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Fair Frank möchte Kunden den Menschen nahebringen, die ihre Schuhe produzieren

Von Vivian Hendriksz

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Mode|INTERVIEW

Amsterdam - Haben Sie sich jemals gefragt, wer Ihre Schuhe produziert hat? Obwohl fast jeder Verbraucher hierzulande mindestens fünf Paar Schuhe besitzt, kümmern sich nicht viele darum, wo ihre Schuhe herkommen, oder wer hat sie gemacht hat. Andreas Fransson, Gründer der Fair-Trade-Schuhmark Fair Frank will Konsumenten aktiv dazu ermutigen, zu fragen, wer ihre Schuhe produziert hat. Er setzt sich für mehr Transparenz und eine bessere Rückverfolgbarkeit der Lieferkette ein. Das im Frühjahr 2017 gegründete Schuhmarken-Start-Up Fair Frank will die Lücke zwischen Konsument und Hersteller schließen, indem es ihre Geschichten teilt. Zugleich soll sichergestellt werden, dass die Produkte auf sozial verantwortliche Weise gefertigt werden.

FashionUnited sprach mit Fransson in einem der Pop-up-Läden von Fair Frank in Amsterdam über seine Vision für die Marke, seine Philosophie und seine Hoffnungen für die Zukunft.

Fair Frank möchte Kunden näher an die Menschen heranführen, die ihre Schuhe produzieren

„Ich wollte meine eigene Firma gründen. Ich habe mein ganzes Erwachsenenleben in der Mode- und Textilproduktion gearbeitet ", erklärt Fransson. „Ich habe zuvor vier Jahre in Produktionsbüros in Bangladesch und Äthiopien für H&M gearbeitet und ich wollte meine Erfahrung nutzen, um etwas zu tun, das einen direkten Einfluss auf die Menschen in diesen Ländern haben würde. Ich war in Bangladesh, als Rana Plaza passiert ist - das war natürlich sehr einschneidend.“ Nachdem er aus nächster Nähe die Auswirkungen miterlebt hatte, die die Trennung zwischen der Mode und ihrer Lieferkette für die Arbeiter bedeutet, wollte er seine eigene Marke gründen. Sein Ziel war es, ein Business zu gründen, welches eine nachhaltige Handelsentwicklung in und mit den Entwicklungsländern förderte."Später, als ich in Äthiopien war, sah ich aus nächster Nähe, wie jeder versuchte, für die Textil- und Modeindustrie zu arbeiten und ich wollte versuchen, mein eigenes Ding auf eine neue, verantwortungsvolle Art zu machen.“

Während seiner Zeit in Äthiopien lernte er einige neue Lederarten kennen. Gerbereien und Schuhfabriken inspirierten ihn, Möglichkeiten zu suchen, sein eigenes Schuhlabel zu gründen. Obwohl er einen Fertigungshintergrund mitbrachte, wollte er unbedingt die richtigen Partner finden, die ihm helfen konnten. Das ist ihm offenbar gelungen: so kam Hafde, eine vertikal aufgestellte Fertigung ins Spiel: „Ich stolperte über diese Fabrik, mit der ich eine sehr enge Partnerschaft aufgebaut habe. Sie wurde schließlich mein Sourcing-Hub für Fair Frank. Es war mir besonders wichtig, einen guten Partner in Äthiopien zu finden. Hussein Feyysa bei Hafde, der mir wirklich geholfen hat, die Marke zu entwickeln, gab viel guten Input ", sagte Fransson. Er begann jedoch erst sein eigenes Label zu entwickeln, als er in Südafrika daran gearbeitet hatte, landwirtschaftliche Lieferketten für die Armen aufzubauen. Er kündigte schließlich seinen Job im Dezember 2016, um Fair Frank zu gründen und offiziell seinen ersten Schuh, einen Herren-Sneaker, im Oktober 2017 in einem Pop-up-Store im Rosmarijnsteeg 10, Amsterdam zu lancieren.

"Meine Mission ist es, Menschen zu inspirieren, sich für die Fertigung ihrer Produkte zu interessieren. "

Andreas Fransson, Gründer von Fair Frank

Fair Frank rief ein zweites Pop-up bei Spaces, in der Vijzelstraat in Amsterdam, ins Leben und wird vom 16. November bis 31. Dezember während verkaufsstarken Vorweihnachtszeit seine Schuhe bei Constyle verkaufen, ein Geschäft in Amstelpassage in Amsterdam Hauptbahnhof. Warum hat Fransson beschlossen, Fair Frank, eine äthiopische Marke, in Amsterdam zu starten? „Amsterdam ist eine Drehscheibe für nachhaltige Mode. Viele Fair-Trade-Unternehmen haben hier ihren Sitz.“ Darüber hinaus zielt Fransson darauf ab, Fair Frank für seine Zielgruppe sichtbarer zu machen. Er hatte das Gefühl, dass Amsterdam ein guter Ort sei, um seine Marke zu etablieren. Der erste Style von Fair Frank ist der Milo Sneaker - ein Sneaker aus vegetabil gegerbtem Leder, der in sechs Farbvarianten für 139 Euro erhältlich ist. Fransson arbeitete mit einem Designteam aus Italien zusammen, um die erste Kollektion zu kreieren. Das Leder, aus dem seine Schuhe gemacht werden, wird in derselben Fabrik gegerbt, in der sie auch produziert werden, was ziemlich einzigartig ist. „Es ist bahnbrechend. Die Fabrik in Äthiopien ist die erste in dem Land, die pflanzlich gegerbtes Leder produziert und verwendet. Ich bin sehr glücklich, sie als meinen Produzenten gefunden zu haben. Hussein ist selbst Chemiker und konnte sein eigenes vegetabil gegerbtes Leder entwickeln.“

"Ich wollte eine Verbindung zwischen dem Kunden und dem Arbeiter herstellen"

Andreas Fransson, Gründer von Fair Frank

Ungefähr 40 Leute arbeiten in der Fabrik an der Schuhproduktion mit und die meisten von ihnen sind Frauen. Fransson kennt die meisten von ihnen bei ihrem Vornamen, obwohl es aufgrund der Mitarbeiterfluktuation schwierig sein kann, sie alle zu behalten. Jedes Paar Schuhe, das die Fabrik verlässt, trägt die Unterschrift von einer von ihnen. Kunden können auf der Unternehmens-Website mehr über sie erfahren. „Ich wollte die Kunden dazu inspirieren, sich über die Herstellung der Produkte zu informieren. Die Modeindustrie ist zu weit von ihrer Lieferkette entfernt und ich möchte dies ändern", fügt Fransson hinzu. Er versucht, diese Kluft zu überbrücken und dem Käufer zu zeigen, dass er durch den Kauf von Schuhen einen direkten, positiven Effekt auf das Leben der Menschen in den Fertigungsländern haben kann: Er ermöglicht die Zahlung eines fairen, regelmäßigen Lohns. Darüber hinaus hat er einen Prämienfonds für die Arbeiter eingerichtet, um sicherzustellen, dass die Arbeiter vom Verkauf von Fair Frank Schuhen direkt profitieren. Für jedes verkaufte Paar gibt Fair Frank fünf Euro vom Einzelhandelspreis direkt in den Arbeiter-Fonds.

Das Ziel des Fonds ist die Verbesserung der Lebensqualität der Arbeiter, ihrer Familien und Gemeinschaften. Der Fonds wird in zweimal im Monat in Sitzungen an die Arbeiter in der Fabrik verteilt, wobei die erste im Januar 2018 stattfinden soll. 60 Prozent des Fonds werden gleichmäßig an alle Arbeiter verteilt und die verbleibenden 40 Prozent gehen an ausgewählte Entwicklungsprojekte. „Äthiopien ist gerade jetzt ein spezieller Beschaffungsmarkt, weil ich mehr für die Fertigung der Schuhe bezahle, im Vergleich zu anderen Märkten", bemerkt Fransson. "Ich könnte sie leicht aus China, Vietnam oder Indonesien beziehen und die Hälfte des Preises zahlen, aber mir ist es wichtig, Exporte aus Äthiopien zu unterstützen. Wenn ich dafür am Anfang etwas draufzahle, ist das ist in Ordnung - am Ende des Tages muss irgendjemand dafür bezahlen. "

"Rückverfolgbarkeit und Transparenz in der Lieferkette sind sehr wichtig"

Andreas Fransson, Gründer von Fair Frank

Im Gegensatz zu vielen Modemarken ist Fransson absolut von Transparenz überzeugt, wenn es um seine Lieferkette und Preisgestaltung geht - er ist sehr offen im Austausch mit seinen Kunden und Partnern, wo und wie seine Produkte gefertigt werden. „Ich denke, es ist einfach ein gutes Geschäftsgebahren, offen damit umzugehen, was du machst und was du erreichen willst“, sagt Fransson. „Rückverfolgbarkeit und Transparenz in der Lieferkette sind sehr wichtig für mich.“

Interessiert, die mehr über Fair Frank, seine Mitarbeiter und Produkte erfahren wollen, können Fairfrank.com besuchen. Dort finden sich Informationen über jeden Produktionsschritt der Schuhe, ebenso wie Arbeitergeschichten und ein internationaler Onlineshop, der kürzlich lanciert wurde.

Bilder: Messe Frank

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