Teil unserer Arbeit besteht darin, über die Medizin hinauszugehen und Programme für die Communitys zu schaffen, denen wir dienen“, sagte Adam Pryor, Senior Manager, Genentech Corporate Relations. „In Sachen SMA war ein Thema, das in jedem Gespräch immer wieder auftauchte, Mode und Inklusivität. Dies ist also Teil unseres ‚SMA My Way Programms‘, das unser breiteres Engagement für die SMA-Gemeinschaft darstellt.“

Die Frage bleibt: Wird die Modeindustrie ihr Engagement für die modebegeisterten Verbraucher:innen innerhalb der Gemeinschaft der Menschen mit Behinderung verstärken?

Dieser Artikel wurde ähnlich auf FashionUnited.com veröffentlicht. Redaktionelle Bearbeitung: Barbara Russ

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