Esmod München schließt – ein Kapitel deutscher Modegeschichte mit ihr
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Mit der Diplomierung ihrer letzten Absolventenklasse und ihrer letzten Modenschau schloss die Münchner Esmod am Freitagabend ihre Pforten und zugleich ein Kapitel deutscher Modegeschichte. 1989 eröffneten Dorothea Beißer und Silvia Kadolsky und die erste deutsche Dependance der ursprünglich 1841 in Paris als 'École supérieure des arts et techniques de la mode' gegründete Modeschule in München.
Eine Modeschule mit Geschichte
Aus Paris kommend, beschlossen die beiden Frauen, es anderen bereits gegründeten internationalen Franchisenehmern nachzutun und eine deutsche Esmod-Niederlassung zu eröffnen. Es war eine Wette, die nicht viele zur damaligen Zeit eingegangen wären. Doch das mediale Echo auf die erste Pressekonferenz war groß. So verkündete Antonia Hilke in der damals sehr beliebten, vierteljährlich ausgestrahlten TV-Show 'Bienvenue im Kleidermarkt' sinngemäß, es sei mit Eröffnung der Esmod Deutschland ein neuer Stern am Modehimmel aufgegangen, erinnert sich Dorothea Beißer. Bereits der erste Jahrgang bestand aus 58 Schülern, die quer aus Deutschland und Österreich, sowie aus dem europäischen Ausland kamen.
1994 beschlossen sie gemeinsam, dass es Zeit für eine weitere deutsche Esmod war. Mitgründerin Silvia Kadolsky ging nach Berlin, wo die zweite Modeschule eröffnet wurde. Die erste dort stattfindende Modenschau, nur wenige Jahre nach dem Mauerfall, fand in der russischen Botschaft statt. Damals glaubte keiner daran, dass eine Modeschule in Berlin erfolgreich sein könne, doch auch hier sollten die beiden Direktorinnen mit ihrem Gespür für den Markt Recht behalten. Mittlerweile hat die Berliner Esmod, sicherlich auch der Beliebtheit der Hauptstadt geschuldet, den Münchnern den Rang und damit auch die zahlenden Studenten abgelaufen. Insbesondere seit die Berliner Esmod zur Hochschule geworden sei, und damit auch den international anerkannten Bachelor- beziehungsweise Mastertitel verleihen durfte, verzeichnete München rückgängige Einschreibungen, ließ die Leitung der Münchner Esmod verlauten. Zuletzt verständigten sich die Direktorinnen darauf, dass eine Schließung der Münchner Dependance für Esmod Deutschland insgesamt der wirtschaftlich richtige Schritt sei.
Die letzte Modenschau
Die 27 letzten Absolventen der Münchner Modeschule, die einen dualen Abschluss und 'Modelismus', eingedeutscht aus dem Französischen für Schnittmacherei, sowie 'Stilismus', also Modedesign verleiht, zeigten deshalb vergangene Woche die letzte Modenschau in der Münchner Muffathalle. Gekommen waren neben einer Jury bestehend aus Vertretern der Presse und Modeindustrie wie Blogger Jean-Claude Mpassy, Model Papis Loveday, Florian Moser, Head of Design Casual Men bei René Lezard , Kostümbildnerin Stefanie Hamann, Designerin Sophie Greiner und Detlev Feistel aus der Redaktion des Magazins Jolie auch viele Ehemalige der Schule.
Über Preise durften sich an dem Abend neben Dorothea Beißer selbst, die eine Auszeichnung für ihre Verdienste von Esmod Paris-Präsident Saturo Nino überreicht bekam, außerdem Lena Schleicher für das beste Design bei den Damenkollektionen, Marie-Theres Baier für die beste Umsetzung der Kollektion DOB, Alina Peuker für das beste Mappe bei den Herren und Luca Lina Wahler für die beste Kollektion im Bereich HAKA freuen. Elena Trukhina bekam die Goldene Nadel und Stephanie Winterhalter wurde der Prix Créateur verliehen.
Bekannte Namen unter den Absolventen
Die Münchner Modeschule brachte im Laufe ihres Daseins einige wichtige deutsche Modeschaffende hervor. Darunter Modedesigner Damir Doma, der zuerst nach Paris und später nach Mailand ging, und dort sein gleichnamiges Label aufbaute, Dirk Schönberger, heute Kreativdirketor bei Adidas und die Macher des New Yorker Kreativkollektivs Threeasfour. Weitere, in Deutschland und Österreich erfolgreiche Absolventen der Münchner Esmod finden sich in Marcel Ostertag, Eva Poleschinski, Dimitri und Dirndl-Designerin Lola Paltinger. Die Esmod Berlin Internationale Kunsthochschule für Mode setzt ihren Betrieb uneingeschränkt fort.
Fotos: Esmod München