Es ist eine Familienangelegenheit: Die mächtigsten Modedynastien
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In der Modewelt heißt es, es komme nicht darauf an, was man kennt, sondern wen man kennt. Während in den USA Thanksgiving gefeiert wurde und der Film ‚House of Gucci‘, über die vielleicht tragischste Familie der Mode, in den Kinos anläuft, wirft unsere Autorin einen Blick auf die großen Modehäuser und die Familien dahinter.
Gucci
Die Familie hinter dem Doppel-G-Logo hat sicherlich schon so manches Drama erlebt. Gucci feierte dieses Jahr sein 100-jähriges Bestehen, und der Verrat innerhalb dieser italienischen Modedynastie ist das Thema des Ridley Scott-Films House of Gucci, der Anfang Dezember in den deutschen Kinos anläuft und in dem Lady Gaga und Adam Driver die Hauptrollen spielen. Das 1921 von Guccio Gucci gegründete Unternehmen wurde über drei Generationen weitergegeben, aber Familienfehden führten schließlich zum Ausschluss der Guccis. In den 90er Jahren erfand sich das Unternehmen neu, als es unter der kreativen Leitung des Texaners Tom Ford an die Börse ging. Der jetzige Kreativdirektor Alessandro Michele hat jedoch seit 2002 sowohl unter Ford als auch unter dessen Nachfolgerin Frida Giannini im Unternehmen gearbeitet, bevor er selbst die Spitze übernahm, so dass er fast als Ehrenmitglied der Familie betrachtet werden könnte.
Prada
Das Luxusunternehmen Prada wurde 1913 unter dem Namen ‚Fratelli Prada ‘, oder ‚Prada Brothers‘, als ein Lederwarengeschäft gegründet. Die betreffenden Geschwister waren Mario und Martino. Später übernahm Marios Tochter Luisa die Leitung, und 1978 trat ihre Tochter Miuccia in das Unternehmen ein. Miuccia heiratete 1987 ihren Geschäftspartner Patrizio Bertelli, und 1989 wurde die erste Damenmode-Kollektion vorgestellt. Die zweite Linie, Miu Miu, kam 1992 hinzu, benannt nach Miuccias familiärem Spitznamen. Beide Kollektionen brachten eine völlig neue visuelle Sprache in die Modewelt, die bis heute nachwirkt. Seit dem vergangenen Jahr ist Raf Simons teil der Modefamilie geworden und co-designt die Kollektionen zusammen mit Miuccia. Außerdem kündigte Patrizio Bertelli diesen Monat an, die Leitung des Konzerns innerhalb der nächsten drei Jahren an den gemeinsamen Sohn Lorenzo Bertelli übergeben zu wollen.
Missoni
Missoni wurde 1953 in der norditalienischen Stadt Varese von Ottavio und Rosita Missoni als kleines Strickwarenunternehmen gegründet. Fünf Jahre später präsentierten sie ihre erste Mailänder Show. Im Jahr 1996 fand ein Generationswechsel statt, bei dem Sohn Vittorio zum Marketingdirektor ernannt wurden und Sohn Luca die Herrenmode übernahm, während Tochter Angela die Kontrolle über die Damenmode abbekam.
Enkelin Margherita kehrte von ihrem Aufenthalt in New York, wo sie an der Columbia University Philosophie studiert hatte, nach Hause zurück und wurde 2018 Kreativdirektorin von M Missoni. Anfang dieses Jahres trat Margherita im Rahmen einer internen Umstrukturierung zurück, während zwei von Vittorios Söhnen, Giacomo und Ottavio Jr, prominente Rollen innerhalb des Unternehmens übernahmen.
Versace
In einer der vielleicht holprigsten Übergaben in der Geschichte der Modebranche übernahm Donatella Versace 1997 nach der brutalen Ermordung ihres Bruders Gianni, der das Luxusunternehmen 1978 gegründet hatte, die Leitung des gleichnamigen Unternehmens. Bruder Santo wurde CEO und erbte 30 Prozent des Unternehmens, während Donatellas Tochter Allegra 50 Prozent erbte. Doch die Verantwortung für die Zukunft des Unternehmens forderte anfangs ihren Tribut, denn Donatella kämpfte mit ihrer Kokainabhängigkeit. Ihre Verletzlichkeit in Kombination mit ihrem hochgradig glamourösen Image haben sie zu einer beliebten Kultfigur gemacht, die das Unternehmen modernisierte und auch heute noch zu einem der führenden Namen der Branche macht.
Ralph Lauren
Ralph Lauren, das Oberhaupt der ersten US-amerikanischen Modefamilie, baute ein Milliarden-Imperium auf, indem er ursprünglich Krawatten aus dem Kofferraum seines Autos verkaufte. Er wurde stark vom Stil seiner Frau Ricky beeinflusst, nach der er seine meistverkaufte, bei Prominenten beliebte Luxustasche benannt hat, und arbeitet mit seinem Sohn David zusammen, der die Titel Chief Innovation Officer, strategischer Berater des CEO, Leiter der Ralph Lauren Foundation und stellvertretender Vorstandsvorsitzender trägt.
Fendi
Ein weiteres italienisches Lederwaren- und Modehaus, Fendi, wurde in Rom von Adele Casagrande gegründet, die den Familiennamen 1925 erwarb, als sie Edoardo Fendi heiratete. Fünf Töchter, Paola, Anna, Franca, Carla und Alda, erhielten jeweils 20 Prozent des Unternehmens, bis die Familie 1999 die Mehrheit an LVMH verkaufte. Silvia Venturini Fendi, Annas Tochter und Schöpferin der berühmten Baguette-Handtasche, ist immer noch eine Schlüsselfigur im Unternehmen und leitet die Accessoires-, Herren- und Kinderkollektionen, und auch ihre Tochter Delfina Delettrez, selbst Schmuckdesignerin, ist mit dem Familienunternehmen verbunden.
Armani
Der als König der italienischen Mode bekannte Giorgio Armani ist schätzungsweise 7,5 Milliarden US-Dollar wert. Er gründete sein Unternehmen 1975 mit seinem Partner Sergio Galeotti mit dem Startkapital aus dem Verkauf von Armanis Auto. Allerdings ist er nicht die alleinige Spitze des Unternehmens. Seine Schwester Rosanna ist in das Unternehmen involviert, ebenso wie zwei seiner Nichten, Roberta, die die umfangreichen PR-Aktivitäten leitet, und Silvana, die für die Damenmode zuständig ist. Seit Jahren wird darüber spekuliert, wer die Nachfolge des 87-jährigen Gründers antreten wird.
The Row
Das berühmteste Schwesternpaar in der Modebranche, die ehemaligen Kinderschauspielerinnen Ashley und Mary-Kate Olsen, gründeten 2005 das Luxuslabel The Row, benannt nach dem Londoner Epizentrum für Maßkonfektion, der Savile Row. Die mehrfach mit dem CFDA Award ausgezeichnete Marke steht für einen minimalistischen Luxus, der traditionell mit europäischen Modehäusern assoziiert wird.
Ferragamo
Der in einer armen Familie als elftes von vierzehn Kindern geborene Salvatore Ferragamo eröffnete 1912 im zarten Alter von 13 Jahren ein Lederwarengeschäft in seiner Heimatstadt Bonito, Italien. 1923 wanderte er in die USA aus und verdiente sich den Beinamen ‚Shoemaker to the Stars‘, indem er Schuhe für Joan Crawford und Gloria Swanson herstellte. 1960 übernahmen seine Witwe Wanda und ihre sechs Kinder Fiamma, Giovanna, Fulvia, Ferruccio, Leonardo und Massimo das Unternehmen, die später wiederum ihre Kinder in das Geschäft einführten.
LVMH
Eine der beiden größten Familien der Modebranche sind die Arnaults. Bernard Arnault, Vorsitzender und CEO von LVMH, leitet das größte Luxuskonglomerat der Welt und gilt als drittreichste Person der Welt. Vier seiner fünf Kinder sind in das Unternehmen involviert, vor allem Delphine, die Direktorin und stellvertretende Geschäftsführerin von Louis Vuitton ist, und Antoine, der mit dem Model Natalia Vodianova verheiratet, CEO von Berluti und Vorsitzender von Loro Piana ist.
Kering
Die Pinaults bilden zusammen mit den Arnaults die beiden tragenden Säulen der heutigen globalen Luxusindustrie. Der Geschäftsmann François Pinault gründete Kering (damals noch unter einem anderen Namen) 1963 als Holzhandelsunternehmen und wurde 1987 von seinem Sohn François-Henri unterstützt, der 2013 Präsident und CEO wurde. Das mächtige Vater-Sohn-Team steht hinter einem Imperium, zu dem Gucci, Yves Saint Laurent, Balenciaga, Alexander McQueen und Bottega Veneta gehören. François-Henri Pinault ist mit der Schauspielerin Selma Hayek verheiratet, mit der er eine Tochter hat.
Dies ist eine Übersetzung eines englischen Beitrags von Jackie Mallon. Jackie Mallon lehrt Mode in New York und ist die Autorin des Buches ‚Silk for the Feed Dogs’, ein Roman, der in der internationalen Modeindustrie spielt. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ